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Zürcher Linke will Wirtschaftsleistung mit Zufriedenheit messen

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Zürcher Linke will Wirtschaftsleistung mit Zufriedenheit messen

Die Linken und die GLP wollen das Bruttoinlandsprodukt nicht mehr als einzigen Indikator für die Beurteilung der Wirtschaftsleistung im Kanton Zürich verwenden. Dazu reichen Politikerinnen im Parlament ein Postulat ein.
10.04.2024, 03:5610.04.2024, 03:59
Liron Blumberg / ch media
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Wenn die Schweiz beurteilt wird, wie gut es ihr wirtschaftlich geht, tut man dies ausschliesslich anhand des sogenannten Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dies wollen Jasmin Pokerschnig (Grüne), Cristina Cortellini (GLP), Rafael Mörgeli (SP) und Judith Stofer (AL) aus dem Zürcher Kantonsrat ändern.

Die Beurteilung der Wirtschaftsleistung mit weiteren Indikatoren ergänzen

Die Kantonsrätinnen und Kantonsräte laden den Regierungsrat in einem Postulat ein, darzulegen, welche Möglichkeiten es gibt, die Beurteilung der Wirtschaftsleistung des Kantons Zürich durch weitere Kriterien zu ergänzen. Sie kritisieren, dass das BIP ein reiner Indikator für quantitatives Wirtschaftswachstum sei. Es berücksichtige nur die wirtschaftliche Aktivität und nicht soziale oder ökologische Realitäten.

Gegenüber ZüriToday nennt Jasmin Pokerschnig folgendes Beispiel: «Ein Verkehrsunfall erhöht das BIP, da Reparaturkosten beziehungsweise ein kompletter Neukauf passieren. Er belastet jedoch das Gesundheitswesen und macht niemanden glücklich.»

Ein Autounfall steigert das BIP

Ein weiteres Beispiel der Kantonsrätin ist ein Familienstreit. Wenn er vor Gericht ausgetragen werden muss, benötige man häufig einen Anwalt, was wiederum das BIP steigert, jedoch die Bevölkerung nicht zufriedenstellt.

Ein hohes BIP, wie es die Schweiz hat, bedeutet Wohlstand. Doch ökonomischer Wohlstand ist nicht die einzige Dimension, die aussagt, wie es um das Wohlbefinden der Bevölkerung steht. Die Grünen-Kantonsrätin will, dass das BIP erhalten bleibt, der Kanton aber auch das Wohlergehen der Bevölkerung misst und in die Wirtschaftsleistung einfliessen lässt.

Das Königreich Bhutan gilt als Vorzeigebeispiel, wenn es darum geht, neben dem BIP auch andere Faktoren zu betrachten. Das Land in Asien misst mit dem sogenannten Bruttonationalglück, wie glücklich die Bevölkerung ist. Jasmin Pokerschnig will jedoch nicht das Glück messen, sondern das Wohlergehen. Wie und was genau gemessen werden soll, bleibt unklar.

Ein Ökonom schätzt ein

Der Ökonom und Glücksforscher Mathias Binswanger findet es grundsätzlich richtig, dass man weitere Indikatoren in die Beurteilung der Wirtschaftsleistung einfliessen lassen will. Denn ein höheres BIP führt laut ihm – und auch der Kantonsrätin Pokerschnig – nicht gleich dazu, dass die Menschen zufrieden sind.

Er ist ausserdem der Meinung, dass eine Umsetzung des Postulats möglich wäre. Man müsse sich einfach im Klaren sein, wie man dies tun möchte. Als ersten Schritt müsse man schauen, welche Daten heute schon zur Verfügung stehen. Einfach Umfragen zu machen, würde nicht helfen, so Binswanger. «Klar muss man Menschen befragen, zum Beispiel zum psychischen Wohlergehen. Zusätzlich braucht es jedoch auch objektive Fakten, die man anschauen muss.»

Indikatoren, die man messen kann, sind laut dem Ökonomen zum Beispiel Lebensbedingungen in einer Region, Umweltindikatoren oder auch Sozialindikatoren.

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