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Aktivist Petr Pavlensky setzt den russischen Geheimdienst in Brand

Petr Pavlensky steht vor dem brennenden Hauptgebäude des russischen Geheimdienstes.
Petr Pavlensky steht vor dem brennenden Hauptgebäude des russischen Geheimdienstes.
bild: varlamov.moslenta.ru

Ein angenagelter Hodensack war ihm nicht genug: Aktivist setzt russisches Geheimdienstgebäude in Brand

Der russische Aktivist Petr Pavlensky hat in der Nacht auf heute den Eingang des russischen Geheimdienstes in Brand gesetzt. Vor zwei Jahren hatte sich der 31-Jährige aus Protest den Hodensack in den Roten Platz genagelt.  
09.11.2015, 11:2210.11.2015, 06:26
Corsin Manser
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Er ist mutiger als Indiana Jones, James Bond und alle Dschungel-Camp-Kandidaten zusammen. Der Russe Petr Pavlensky hat in der Nacht auf heute die Eingangstüre des russischen Geheimdiensts (FSB) in Brand gesteckt und sich dabei filmen lassen. Mit einem Benzintank in der Hand stellte er sich regungslos vor die brennende Türe und wurde nach nur wenigen Sekunden von Sicherheitskräften festgenommen. Das Feuer wurde umgehend gelöscht. 

Petr Pavlensky steht in Moskau vor der brennenden Türe des russischen Geheimdienstes. 
Vimeo/Petr Pavlenskij

Mit dieser Aktion wollte der 31-Jährige aller Voraussicht nach auf die Missstände in der russischen Politik aufmerksam machen. Es ist nicht das erste Mal, dass der 31-Jährige Aktivtist Schlagzeilen macht. Als die russische Punkrock-Band Pussy Riot im Jahr 2012 in Gewahrsam genommen wurde, stellte sich Pavlensky mit zugenähten Lippen vor jene Kathedrale, in der die Feministinnen Wochen zuvor ihr Konzert gaben.

Kein schöner Anblick: Pavlenskys zugenähter Mund.
Kein schöner Anblick: Pavlenskys zugenähter Mund.

Die Polizisten, welche damit beauftragt wurden, den Künstler wegzuschaffen, waren vom Anblick der zugenähten Lippen angeblich derart schockiert, dass sie zuerst die Ambulanz kommen liessen, bevor sie ihn festnahmen.  

Petr Pavlensky: Ein Mann mit Eiern

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Petr Pavlensky: Ein Mann mit Eiern
Ende 2013 nagelt Petr Pavlensky seinen Hodensack in den Roten Platz. bild: twitter.com/obk
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Weitere Aktionen folgten. Aus Protest gegen die restriktiven Gesetze gegen Homosexuelle rollte sich Pavlensky vor dem St.Petersburger Parlamentsgebäude in einen Stacheldrahtzaun ein. Ende 2013, am Tag der Polizei, zog er sich in Moskau nackt aus und hämmerte seinen Hodensack mit einem Nagel in den Roten Platz. Er nannte die Aktion «Fixierung». «Eine Metapher für die Apathie, die politische Gleichgültigkeit und den Fatalismus der russischen Gesellschaft», so Pavlensky.

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Das Ohrläppchen abgeschnitten

Durch seine «Kunst» wolle er das politische System zum Handeln zwingen; ihn in den Propaganda-Prozess miteinbeziehen. «Die Strafprozesse öffnen für mich eine Türe. Ich bekomme Einblick in das System – die Ermittler, das Gericht, die Psychiater – und kann dort arbeiten», sagte Pavlensky mitte Oktober dieses Jahres gegenüber der Website Politico.eu.

Was er mit «arbeiten» meint, zeigte er im Oktober vergangenen Jahres. In einer Psychiatrie stieg er auf eine Mauer und schnitt sich mit dem Messer das rechte Ohrläppchen ab. Der Mann aus St.Petersburg wollte damit ein Zeichen gegen das «Abschneiden» ungewollter Individuen aus der russischen Gesellschaft setzen. 

Petr Pavlensky sitzt mit abgeschnittenem Ohrläppchen auf der Mauer eines Psychiatrie-Zentrums. 
Petr Pavlensky sitzt mit abgeschnittenem Ohrläppchen auf der Mauer eines Psychiatrie-Zentrums. 
Bild: MAXIM ZMEYEV/REUTERS

Bei den früheren Aktionen fügte sich der Künstler lediglich selber Schaden zu, weshalb er immer auf freien Fuss gesetzt wurde. Nun aber hat er die Eingangstüre des russischen Geheimdienstes in Brand gesetzt. Gut möglich, dass das folgende Bild für eine lange Weile das letzte sein wird, das wir von ihm zu sehen bekommen. 

Petr Pavlensky wird von einem Sicherheitsmann festgenommen.
Petr Pavlensky wird von einem Sicherheitsmann festgenommen.
bild: varlamov.moslenta.ru

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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wasmeinschdenndu?
09.11.2015 13:05registriert April 2015
Tolle Aktionen, die wirklich zum Nachdenken anregen. Hoffe dass auch bald die russischen Politiker seine Botschaft verstehen...
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