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Angriff auf Google: Apple entwickelt eine eigene Suchmaschine – diese Fakten musst du kennen

Der Suchmaschinen-Deal von Apple und Google soll bald auslaufen.
Der Suchmaschinen-Deal von Apple und Google soll bald auslaufen.Bild: REGIS DUVIGNAU/REUTERS

Angriff auf Google: Apple entwickelt eine eigene Suchmaschine – diese Fakten musst du kennen

Erstmals hat Apple bestätigt, dass ein eigener Suchroboter das Web durchforstet. Macht das Unternehmen ernst und schmeisst bald die Google-Suche raus?
07.05.2015, 18:1508.05.2015, 13:02
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Apple besitzt bereits die Technik und das Know-how für eine mächtige Suchmaschine.
  • Anfang Juni könnten an der Apple-Entwicklerkonferenz WWDC erste Details enthüllt werden.
  • Die Apple-Suche würde das Werbegeschäft von Erzrivale Google massiv beeinträchtigen.

Apple Search statt Google-Suche.

Seit Jahren geistern Gerüchte durchs Internet, wonach Apple eine eigene Suchmaschine lancieren wird. Zuletzt gab es im Februar entsprechende Gerüchte.

Noch ist es nicht so weit. Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang nicht. Doch die Anzeichen häufen sich, dass es Apple ernst ist – und dass sich Google ernsthaft Sorgen machen muss. 

Das sind die wichtigsten Fakten:

Werbefrei 

Google schafft es, unglaublich viel über die Internetnutzer und ihre Surfgewohnheiten herauszufinden. Die gewonnenen Erkenntnisse werden als personalisierte Werbung kommerzialisiert.

Im Gegensatz dazu kann die Apple-Suchmaschine ohne Reklame auskommen. Denn das Unternehmen verfolgt eine andere Geschäftsstrategie. Der Löwenanteil wird mit Hardware verdient, grösster Profitbringer ist das iPhone. 

Zwar spielt auch der Verkauf von digitalen Inhalten über die iTunes-Plattform und den App Store eine gewisse Rolle. Hingegen ist Apple im Gegensatz zu Google nicht auf Onlinewerbung angewiesen. Eine eigene Web-Suche macht das Unternehmen zudem noch unabhängiger vom grossen Rivalen. 

Steve Jobs’ späte Rache 

Der todkranke Apple-Gründer drohte einst der Google-Führung mit einem «thermonuklearen Krieg». Auslöser war der Entscheid der Suchmaschinenbetreiber, Apple mit dem kostenlosen Smartphone-Betriebssystem Android in den Rücken zu fallen. Aus Weggefährten und Verbündeten (im Kampf gegen Microsoft) wurden Feinde. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Android in seinen Anfängen grosse Ähnlichkeiten mit dem von Apple entwickelten Betriebssystem iOS aufwies. Android sei «ein gestohlenes Produkt», meinte Jobs. Er werde alles daran setzen, es zu zerstören ...

Der Suchmaschinen-Deal mit Google läuft bald aus

Google und Apple haben einen Deal, wonach die Google-Suche in Apples Web-Browser Safari als Standard-Suche voreingestellt ist. Laut unbestätigten Meldungen läuft dieser Deal bald aus.

Missbraucht Google seine Marktmacht? Die EU untersucht. 
Missbraucht Google seine Marktmacht? Die EU untersucht. Bild: JULIEN WARNAND/EPA/KEYSTONE

Google wird Geld und Einfluss verlieren 

In Tim Cook hat Jobs einen Nachfolger gefunden, der sein Vermächtnis fortführen wird. Und wie es scheint, könnte Apple mit einer eigenen Web-Suche gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: 

Googles wirtschaftlicher Erfolg hängt zu einem grossen Teil von Einnahmen ab, die mit dem Verkauf von Online-Werbung erzielt werden. Wenn in Zukunft hunderte Millionen Apple-Kunden mit ihren Geräten nicht mehr automatisch auf die Google-Suche zugreifen, muss sich dies beim Internetkonzern schmerzhaft bemerkbar machen. 

Durch den Rauswurf der Google-Suche (aus den Apple-Betriebssystemen iOS und OS X) kann Apple nicht nur die Marktposition des grossen Rivalen schwächen, sondern vor allem auch die eigenen Produkte noch benutzerfreundlicher gestalten.

Apple macht den Datenschutz zum Killerfeature 

Zwar versichert Google, die Privatsphäre der Nutzer zu achten. Doch das Geschäftsmodell basiert darauf, private Daten – wenn auch anonymisiert – mit Drittfirmen zu teilen. Alle populären Google-Dienste, wie zum Beispiel Gmail, sind kostenlos nutzbar. Die Kunden bezahlen indirekt, mit ihren eigenen Daten. Etwa indem sie akzeptieren, dass Google alle (unverschlüsselten) E-Mails mitlesen und auf werberelevante Informationen hin auswerten kann. Der Spruch ist bekannt: Wenn etwas gratis ist, bist du selber das Produkt.

