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«Ich hoffe, es gibt nächstes Jahr wieder mediterrane Nächte»

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Bild: KEYSTONE/Ennio Leanza

«Ich hoffe, es gibt nächstes Jahr wieder mediterrane Nächte»

Die Gäste und Betriebe hats gefreut, der Quartierverein ist besorgt und Stadt sowie Bar und Klub Kommission sind zufrieden. Die Meinungen über die mediterranen Nächte gehen nach wie vor auseinander. Jetzt ziehen Pro- und Kontra-Seiten ihr Fazit.
25.08.2022, 06:2625.08.2022, 06:47
Maarit Hapuoja / ch media
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141 Gastrobetriebe, vorwiegend in den Kreisen 1, 4 und 5, durften während den letzten sechs Wochenenden ihre Öffnungszeiten verlängern. Bis morgens um zwei Uhr waren die Terrassen dieser Zürcher Beizen geöffnet. Nun sind die mediterranen Nächte vorbei. Die Stadt Zürich zieht eine positive Bilanz, Projektgegner sehen das anders.

«Insgesamt ein gutes Bild»

Das Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich blickt positiv auf die mediterranen Nächte zurück. «Es hat wenig Probleme und keine gravierenden Komplikationen gegeben», sagt Sprecher Mathias Ninck. Nebst vereinzelten Lärmklagen habe es Trittbrettfahrer gegeben. «Vier Gastrobetriebe haben ohne Bewilligung am Projekt teilgenommen. Diese wurden verzeigt», sagt Ninck.

Ebenfalls zufrieden ist Alexander Bücheli mit den mediterranen Nächten. «Die Hotline wurde nicht mit Anrufen überflutet und wir mussten dementsprechend wenig mit der Lärmpatrouille intervenieren», so der Mediensprecher der Bar und Klub Kommission Zürich. Es habe sich gezeigt, dass sich die mediterranen Nächte an den meisten Orten problemlos umsetzen lassen. «Die Gäste zeigten sich dankbar, dass sie länger draussen sitzen konnten und bedient wurden.» Es habe aber einzelne Situationen gegeben, in denen die längeren Terrassen-Öffnungszeiten zu einer Mehrbelastung geführt haben.

«Zu laut, zu belastend»

Der Quartierverein Kreis 1 rechts der Limmat sieht das ganz anders. Vereinspräsident und seit Beginn Gegner des Projekts, Felix Stocker, sagt, er habe sehr viele Rückmeldungen von Anwohnerinnen und Anwohnern erhalten. «Auf der Plattform für Meldungen von Vorfällen lerngruppe.ch sind über 200 Meldungen während der Zeit der mediterranen Nächte eingegangen.» Das zeige, dass die Nächte sehr belastend gewesen sind und dass das Quartier sehr darunter gelitten hat.

Seit Jahren macht der Quartierverein gegen die zu grosse Belastung der Innenstadtquartiere aufmerksam. Die mediterranen Nächte würden diese Belastung erhöhen und auch die Gesundheit der Anwohnenden negativ beeinflussen, sagt Stocker. «Innenstadtquartiere kommen für gewisse Bevölkerungsgruppen nicht mehr als Wohnort infrage. Das macht uns grosse Sorgen.»

Lärmpatrouillen an Beschwerdeorte geschickt

Bücheli meint jedoch, dass Anregungen der Stadtbevölkerung sofort wahrgenommen wurden. Über alle Wochenenden hinweg habe es insgesamt 20 Anrufe auf der Hotline gegeben, bei denen es sich um eine Lärmbeschwerden gehandelt hat, so Bücheli. «In den Fällen, in denen der Lärm in Zusammenhang mit den längeren Öffnungszeiten stand wurde die Lärmpatrouille avisiert und diese konnte dementsprechend das Gespräch mit den Gästen oder dem Betreiber des betroffenen Betriebes suchen».

Wie eine solche Lärmpatrouille der mediterranen Nächte aussah, zeigt folgendes Video des ersten verlängerten Sommerabends:

Ob es nächstes Jahr wieder mediterrane Nächte geben wird oder ob diese zu einem fixen Sommerhappening werden, steht noch in den Sternen. «Wir werten das Pilotprojekt aus und sprechen mit Gastroleuten sowie Anwohnerinnen und Anwohnern», erklärt Mathias Ninck. Zudem erfolge ein Quervergleich mit anderen Städten, die ein solches Projekt ebenfalls durchführen.

Freude vs. Ernüchterung

Bücheli betont, es sei wichtig, dass es nun eine gemeinsame Auswertung mit Stadt, Polizei und Quartierverein gibt. «So kann gelernt werden, wo längere Terrassenöffnungszeiten problemlos umsetzbar sind, wo es zu einer Mehrbelastung kommt und wie solche allenfalls verhindert werden können.» Der Mediensprecher der Bar und Klub Kommission freut sich auf die gemeinsame Diskussion und hofft, dass Terrassen nächstes Jahr erneut länger öffnen dürfen. Der Entscheid erfolgt dann laut Ninck voraussichtlich im ersten Quartal 2023.

Dass künftig mediterrane Nächte immer stattfinden, ist für Felix Stocker eine Befürchtung. «Die Gastro-Lobby ist unglaublich stark in der Stadt Zürich und hat die Politik im Griff. Sie wird sich wohl durchsetzen. Das hat negative Auswirkungen auf die Innenstadtquartiere.» Stocker und der Quartierverein werden sich auch künftig gegen das Projekt wehren. «Wir kämpfen für die Innenstadt als Wohnquartier», sagt Stocker abschliessend.

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