Auf fast schon bizarre Weise hat sich die ARD, Deutschlands wichtigste öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt, am Sonntag ins eigene Knie geschossen: Ein sogenanntes Sommerinterview, das der Sender am Nachmittag mit der AfD-Chefin Alice Weidel im Berliner Regierungsviertel führte, wurde derart massiv von Protestierern gestört, das zeitweise schwer zu verstehen war, was die Politikerin und der Moderator redeten.
Hinter der Protestaktion zu stehen, nimmt das «Zentrum für Politische Schönheit» für sich in Anspruch, eine Gruppe von Aktivisten um den Schweizer Philipp Ruch. Die Gruppe war mit einem Bus aufgefahren, der mit starken Lautsprechern ausgestattet war.
«Scheiss AfD», lautete der Text, der zu einer monotonen Melodie abgespielt wurde. Hinzu kam der Lärm von Trillerpfeifen und Hupen. Weidel musste sich einige Male weit nach vorne beugen, um den Moderator verstehen zu können. Später wurden die Störgeräusche leiser, offenbar wegen eines Polizeieinsatzes.
Warum die ARD die Sendung trotz der Proteste wie geplant aufzeichnete und am Sonntagabend ausstrahlte, blieb vorerst unklar. Selbst wenn ein Ausblenden oder Herunterdimmen der Störgeräusche technisch nicht möglich gewesen sein sollte, hätte der Sender die Aufzeichnung abbrechen und verlegen können. Das Hauptstadtstudio der ARD liegt nur einige hundert Meter von dem Bürogebäude des Bundestags entfernt, auf dessen Terrasse Weidel und der Journalist sassen.
Für die AfD und ihre Unterstützer ist der Vorfall eine willkommene Gelegenheit, sich einmal mehr als Opfer des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darzustellen. Die Gewinner des Tages sind somit Weidel und die Aktivisten, die sie niederpfiffen, leben doch beide Seiten voneinander.
Der Politikerin, um die es zuletzt ein wenig stiller geworden war, verschafft der Skandal eine Aufmerksamkeit, die durch das herrschende Sommerloch umso grösser ist. Und die Aktivisten um Ruch, die mit ihren abgestandenen Provokationen lange Zeit niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken konnten, haben wieder einmal ihre 15 Minuten Ruhm.
Verlierer sind dagegen die ARD und der öffentlich-rechtliche Rundfunk, deren ohnehin schwindende Akzeptanz durch Vorfälle wie den vom Sonntag noch weiter sinken dürfte. Auf sozialen Medien wie X wurde der Sender heftig kritisiert – und zwar auch und gerade von Journalisten und Politikern, die mit der AfD nichts am Hut haben.
Vertreter der Partei niederzubrüllen, sei nicht der richtige Weg, sich mit ihr auseinanderzusetzen, lautete der Tenor. Derartige Reaktionen machen zumindest ein wenig Hoffnung, dass sich der Umgang deutscher Medien mit der AfD künftig ein wenig versachlichen könnte. Bei der ARD sollte man das Sommertheater zum Anlass nehmen, in sich zu gehen. (aargauerzeitung.ch)
Diese Aussage vermittelt ein Zerrbild. Es ist nicht so, dass die öffentlich-rechtlichen Medien von einer Mehrheit nicht akzeptiert werden. Eine neuere Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung hat ergeben, dass 70% der Menschen in Westdeutschland und 58% der Menschen in Ostdeutschland der politischen Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vertrauen.
Vorsicht! Wer will die Medien schlechter reden als sie sind...?
Warum?
Dies zeigte doch nur die mittlerweile vorherrschende "Empörungskultur" in Deutschland in ungeschminkter und ehrlicher Weise.
Da kann auch keiner von "Lügenpresse" o.ä. reden.