Auf der Apple-Website wird hingegen der US-Blog TechCrunch zitiert: «Apple gibt niemandem Zugriff auf all deine Daten und Werbende können keine eigene Software für die Analyse von Daten und Interessen einsetzen.» Dies wird selbstverständlich auch für die Apple-Suchmaschine gelten. Denn Apple sieht darin einen gewichtigen Wettbewerbsvorteil. Das Achten der Privatsphäre und der Datenschutz sind ein Killerfeature, das in Zukunft immer wichtiger werden wird. 

Der AppleBot durchforstet bereits das Web 

Apple setzt seit einiger Zeit einen sogenannten Web Crawler ein, um das World Wide Web zu durchforsten. Dabei handelt es sich um eine voll automatisierte Software, die einen Index aller zugänglichen Webseiten und deren Inhalte erstellt. Seit einigen Monaten gab es Spekulationen, nun hat Apple die Existenz des AppleBot bestätigt. In einem Support-Dokument auf der Apple-Website wird über den Sinn und Zweck informiert. Dort heisst es, dass der Crawler unter anderem für die iPhone-Sprachassistentin Siri und die Spotlight-Suchfunktion des Mac-Systems verwendet wird.

Bleibt die Frage, ob Apple technisch in der Lage ist, die Google-Suche zu schlagen. 

Apple hat sich für 200 Millionen Dollar wertvolles Know-how gesichert 

Bekanntlich versucht Microsoft mit der Suchmaschine Bing seit Jahren, Google zu bedrängen. Ohne zählbaren Erfolg.

Dass Google unangefochtener Marktführer bei den Suchmaschinen ist, hat verschiedene Gründe. Zum einen sind es zweifelsohne die genialen Computer-Algorithmen, die die Google-Ingenieure stetig weiterentwickeln. Zum andern ist es aber sicher auch die Bequemlichkeit der Nutzer. Wir stören uns zwar daran, dass sensible Daten zu Werbezwecken ausgewertet werden. Doch wir tun nichts dagegen.

Das könnte sich mit einer Apple-Suchmaschine ändern. Das Unternehmen besitzt die Marktmacht, die Kräfteverhältnisse zu ändern. Über System-Updates können viele Nutzer sanft gezwungen werden, eine neue (und sicherere) Suchfunktion zu verwenden.

Das erforderliche Know-how hat sich Apple in den vergangenen Jahren durch Übernahmen gesichert. US-Techblogs bezeichnen den Kauf der US-Firma Topsy im Jahr 2013 für 200 Millionen Dollar als besonders wichtig. Mehrere ausgewiesene Such-Experten konnten so für das stetig wachsende «Apple Search»-Team gewonnen werden.

Mehrere US-Techblogs spekulieren, dass Apple anlässlich der Entwicklerkonferenz WWDC Anfang Juni erste Details zu neuen Suchfunktionen verraten werde. Die Fachleute gehen aber davon aus, dass noch keine eigenständige Suchmaschine präsentiert wird.

Apple hat das Geld und (bald) die erforderliche Infrastruktur, um eine mächtige Suchmaschine zu betreiben

Damit eine Suchmaschine zufriedenstellend funktioniert, ist neben schlauen Algorithmen eine gewaltige Infrastruktur erforderlich. Wenn hunderte Millionen Nutzer im Internet suchen, dann müssen die Anfragen in Sekundenbruchteilen verarbeitet werden.

Im Februar hat Apple angekündigt, 1,7 Milliarden Euro in den Bau neuer Rechenzentren in Irland und Dänemark zu investieren. Die Anlagen werden zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben. Die zusätzliche Rechen-Power kann Apple nicht nur für seine iCloud-Speicherdienste einsetzen, sondern auch für die Suche.

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Auf Ablenkung
07.05.2015 18:36registriert Januar 2014
Ok, Google legt an der Börse dennoch zu. Denken sich wohl alle: "Hatten wir schon - wenn die Suchmaschine wie Apples Kartendienst läuft, dann gibts auf den Suchbegriff "Sex" ca. 4 gefundene Seiten als Resultat. Also no worries"
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aye
07.05.2015 19:51registriert Februar 2014
«Apple gibt niemandem Zugriff auf all deine Daten und Werbende können keine eigene Software für die Analyse von Daten und Interessen einsetzen.» - Macht Google übrigens auch nicht. Was Google verkauft ist die richtige Zuordnung von Anzeigen zu Inhalten und Nutzern. Der Werbende erfährt also nicht wer wieso seine Werbung sieht - aber er kann darauf zählen, dass Google sie den richtigen Nutzern anzeigt.
Und bezüglich Apple mache kein Profiling der Nutzer: Apples Werbeplattform iAd wird wie folgt beworben: "Get your message to the right people using our exclusive insights and segmentation tools."
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Matthias Studer
07.05.2015 18:43registriert Februar 2014
Konkurrenz ist gut. Leider hat es bis jetzt kein Mitstreiter auf dem Markt wirklichen Erfolg. Bing ist nur ein Beispiel. Yahoo, Lycos waren vorher da und konnten sich nicht behaupten. Bing ist, obwohl auf jedem Windows System, weit hinten.
Es ist ja nicht so, dass Google alles in die wiege gelegt wurde. Bei so ziemlich allen Systemen muss Google extra installiert werden. Trotzdem haben sie am meisten Erfolg.
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