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«Man wartet, bis Jugendliche straffällig werden»

«Man wartet, bis Jugendliche straffällig werden»

Mehr Tötungsdelikte, mehr Diebstähle, mehr digitale Verbrechen: Die Kriminalität ist letztes Jahr in der ganzen Schweiz um 14 Prozent gestiegen. Im Kanton Zürich fällt auf, dass die schweren Gewaltdel ...
Mehr Tötungsdelikte, mehr Diebstähle, mehr digitale Verbrechen: Die Kriminalität ist letztes Jahr in der ganzen Schweiz um 14 Prozent gestiegen. Im Kanton Zürich fällt auf, dass die schweren Gewaltdelikte um einen Viertel zugenommen haben, immer häufiger kommen Messer zum Einsatz.
Fälle von schwerer Körperverletzung haben im Kanton Zürich zugenommen – insbesondere bei Jugendlichen. Eine Expertin erklärt, inwiefern der falsche Umgang mit Aggressionen Teenager schneller zum Messer greifen lässt.
27.03.2024, 04:5127.03.2024, 04:51
Maarit Hapuoja / ch media

Im Kanton Zürich ist es im vergangenen Jahr öfters zu Diebstählen und Raub gekommen als im Jahr 2022. Das teilte Sicherheitsdirektor Mario Fehr am Montag an einer Pressekonferenz mit. Was besonders erschüttert: Die Zahl der schweren Gewaltdelikte hat stark zugenommen. Bei den Messerangriffen haben sich die Delikte zwischen 2019 und 2023 verdoppelt. Im Fall von schwerer Körperverletzung beträgt der Anstieg 23 Prozent.

Wenig überraschend wurden in der Stadt Zürich mit Abstand am meisten Fälle von schwerer Körperverletzung registriert. Andelfingen ist diesbezüglich der ruhigste Bezirk. Hier wurden im Jahr 2023 zwei Personen schwer verletzt. Doch im ganzen Kanton wurde im Schnitt fast täglich eine schwere Körperverletzung registriert.

«Jugendliche lernen nicht, wie mit Aggressionen umzugehen»

Besorgniserregend ist, dass viele Minderjährige öfters zur Waffe greifen. Für Sefika Garibovic, Expertin für Nacherziehung, Kommunikation und Konfliktmanagement, ist klar, woran das liegt. «Man befasst sich zu wenig mit Kindern und Jugendlichen. Man wartet zu lange, bis sie straffällig werden.»

Gemäss der Expertin lernen Kinder und Jugendliche deshalb nicht, wie sie mit Aggressionen umgehen sollen – weder Zuhause noch in der Schule. «Jugendliche suchen einen Zugang auf der Strasse, um zu lernen, wie sie mit Konflikten umgehen sollen.» Der falsche Umgang mit Aggressionen lasse Teenager schneller mit der Faust reagieren und häufiger zum Messer greifen.

Auf dem Land gibts dieselben Probleme

Die Auswertung der schweren Körperverletzungen pro Einwohner aus der kantonalen Kriminalstatistik zeigen, dass die Stadt-Land-Unterschiede nicht unglaublich gross sind. Dietikon, Pfäffikon und Dielsdorf weisen keine massiv geringeren Werte für die Anzahl schwerer Körperverletzungen pro Einwohner auf – auch wenn ein Unterschied zu sehen ist.

«Solche Taten geschehen überall», sagt Garibovic. «In einem kleinen Dorf sind vielleicht mehr Polizeikräfte da und die soziale Kontrolle ist besser. Aber Jugendliche haben auch auf dem Land riesige Probleme, was letztlich zu Straftaten führt.»

Viele Jugendliche suchten Anschluss und nicht alle würden ihn bekommen, erklärt die Expertin weiter. «Solche Teenager sind es sich gewohnt, auf der Strasse zu ‹hängen› – in Gruppen, die nicht funktionieren. Sie messen sich an Kriminalität und daran, wer wie oft bei der Polizei war.» Vor allem Schulen und Eltern sollten sich gemäss Garibovic besser um Jugendliche kümmern.

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