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«Luxus-Schrott» – Kulturfans kritisieren On-Einzug in Musik Hug

Musik Hug am Zürcher Limmatquai ist schon bald Geschichte. Nach 150 Jahren an der zentralen Passantenlage, muss sich das Traditionsunternehmen einen neuen Standort suchen. Der Grund: Hohe Mietpreise,  ...
Musik Hug am Zürcher Limmatquai ist schon bald Geschichte. Nach 150 Jahren an der zentralen Passantenlage, muss sich das Traditionsunternehmen einen neuen Standort suchen. Der Grund: Hohe Mietpreise, welche heutzutage von internationalen Konzernen bestimmt werden. Da könne man nicht mehr mithalten, sagen die Verantwortlichen von Musik Hug.Bild: Keystone

«Luxus-Schrott» – Kulturfans kritisieren On-Einzug in Musik Hug

Das Traditionshaus Musik Hug in der Stadt Zürich wird Schuhhersteller On weichen. Dies echauffiert Kulturbegeisterte. Es sei «sehr bedenklich», dass dort künftig Kommerz statt Musik geboten werde, sagt der Präsident der Kulturvermittlung Zürich.
20.03.2024, 09:4020.03.2024, 09:40
Bettina Zanni / ch media
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Die Zeit des traditionellen Musik Hugs am Limmatquai 28 läuft ab. Da sich die Firma den Mietpreis nicht mehr leisten kann, muss sie Ende 2025 aus dem Gebäude ausziehen. Kürzlich wurde bekannt, dass der Sportartikelhersteller On den Standort an der prominenten Lage übernehmen wird. Entstehen soll eine mehrstöckige Filiale mit einer Verkaufsfläche von rund 500 Quadratmeter, wie «CH Media» berichtete.

Statt auf CDS, Instrumente und Musiknoten treffen die Kundinnen und Kunden im neuen Standort auf Schuhe, Kleider und Accessoires der Marke On. Der Wechsel echauffiert einige Kulturfans.

«Einfallslose und einfältige Konsumwüste»

So funktioniere die Verwahrlosung im öffentlichen Raum, kritisiert ein User auf X. «Kultur wird zugunsten von Luxus-Schrott abgeschafft. Die Unkultur unserer Zeit bevorzugt #Massenware gegenüber der Bildung für Körper und Geist.»

Ein Kulturfreund vergleicht die Entwicklung mit dem ehemaligen englischen Buchladen an der Bahnhofstrasse, welcher einer Wohnaccessoire-Kette wich. «Meine liebste Versinnbildlichung war der English Book Store von Orell Füssli, der zu einem Zara Home wurde.» Ein anderer User behauptet: «Die Innenstadt schafft sich selber ab. ‹Poschte› in Zürich ist immer mehr ein Waten durch eine völlig einfallslose und einfältige Konsumwüste.»

«Man begegnet Musik nicht mehr physisch»

Der Verein Kulturvermittlung Zürich bedauert die Entwicklung. «Ich finde, dass es in Zürich grundsätzlich zu viele Modeläden hat», sagt Vorstandspräsident Roger Lämmli zu ZüriToday. Es sei «sehr bedenklich», dass dort künftig Kommerz statt Musik geboten werde. Die Angebote in der Stadt Zürich entwickelten sich damit noch mehr in Richtung Konsum. «Alles, was nicht trendig ist, hat es heute viel schwerer, wahrgenommen zu werden.»

Mit dem Auszug des traditionellen Musikgeschäfts gehe ein Stück physische Kultur verloren, sagt Lämmli. «Man begegnet Musik nicht mehr physisch und kann daher auch nichts mehr entdecken.» Dies sei schade, da Musik durch die Streamingdienste ohnehin fast nur noch digital stattfinde. «Auch Musiknoten bestellt man online, statt in einem Laden darin zu stöbern.»

Schuld seien die Konsumentinnen und Konsumenten

Trotz der Kritik haben Kulturbegeisterte aber auch Verständnis für die Entwicklung. So sieht ein User auf X etwa die Kundinnen und Kunden in der Pflicht.

«Es sind die Käufer, die es vorziehen, CH 300 für eine lausige Plastiksohle mit ON-Schriftzug zu zahlen, aber keine CH 20 für ein paar Noten, eine Partitur oder Tonträger oder ein Musikinstrument vom Fachgeschäft. Internet sei Dank.»

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