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Traum von Profikarriere kostet Eltern zehntausende Franken

Für die Familie Federer hat sich die Investition in die Sportkarriere ihres Sohnes Roger ausbezahlt. Wie steil die Karriere werden würde, ahnte hier am World Youth Cup 1996 allerdings noch niemand.
Für die Familie Federer hat sich die Investition in die Sportkarriere ihres Sohnes Roger ausbezahlt. Wie steil die Karriere werden würde, ahnte hier am World Youth Cup 1996 allerdings noch niemand.Bild: KEYSTONE/Str

Traum von Profikarriere kostet Eltern zehntausende Franken

Die Förderung junger Sporttalente ist teuer. Eine Familie an der Goldküste zahlt beispielsweise jährlich 36'000 Franken für die Skikarriere ihrer Tochter. Doch wie sieht es bei anderen Sportarten wie Tennis, Reiten oder Schwimmen aus?
10.11.2024, 06:5210.11.2024, 06:52
Thomas Wey / ch media
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Kürzlich gab eine Familie aus Erlenbach in der «Zürichsee-Zeitung» bekannt, dass eine Saison für ihre Tochter – ein Ski-Nachwuchstalent – rund 36'000 Franken kostet.

Ein stolzer Betrag. Aber wie verhält sich dies im Vergleich zu anderen Sportarten? Wie teuer ist die Karriere in Sportarten wie Tennis, Reiten und Schwimmen für die Familien der jungen Talente?

Harmonisierte Förderung von der Talentauswahl bis zum Durchbruch

Die Kosten auf dem Weg zur Profikarriere unterscheiden sich je nach Sportart – die Entwicklungsschritte sind aber die gleichen. Hierfür arbeiten Swiss Olympic und die Verbände mit dem Modell «FTEM» (Foundation, Talent, Elite, Mastery).

Das Konzept strukturiert seit 2016 die Nachwuchsentwicklung in Einzel-, Team- und Mannschaftssportarten mit einheitlichen Stufen und Phasen. Massgeblich sind in erster Linie die Leistungen der jungen Sportlerinnen und Sportler – und nicht das Alter.

Training, Material und Mobilität als Kostentreiber

Der Weg an die nationale Spitze erfordert viel Ehrgeiz, Durchhaltevermögen – und Geld. Die verschiedenen Phasen sind für die Familien der Jungtalente unterschiedlich kostenintensiv. Die Ausgaben steigen mit zunehmendem Erfolg und lassen sich in vier Kategorien unterteilen: Trainingsbetrieb, Mobilität, Material und Ausbildung.

Während die Schulgelder oft vom Kanton übernommen werden, steigen die Ausgaben für Material und Reisen zu Trainings und Wettkämpfen mit jeder neuen Phase deutlich an. Immerhin werden die Kosten für die Sportausrüstung teilweise schon früh von Sponsoren übernommen und in vielen Sportarten gibt es spezielle Fonds und Stiftungen zur Nachwuchsförderung.

Der Traum der Profikarriere kann für Familien aber trotz dieser Förderungen eine erhebliche finanzielle Belastung bedeuten.

Ski Alpin: Bis 20'000 Franken

Swiss-Ski kennt die groben Zahlen für angehende Ski-Talente. Jährlich fallen gemäss Verband in den Phasen T1 und T2 zwischen 2000 und 9000 Franken an. In den weitaus intensiveren Phasen T3 und T4 steigen die Ausgaben schnell an. Und zwar auf rund 10'500 bis 19'000 Franken (T3) beziehungsweise 14'500 bis 20'000 Franken.

Die Zahlen beinhalten keine Schul- oder Internatskosten. Wenn eine Familie – wie im Fall am Zürichsee – die Schulkosten selbst trägt, steigen die jährlichen Ausgaben auf bis zu 35'000 Franken – ohne Garantie, dass der junge Sportler oder die junge Sportlerin den ersehnten Sprung in die Elite schafft.

Besonders hohe Kosten fallen im Skisport in der Kategorie Mobilität an. Für Trainings und Wettkämpfe müssen die Athletinnen und Athleten viel und weit reisen. Gemäss Auskunft von Swiss Ski liegen die Ausgaben für die Fahrten und Übernachtungen bei 1000 (T1) bis 10'000 Franken (T4) pro Jahr.

Springreiten: Bis 51'000 Franken – ohne Pferdekauf

Im Reitsport sind die Pensions- und Unterhaltskosten für das Pferd die höchsten Kostentreiber. Swiss Equestrian rechnet mit jährlichen Kosten über alle Talentphasen von 26'800 Franken.

