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Zürcher Opernhaus lässt Putin-Freundin singen

Die Starsopranistin Anna Netrebko bei einem Auftritt Ende September im Kreml-Gebäude in Moskau.
Die Starsopranistin Anna Netrebko bei einem Auftritt Ende September im Kreml-Gebäude in Moskau.Bild: EPA/YURI KOCHETKOV

Zürcher Opernhaus lässt Putin-Freundin singen

Ende März soll die russische Starsopranistin Anna Netrebko im Opernhaus Zürich auftreten. Diese ist bekannt für ihre Nähe zum Putin-Regime. Von einer Ausladung will das Zürcher Opernhaus dennoch nichts wissen.
28.02.2022, 09:4528.02.2022, 10:48
Tobias Matsch / ch media
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Selten war die Stimme der Lady in Giuseppe Verdis «Macbeth» so umstritten wie die Ende März im Opernhaus Zürich. Sie wird von Putin-Verehrerin und Starsopranistin Anna Netrebko gesungen. Bei diversen russischen Festlichkeiten wurde die 50-jährige in der Nähe von Wladimir Putin abgelichtet. So eröffnete die Sopranistin sowohl die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi wie auch die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 in Moskau.

Netrebko gilt als enge Vertraute des russischen Machthabers, der vor wenigen Tagen den Krieg mit der Ukraine anzettelte. Doch nicht nur ihre Nähe zur Person Wladimir Putins, sondern auch zu dessen Einstellungen sorgen in der Opernszene für Stirnrunzeln.

Netrebko und die Flagge Grossrusslands

Anna Netrebko spendete 2014 Geld für das Opernhaus im ostukrainischen Donezk und lichtete sich mit einem Separatistenführer und der grossrussischen Flagge in der Hand ab. Diese Fahne von «Noworossija» symbolisiert die Zugehörigkeit der Ostukraine zu Russland. Sie steht damit sinnbildlich für den Konflikt zwischen Vladimir Putin und der Ukraine. In Russland kennt die rote Fahne mit dem blauen Kreuz jedes Kind. Dennoch bestand Anna Netrebko im Nachgang darauf, dass sie nicht wusste, was diese Fahne bedeutete.

Der Druck auf die Sopranistin wurde deshalb in den letzten Tagen grösser und die Öffentlichkeit forderte ein Statement von ihr. Auf Instagram meldete sie sich zu Wort. Sie fühle sich unter Druck gesetzt und es wäre nicht in Ordnung, dass sie sich in aller Öffentlichkeit positionieren müsse, geschweige denn ihr Vaterland beschimpfen müsse. Am Ende glättete sie jedoch die Wogen und beschwichtigte, dass auch sie keinen Krieg wolle.

Opernhaus plant keine Konsequenzen

Nun stützt sich auch das Zürcher Opernhaus auf die milde Haltung der Starsopranistin. «Uns liegen keinerlei Informationen darüber vor, wie sich Frau Netrebko zur Ukraine-Krise insgesamt und zur aktuellen Lage positioniert. (...) Das Opernhaus Zürich hat einen bindenden Arbeitsvertrag mit Frau Netrebko", so Andreas Homoki, Intendant des Opernhauses Zürich, gegenüber dem St. Galler Tagblatt.

Dieser bindende Arbeitsvertrag wird dem Opernhaus Mehreinnahmen im sechsstelligen Bereich in die Kassen spülen. Somit wird am 26. und 29. März die Lady in Giuseppe Verdis «Macbeth» wohl von Anna Netrebko gesungen. In einem Gebäude, das seit Samstag in den Nationalfarben der Ukraine angeleuchtet wird.

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