International
Türkei

Türkei kippt umstrittenes Gesetz zur Straffreiheit nach Sex mit Minderjährigen

Türkei kippt umstrittenes Gesetz zur Straffreiheit nach Sex mit Minderjährigen

22.11.2016, 08:1922.11.2016, 08:52

Die türkische Regierung hat nach heftiger öffentlicher Kritik ihren umstrittenen Gesetzesentwurf zu Sexualstraftaten an Minderjährigen zurückgezogen. Die Vorlage werde überarbeitet, sagte Ministerpräsident Binali Yildirim am Dienstag. Die Opposition könne nun ihre Änderungsvorschläge einbringen.

Turkey's Prime Minister Binali Yildirim addresses members of parliament from his ruling AK Party (AKP) during a meeting at the Turkish parliament in Ankara, Turkey, November 8, 2016. REUTERS/Umit ...
Ministerpräsident Binali Yildirim: Will Vorlage überarbeiten.Bild: UMIT BEKTAS/REUTERS

Das Parlament hatte den von der Regierungspartei AKP gestalteten Entwurf in der vergangenen Woche in erster Lesung gebilligt, für (heute) Dienstag war eigentlich die entscheidende Abstimmung geplant. Der Entwurf sah bislang vor, dass der Täter bei sexueller Gewalt gegen Minderjährige unter Umständen ohne Strafe davonkommt, wenn er das Opfer später heiratet. Dies sollte in Fällen gelten, in denen die Tat ohne «Gewalt, Drohung oder jegliche andere Form von Zwang» erfolgte. Er bezog sich nur auf Fälle vor dem 16. November.

Die Regierung will mit dem Gesetz nach eigenen Angaben Kinder schützen, die in Ehen mit Minderjährigen geboren wurden. Die Opposition und Menschenrechtsorganisation kritisierten das geplante Gesetz hingegen scharf. Unter anderem erklärte das UNO-Kinderhilfswerks UNICEF, der Gesetzentwurf bedeute «eine Art Amnestie» für jene, die sich des Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht hätten. Tausende Menschen beteiligten sich an Protestkundgebungen.

Turkey's President Recep Tayyip Erdogan addresses a NATO parliamentary assembly meeting in Istanbul, Monday, Nov. 21, 2016. Erdogan has called on the United States and other nations to re-assess  ...
Präsident Erdogan griff in die Diskussion ein.Bild: AP/Pool Presidential Press Service

Am Montag schaltete sich schliesslich Präsident Recep Tayyip Erdogan in die Diskussion ein und verlangte eine Überprüfung des Gesetzesvorhabens. Er rief die Regierung auf, «diese Probleme in einem Geist des breiten Konsens zu lösen und dabei die Kritik und die Empfehlungen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft zu berücksichtigen». (sda/dpa/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
Vorher-nachher-Vergleich – Satellitenfotos zeigen, wie «Melissa» auf Jamaika wütete
Hurrikan «Melissa» hat auf Jamaika Leid und Zerstörung hinterlassen. Vorher-nachher-Satellitenbilder zeigen eindrücklich die Folgen des stärksten Sturms in der Geschichte der Karibikinsel.
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 295 Kilometern pro Stunde fegte der Hurrikan «Melissa» am Dienstag über die Karibikinsel Jamaika. Der Sturm, der mit Kategorie 5 auf Land traf, hat ganze Städte unter Wasser gesetzt, Strassen und Stromleitungen zerstört und Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben. Der stärkste Sturm, der Jamaika jemals direkt getroffen hat, hat dabei eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Besonders eindrücklich zeigen dies die Vorher-nachher-Bilder des Satellitendienstleisters Vantor.
Zur Story