Als Reaktion auf die von der EU und der USA verhängten Wirtschaftssanktionen hat Russland die Einfuhr von Agrarprodukte aus allen westlichen Ländern gestoppt – fast allen jedenfalls. Da die Schweiz nicht zur EU gehört, ist sie für Russland dennoch ein akzeptabler Handelspartner.
263'000 Tonnen Käse fehlen Putins Riesenreich. Gegenüber der Moskow Times beeilt sich der Geschäftsführer der grössten Premium-Supermarktkette zu versprechen: «Wir sehen uns nach anderen Ländern um, die nicht von den neuen Sanktionen betroffen sind. Die Schweiz, zum Beispiel.» Das war der Startschuss, um die schweiz-russischen Handelsbeziehungen aufzufrischen.
«Die Anfragen aus Russland haben bei unseren Händlern zugenommen», bestätigt David Escher von Switzerland Cheese Marketing gegenüber watson. Dass der Export rund eine Woche nach dem russischen Einfuhrverbot schon markant gestiegen ist, glaubt er aber nicht, denn: «Die Verhandlungen laufen noch.» Es sei ein strategischer Entscheid jeder einzelnen Firma, ob sie nach Russland exportieren wolle, oder nicht. «Politisch sind die Rahmenbedingungen klar: Der Export von Milchprodukten nach Russland ist erlaubt», sagt Escher.
Jedoch müssten Händler die nach Russland exportieren wollen, etliche Bedingungen erfüllen. Nur die zehn grössten Schweizer Verkäufer haben vom Russischen Föderalen Dienst für Veterinärwesen und Pflanzenüberwachung die Lizenz dazu. Rund 430 Tonnen Käse exportierte die Schweiz gemäss Eidgenössischer Zollverwaltung 2013 nach Russland. Alleine im ersten Quartal 2014 waren es schon 205 Tonnen. Bis Ende Jahr dürfte da noch einiges dazu kommen.
Auch Margot Fromage in Yverdon-les-Bains exportiert nach Russland. Seit einer Woche hätten die Nachfragen von russischen Händlern extrem zugenommen. «Explodiert sind die Exporte jedoch noch nicht», sagt Geschäftsführer Anthony Margot. «Wir arbeiten schon seit 20 Jahren mit unserem russischen Kunden zusammen», sagt er. Und das bleibe auch so. Bald sei ein 17-Tonnen-Transport nach Russland geplant, unter anderem mit Greyerzer.
Der Schweizer Gruyère könnte nämlich gemäss der Moscow Times der neue Parmesan Russlands werden. «Wir werden Italiens Parmigiano-Reggiano und den französischen Comte verlieren, aber die Situation ist nicht hoffnungslos», sagte Mikhail Mishchenko, Chefredakteur eines Molkereimagazins. Von der zunehmenden Gruyère-Nachfrage aus Russland haben die Schweizer Händler jedoch noch nichts gespürt.