Darin enthalten sind die Ausgaben für Sattel, Zäume, Bekleidung und Ausrüstung von etwa 10'000 Franken pro Jahr. Dazu kommen die Pensions- und Unterhaltskosten inkl. Tierarzt für das Pferd, im Schnitt etwa 1'400 Franken pro Monat – also 16’800‬ Franken pro Jahr und Pferd. Je höher das sportliche Niveau, desto eher verfügten die Jugendlichen über mehr als ein Pferd, erklärt der Verband.

Während die Materialkosten über alle Phasen gleich bleiben, nehmen die Mobilitätskosten für Trainings und Wettkämpfe mit jedem Karrieresprung zu. Liegen diese in der Phase T1 noch bei etwa 3000 Franken im Monat, steigen die Ausgaben für Fahrten und Übernachtungen bei Trainings und Wettkämpfen bis zur Stufe T4 rasant. Das Reisen der Athletinnen und Athleten und Pferde kostet gemäss Swiss Equestrian in dieser Phase 17'000 Franken pro Jahr.

Insgesamt belaufen sich die jährlichen Kosten für den Pferdesport auf bis zu 51'600 Franken – wohlgemerkt ohne die Anschaffung eines Pferdes. Die Kosten für diese Investition variieren gemäss Verband sehr stark.

Schwimmen: Bis 13'000 Franken

Während im Reitsport das lebendige «Sportgerät» massive Kosten verursacht, kommen die Sportlerinnen und Sportler beim Schwimmen mit deutlich günstigerem Material aus. Für Trainings-Badeoutfits rechnet Swiss Aquatics in jeder Stufe mit Kosten zwischen 200 und 500 Franken pro Jahr.

Dazu kommen nebst Trainingsmaterial spezielle Wettkampfbadehosen – und damit Kosten von 400 bis 1200 Franken pro Jahr. Diese Schwimmanzüge bestehen aus einem besonderen Material, sind völlig wasserabweisend und passen sich den Konturen des Körpers perfekt an. Je dichter und anliegender, desto hydrodynamischer und schneller ist man im Wasser.

Die höchsten Kosten löst im Schwimmen gemäss Auskunft des Verbands aber der Trainingsbetrieb aus. Insbesondere die Trainingslager sind ein starker Kostentreiber. In der Stufe T2 finden beispielsweise ein bis zwei Trainingslager pro Jahr statt. Der Verband rechnet hierfür mit 1000 bis 1600 Franken. In den Stufen T3 und T4 sind es bereits bis zu vier nationale oder internationale Trainingslager, die rund 2500 bis 4000 Franken kosten.

Insgesamt schätzt der Verband Swiss Aquatics die Kosten für Jungtalente im Schwimmsport ohne Schulkosten auf knapp 3000 Franken in der Stufe T1 bis maximal 13'000 Franken in der Stufe T4.

Tennis: Bis 140'000 Franken

Die Angaben für Tennis-Nachwuchstalente hat Swiss Tennis zusammengetragen. Die höchsten Ausgaben fallen für das Training inklusive Vereinsgebühr, Verbandsbeiträge und insbesondere die Trainerstunden an.

In der Stufe T2 schätzt der Verband die Trainingskosten beispielsweise auf 10'000 bis 40'000 Franken. In der Stufe T3 sind es schon 20'000 bis 50'000 Franken und in der Stufe T4 sogar bis zu 100'000 Franken pro Jahr. Gemäss Swiss Tennis ist es hier entscheidend, ob bei einem Verband oder mit einem Privattrainer trainiert wird.

Die Mobilitätskosten für Trainings und Wettkämpfe beziffert Swiss Tennis auf zwischen 2500 und 40'000 Franken. Der Verband ergänzt, dass die Verpflegungs- und Übernachtungskosten in den höheren Phasen häufig vom Turnier übernommen werden.

Wie im Skisport sind im Tennis die Materialkosten ab der Stufe T4 üblicherweise durch Sponsoren gedeckt. Davor betragen die Ausgaben für die Sportkleidung und Rackets jährlich zwischen 200 und 3500 Franken. Insgesamt kostet die Tenniskarriere ohne Schulkosten in den vier Talentphasen zwischen 12'000 und 140'000 Franken.

Hohe Kosten, ungewisser Return

Von allen untersuchten Sportarten sind die Kosten im Schwimmsport mit jährlich 3000 bis 13'000 Franken am tiefsten. Am teuersten ist der Weg zur Profikarriere im Pferdesport und im Tennis. In diesen Sportarten locken allerdings auch die höchsten Wettkampfprämien – sofern der Durchbruch dann wirklich gelingt.

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