Sport
GC

Der neue GC-Boss hat im Sport schon ein Meisterstück vollbracht, welches er mit GC wiederholen könnte

Stephan Anliker

Der neue GC-Boss hat im Sport schon ein Meisterstück vollbracht, welches er mit GC wiederholen könnte

Stephan Anliker ist der neue starke Mann bei GC. Der Unternehmer ist ein Leitwolf. Er wirkt zurückhaltend und bescheiden, kann aber auch hart durchgreifen. Bei GC wird er keine Revolution anstreben, aber die Zeichen für einen Vorwärtstrend stehen gut.
13.02.2014, 22:5613.02.2014, 23:05
klaus zaugg
Mehr «Sport»

Der Langenthaler Stephan Anliker (56) ist Präsident des Hockeyunternehmens SC Langenthal – nun wird er auch Vorsitzender der GC-Fussball AG. Ein grösserer Gegensatz ist kaum vorstellbar. Mit Anliker übernimmt ein Mann das Präsidium der GC-Fussball AG, der öffentliche Auftritte so wenig sucht wie den Besuch bei der Dentalhygienikerin. Aber es muss halt manchmal sein. Für seinen Vorgänger André Dosé war das Scheinwerferlicht der TV-Kameras hingegen so wichtig wie das Sonnenlicht für die Pflanzen.

Anliker ist einer jener Männer, ohne die der bezahlte Sport in der Schweiz nicht funktionieren könnte: Er engagierte sich vor sieben Jahren bei GC im guten Glauben, er könne dies diskret und ohne die Übernahme einer Führungsposition tun. Er unterschätzte, was jenen blüht, die sich auf das Fussballgeschäft und GC einlassen.

Stephan Anliker unterschätzte das Fussballgeschäft und GC.
Stephan Anliker unterschätzte das Fussballgeschäft und GC.Bild: KEYSTONE

Ein Leitwolf mit Geschäftssinn

Der Langenthaler ist ein verantwortungsbewusster Unternehmer und so konnte er nicht mehr nein sagen und aussteigen, als sich in Zeiten der Not herausstellte, dass keiner für die Position des Leitwolfes so gut geeignet ist wie er.

Anliker bezeichnet sich als Architektur-Unternehmer. Hauptsächlich zwischen Bodensee und Fribourg plant und baut, saniert, kauft und verkauft er Immobilien aller Art und seine Firmen halten nach eigenen Angaben einen «mittelgrossen Immobilienbestand». In den beiden Büros der Duksch & Anliker-Gruppe in Langenthal und Zürich beschäftigt der diplomierte Architekt 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Stephan Anliker ist 2007 nicht einfach aus Spass am Fussball bei GC erst in den Business Club eingestiegen und später einer der sogenannten Owner geworden, die pro Jahr 250'000 Franken einschiessen. Er bestreitet im kleinen Kreise nicht, dass er einen schönen Teil seiner Aufträge dem über die Jahrzehnte geknüpften Sportnetzwerk verdankt. 

Das Meisterstück mit dem SC Langenthal gibt GC Hoffnung

Mit der Sanierung und Führung eines Profi-Sportunternehmens ist der neue GC-Vorsitzende durchaus vertraut. 2002 hat er den SC Langenthal übernommen, der soeben den sportlichen Aufstieg in die NLB geschafft hatte – unter der Bedingung, dass das Abenteuer NLB auch gewagt wird. 

2012 gewann Langenthal zum ersten Mal in seiner Geschichte die NLB-Meisterschaft
2012 gewann Langenthal zum ersten Mal in seiner Geschichte die NLB-MeisterschaftBild: KEYSTONE

Damals schien es fast unmöglich, die Langenthaler, die 18 Jahre zuvor unter dem Präsidium des heutigen Berner Regierungsrat Hansjürg Käser hoch verschuldet in die 1. Liga abgestiegen waren, noch einmal in der zweithöchsten Spielklasse zu etablieren. Doch Stephan Anliker hat es geschafft. Das Budget ist nach und nach von 1,5 auf 5 Millionen aufgestockt worden und 2012 gewannen die Langenthaler zum ersten Mal in ihrer Geschichte die NLB-Meisterschaft. Die Entwicklung eines verschuldeten, strukturschwachen Hockeyklubs zu einem wirtschaftlich stabilen und erfolgreichen Sportunternehmen ist ein Meisterstück Stephan Anlikers. 

Keiner, der sich von Namen blenden lässt

Die Führungspositionen hat er beim SC Langenthal nicht mit altbekannten, grossen Namen besetzt. Vielmehr holte er als Geschäftsführer Gian Kämpf und installierte als Sportchef Reto Kläy. Zwei Spieler, die früh ihre Karriere beendet und auf das Sportmanagement gesetzt haben.

Stephan Anliker lässt sich nicht durch Namen und Verdienste blenden und hat ein gutes Gespür bei der Rekrutierung von fähigen jungen Führungspersönlichkeiten. Eine Strategie, die sich bewährt hat – und die er zumindest teilweise wohl auch bei GC versuchen wird. Die Voraussetzung einer Zusammenarbeit ist bei Stephan Anliker absolute Loyalität und gegenseitiges Vertrauen. Wer das nicht respektiert oder unterschätzt, muss den Schreibtisch räumen. So wie der charismatische Medien-General Adi Fetscherin.

Eine Revolution gibt's bei GC nicht, aber es dürfte vorwärts gehen

Der neue GC-Präsident wirkt sanft in der Art. Für ein «Alphatier» in der Bau- und Immobilienbranche und im Sportbusiness ist er sehr wohltuend bescheiden, geduldig und zurückhaltend. Deshalb wird er oft unterschätzt. Aber wenn die Zeit reif ist, fällt der Langenthaler zügig doch ohne Hast unbequeme Entscheidungen und übernimmt dafür die Verantwortung.

Auch wenn es darum geht, einen Trainer zu entlassen. Unter seiner Führung wird bei GC keine Revolution ausbrechen. Aber eine Evolution darf schon erwartet werden.

Mit Zürich und dem Sport vertraut

Durch seine Eltern ist er mit Zürich vertraut und auch im Sport kennt er sich seit Jahrzehnten aus. Fussball hat er zwar nur im Juniorenalter gespielt. Aber er war Hallenmeister im Kugelstossen und fünfmal Vizemeister im Diskuswerfen. Später wurde er Trainer von Regula Aebi. Sie ist bis heute die schnellste Schweizerin aller Zeiten (Olympia-Halbfinal 1988 über 200 Meter, EM-Hallen-Zweite 1989) und hält nach wie vor den Schweizer Rekord über 200 Meter (22,88), gelaufen 1988. Sie ist seine Frau geworden. 

Die Familie Anliker-Aebi bewohnt ein umgebautes Bauernhaus am Rande von Langenthal. Tochter Chiara (14) und Sohn Gregori (12) treiben intensiv Sport. 

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
«Wir dürfen weder naiv noch leichtfertig sein» – Olympia im Fadenkreuz von Terroristen
In 100 Tagen werden die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris eröffnet. Vorfreude ist angesichts der unsicheren Weltlage nicht vorhanden.

Sommer, Sonne, Seine. Eigentlich wäre es als Schweizer Sport-Fan so grossartig, für einen kurzen Olympia-Trip nach Paris zu düsen. In nur vier Stunden befördert einen der TGV von Zürich in die Weltmetropole.

Zur Story