Zürich
ZüriToday

«Ich chan es Zündhölzli azünde» – ein Stück über Wut und Protest

Bild
Bild: Diana Pfammatter

«Ich chan es Zündhölzli azünde» – ein Stück über Wut und Protest

Protest – davon handelt die Talkshow, die sich auf der Bühne des Stücks «Ich chan es Zündhölzli azünde» im Schauspielhaus Zürich abspielt. Es geht um Wut und um die Frage, wer in der Schweiz eigentlich wütend sein darf.
16.03.2023, 21:1816.03.2023, 21:18
Noëmi Laux / ch media
Mehr «Zürich»

Yalaz Çavuşoğlu ist wütend. Wütend über die unfairen Bedingungen auf den kantonalen Migrationsämtern, wütend über die gänzlich missratene Asylpolitik in der Schweiz. Yalaz arbeitet als Türkisch-Dolmetscherin für das kantonale Migrationsamt und hat kürzlich Videos online gestellt, in denen sie die Arbeit des Amtes kritisiert und aufzeigt, was in ihren Augen schiefläuft.

Wie weit darf Protest gehen?

Darum soll es in der Talkshow «Zündstoff» mit Moderator Thomas Zürcher gehen. Das Thema des Abends lautet: Wann geht Protest zu weit? Neben Yalaz sind zwei weitere Gäste geladen: Thomas Wagner, ein deutscher Velo- und Umweltaktivist (besserwisserisch und schleimig) und Adrian Brie, Jugendsoziologe und ehemaliges «Problemkind» (politisch überkorrekt aber nicht wirklich überzeugend).

Am unangenehmsten ist aber der aalglatte, «möchtegern-originelle» Moderator. Dass er weder von Yalaz Çavuşoğlu noch von ihrer Kritik an der Schweizer Migrationspolitik viel hält, ist offensichtlich. Er lässt Yalaz selten ausreden, schmeisst mit Suggestivfragen, sexistischen und rassistischen Aussagen um sich. Ob sich Yalaz denn eigentlich gut integriert habe, will er etwa wissen. «Ich muss mich nicht integrieren, ich bin hier zu Hause», ihre Antwort.

Darüber hinaus muss sie sich von den andern beiden Männern erklären lassen, was sie alles hätte anders machen sollen: Warum warst du denn so wütend? Hättest du nicht mehr erreicht, wenn du freundlich geblieben wärst? Yalaz bleibt freundlich, lässt die rassistischen und sexistischen Anspielungen über sich ergehen. In ihr jedoch beginnt es zu brodeln; ihre Fäuste ballen sich und die Mimik wird angespannt.

Und dann kommt der Knall

«This girl is on fire» tönt es durch die Lautsprecher. Szenenwechsel. Wo vorher noch das Podium, der unangenehme Moderator und die Gäste sassen, sind jetzt schwarz gekleidete Gestalten zu sehen – Yalaz' innere Stimmen. «Sei laut und wehr dich», heisst es auf der einen Seite, «Wut ist keine Lösung, bleib ruhig», auf der anderen. Je länger, desto mehr geben sich die Stimmen als Figuren aus ihrem Leben zu erkennen: Schwester, Exfreund und Freund*innen. Gemeinsam und gegeneinander wird über Wut diskutiert, wann und in welcher Form sie gerechtfertigt ist.

Wer darf in der Schweiz eigentlich wütend sein?

Aber auch das Publikum muss sich mit der eigenen Wut und der Frage auseinandersetzen, wer in der Schweiz eigentlich wütend sein darf und wie konstruktiver Protest aussieht. Einzelne Szenen sind etwas langfädig, die Charaktere – insbesondere im ersten Akt – oft klischeehaft, doch so kommt die Message der Autoren und der Regisseurin an: Lass dir nicht alles gefallen!

Das Stück «Ich chan es Zündhölzli azünde» von Laurin Buser und Fatima Moumouni (Bullestress) wird noch bis zum 4. April im Schauspielhaus Zürich gezeigt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!