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«Gehen Sie zurück in die Türkei, aber schnell. Leute wie sie brauchen wir hier nicht». Das ist eine der harmloseren Drohungen, die Sennur Sümer in den letzten Wochen über sich ergehen lassen musste. Per Telefon, aber auch mit Briefen, wurde sie beschimpft. Die anonymen Anrufer und Schreiber sind der Meinung, sie stelle sich seit der Pfefferspray-Attacke vom 5. September nach der Flüchtlingskundgebung in Zürich als Opfer dar. Sie würde besser den Mund halten, statt gegen die Polizei zu klagen. Sie solle dankbar sein, dass sie in der Schweiz leben dürfe.
Sümer machen die Angriffe zu schaffen. «Ich persönlich kann damit umgehen, aber ich möchte meine Familie schützen,» sagt sie knapp drei Wochen nach dem Vorfall. Deshalb reiche sie – egal, was Polizei und Staatsanwaltschaft entscheiden – keine Anzeige ein. Ihre Familie sei für sie das Wichtigste und diese brauche jetzt einfach Ruhe. Sie wolle, dass das Ganze endlich aufhöre. Sie habe keine Energie mehr.
Sümer findet das Verhalten der Polizei weiterhin inakzeptabel und hofft, dass diese nach dem Fall die richtigen Lehren zieht. «So etwas darf nicht mehr vorkommen», sagt Sümer.
Ihre Handlung bereut sie trotz allem nicht. «Ich war an der Demonstration weil ich auf die aktuelle Flüchtlingssituation aufmerksam machen wollte und wenn davon etwas bei der Bevölkerung angekommen ist, hat sich mein Einsatz gelohnt», sagt Sümer. Sie werde sich weiterhin für Flüchtlinge einsetzen, weil sie am eigenen Leib erfahren habe, wie es sich anfühle, auf der Flucht zu sein. Sümer flüchtete im Jahr 2001 aus der Türkei in die Schweiz. Am letzten Wochenende war Sümer in Aarau am «Aufstand der Anständigen». Dort hat sie gegen Fremdenfeindlichkeit und für eine offene Schweiz demonstriert, das sind ihre grossen Anliegen.
Nach der Solidaritätskundgebung für Flüchtlinge am 5. September auf dem Zürcher Helvetiaplatz kam es zu einem umstrittenen Polizei-Einsatz. Dabei ging die Stadtpolizei Zürich mit Gummischrot gegen die Demonstranten vor. Sümer stellte sich vor die Polizisten in Vollmontur und streckte beide Hände in die Höhe. Plötzlich machte ein Polizist einen Ausfallschritt und besprühte sie mit Pfefferspray.
Die Stadtpolizei Zürich hat eine Untersuchung angeordnet. Ob die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eröffnen wird, bleibt weiter offen.