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So lief der millionenschwere Drogenhandel im Zürcher Neugasshof

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Bild: Google StreetView

So lief der millionenschwere Drogenhandel im Zürcher Neugasshof

Ein Gerichtsprozess hat den jahrelangen Handel mit Drogen in der Zürcher Bar Neugasshof offengelegt. Fünf Männer und eine Frau handelten dort mit kiloweise Cannabis. Zwei von ihnen wurden jetzt verurteilt.
16.05.2023, 04:5116.05.2023, 04:51
Oliver Schneider / ch media
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Zwischen 2013 und 2017 sollen im Neugasshof mindestens 330 Kilogramm Marihuana und etwa 10 Kilogramm Haschisch verkauft worden sein. Gesamtwert: rund drei Millionen Franken. Zwei der Dealer – ein 56-jähriger Schweizer und ein 47-jähriger Iraner – mussten sich am Montag vor dem Bezirksgericht Zürich wegen Drogenhandels und weiterer Straftaten verantworten.

100 bis 150 Deals am Tag

Der ältere der beiden Beschuldigten arbeitete als Kellner im Neugasshof. Der jüngere führte ein Bekleidungsgeschäft an der Langstrasse und schaute regelmässig zum Kiffen vorbei. Das System dort war einfach, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Beschafft wurde die Drogen vom Neugasshof-Besitzer Roland Gisler. Die beiden Beschuldigten halfen ihm, die illegale Ware auszuladen.

Dreh- und Angelpunkt für den Weiterverkauf war der videoüberwachte Memberraum der Beiz im ersten Obergeschoss, wo konsumiert und gedealt wurde. Ausgewählte Drogenkäufer erhielten von Gisler einen Badge, um eintreten zu dürfen. Ohne Badge mussten Drogenkäufer 2 Franken Trinkgeld an das Servicepersonal abtreten.

Dadurch kamen täglich rund 200 bis 300 Franken zusammen, was auf etwa 100 bis 150 Drogenkäufer pro Tag schliessen lässt. Ausserdem musste jeder Drogen-Kunde im Neugasshof mindestens ein Getränk bestellen. Dadurch erzielte das Lokal einen Umsatz von bis zu 60'000 Franken pro Monat, was gemäss Anklage ohne Drogenhandel nicht der Fall gewesen wäre.

Angeklagte sind geständig

Beide Angeklagten sind geständig. Den 56-Jährigen verurteilte das Gericht wegen Drogenhandels zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten bei zwei Jahren Probezeit. Ausserdem muss er 30'000 Franken Drogengewinn an den Staat bezahlen.

Beim 47-Jährigen kamen neben dem Drogenhandel weitere Straftaten hinzu. Im Sommer 2020 griff er einen Mann auf dem Parkplatz des Seebades Rüschlikon an. Ein halbes Jahr später widersetzte er sich einer Polizeikontrolle. Er erhielt für alle diese eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten, die er absitzen muss. 24 weitere Monate Freiheitsstrafe hat das Gericht bei einer Probezeit von fünf Jahren zur Bewährung ausgesetzt.

Neugasshof-Besitzer und Milieugrösse Roland Gisler als Kopf der Gruppe wurde bereits Ende 2022 zu vier Jahren Gefängnis und einer Rückzahlung von 633'000 Franken Drogengewinn verurteilt. Sein Anwalt Valentin Landmann zog das Urteil ans Bundesgericht weiter. Ein Entscheid liegt noch nicht vor. Zwei weitere Drogenhändler erhielten bereits vor rund drei Jahren bedingte Freiheitsstrafen von 14 beziehungsweise 16 Monaten.

(osc)

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