Ein Schwatz im Zug kam einen Reisenden teuer zu stehen. Mit einem 2.-Klasse-Ticket in der Tasche fuhr ein Lernender kürzlich von Eglisau nach Zürich. Er habe sich zur 2. Klasse bewegen wollen, als er in der 1. Klasse einen Kollegen getroffen habe, schildert Marvin O. auf der Online-Plattform SBB Community.
Er habe kurz einige Worte mit dem Kollegen ausgetauscht, da niemand sonst im gesamten Abteil gewesen sei, berichtet der Passagier weiter. «Ca. 1 Minute später wurde mir eine Busse gegeben, weil ich mich mit meinem Kollegen, der ein 1.-Klass-Ticket hat, in der 1. Klasse unterhalten habe.» Er sei recht erstaunt gewesen und habe nicht glauben können, dass ihm sowas jemals hätte passieren können.
Auf der Plattform fragt O., ob es möglich sei, die Busse zu stornieren. «Ich bin noch in der Lehre und kann es mir nicht leisten, mein Ticket von 180.- und eine Busse von 140.- zu bezahlen.»
SBB-Mediensprecher Reto Schärli bestätigt auf Anfrage, dass der Aufenthalt in der 1. Klasse ohne entsprechenden Fahrausweis nicht gestattet sei. Der Kunde habe einen Beleg mit Kontaktangaben des SBB Service Centers Einnahmen erhalten. «Er kann sich mit diesem in Verbindung setzen und die Situation schildern.» Einen Anspruch auf Kulanz gebe es aber nicht.
Tatsächlich verteilt die SBB Reisenden mit teilgültigem Fahrausweis beim ersten Vergehen nicht gleich eine 140 fränkigen Schnuri-Busse. Im ersten Fall kassieren Schwarzfahrer in der Luxus-Klasse laut ÖV-Tarif 600 der Alliance Swisspass einen Zuschlag von 70 Franken. Im Wiederholungsfall kommen 40 Franken Staffelungsgebühr dazu. Wird jemand ein drittes Mal ohne entsprechendes Ticket im 1.-Klasse-Waggon erwischt, erhöht sich die Staffelungsgebühr auf 70 Franken. Gut möglich ist, dass der Lernende demnach 140 Franken zahlen musste, weil er bereits zum dritten Mal in der 1. Klasse erwischt wurde und womöglich geglaubt hatte, dass eine kurze Plauderei dort nichts koste.
Mehr Spielraum haben Passagiere mit 1. Klasse-Tickets. «Im offenen Schweizer ÖV-System darf mit einem 1.-Klasse-Ticket auch in der 2. Klasse gefahren werden», sagt Schärli.
Zu Stosszeiten kann es manchmal schwierig sein, in einem Abteil einen Platz zu finden. Passagiere, die solche mit 1.-Klasse-Ticket verdächtigen, ihre Waggons zu verstopfen, liegen aber falsch. «Bei sehr guter Auslastung der Züge geschieht dies erfahrungsgemäss kaum», sagt Schärli.
Häufiger kommt laut dem Mediensprecher hingegen vor, dass sich Reisende in sehr gut ausgelasteten Zügen einen Klassenwechsel gönnen, um in der 1. Klasse reisen zu können. Reisenden mit Billett, Tageskarte oder GA bietet der Sparklassenwechsel auf vielen Schweizer ÖV-Strecken bis zu 50 Prozent Rabatt.