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«Ich hatte einen Pitbull-Terrier vor mir, der wild um sich schnappte»

30 Minuten Unerträglichkeit: Andreas Thiel zu Gast bei Schawinski.
30 Minuten Unerträglichkeit: Andreas Thiel zu Gast bei Schawinski.bild: Screenshot srf
Thiel kontert Schawinski

«Ich hatte einen Pitbull-Terrier vor mir, der wild um sich schnappte»

17.12.2014, 15:3420.12.2014, 09:00
Daria Wild
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So viel vorneweg: Respekt, wer am Montagabend genug Nerven hatte, sich die 30 Minuten «Schawinski» anzusehen. Der Hahnenkampf zwischen dem Talkmaster Roger Schawinski und seinem Gast Andreas Thiel war kaum auszuhalten. Wer sich die absurde Unerträglichkeit trotzdem ansehen will, hier die Sendung.

Das merkwürdige Gespräch im Video

Video: SRF

Thema der Sendung hätte Thiels Weltwoche-Kommentar sein sollen. Vor zwei Wochen polterte der Komiker, der Koran sei «ein einziger Aufruf zu Gewalt», «eine Anleitung für Krieg und Unterdrückung». Thiels «Streitschrift» wurde durch alle Medien geschleift, «Tele Züri» lud zum «Talk Täglich» mit Patric Illi vom IZRS, «Giacobbo/Müller» liess den Satiriker irgendeine «Stellungnahme» vorlesen.

«Ich hatte gar keine Lust, mitzumachen»

«Schawinski» sollte nun noch ein Kapitel in der unsäglichen Geschichte um den Koran-Kommentar und die von Dampfplauderern dominierte Islam-Debatte sein

Die Diskussion eskalierte schon in den ersten Minuten. «Wer bist du?», eröffnete Schawinski das Gespräch, wie immer. «Ich bin Andreas, und wer bist du?», entgegnete Thiel, und brachte den Talkmaster bereits ein erstes Mal aus der Fassung: «Ich stelle die Fragen hier.» Thiel irritiert: «Wer stellt mir hier die Fragen? Bist du Papier-Jude, Agnostiker-Jude oder gläubiger Jude?».

In dieser Manier wird das «Gespräch» in den folgenden – wirklich langen – dreissig Minuten weitergeführt. Die Argumente beider Seiten sind aberwitzig, die Schläge unter die Gürtellinie zahlreich, eine sachliche Diskussion kommt gar nicht zustande. Während Thiel einigermassen ruhig bleibt, und sich aber konsequent nicht interviewen lassen will, geht Schawinski fast an die Studiodecke. 

Schawinski entschuldigt sich

Zwei Tage später entschuldigt sich Schawinski gegenüber «20 Minuten» für den Eklat. Thiel habe den Charakter der Interview-Sendung von der ersten Minute an gezielt torpediert, und sich beharrlich geweigert, konkrete Fragen zu beantworten. Damit habe er sein Ziel erreicht, ein kontroverses Gespräch zu verunmöglichen. «Ich habe eine solche Extremsituation noch nie erlebt und zu emotional reagiert», sagt Schawinski gegenüber «20 Minuten».

«Ich hatte gar keine Lust, mitzumachen», sagt Thiel am Mittwoch gegenüber watson. «Ich habe schon gehört, er sei hässig wegen meines Kommentars. Doch er hat mich praktisch zu sich ins Studio befohlen. Also ging ich hin.» Das dementiert Schawinski gegenüber watson. «Er lügt. Wir haben im Vorfeld gar nie miteinander geredet. Und sowieso: Befehlen kann ich niemandem etwas», sagt er. 

«Schliesslich ist es ungewöhnlich, dass ein Comedian, der sich als Clown präsentiert, sich politisch in extremer Form äussert.»
Schawinski gegenüber watson

Er habe sich erhofft, eine kontroverse Diskussion führen zu können, so Schawinski. «Schliesslich ist es ungewöhnlich, dass ein Comedian, der sich als Clown präsentiert, sich politisch in extremer Form äussert, und dazu eine Plattform wie eine Titelgeschichte in der ‹Weltwoche› erhält.» Deshalb habe er das Gespräch auch nicht abgebrochen, obwohl Thiel ein Interview mit Frage und Antwort mit allen Mitteln torpediert habe. 

Mit Schawinskis Aussagen konfrontiert, lacht Thiel. «Mir fehlen die Worte», sagt er. «Ich versuchte ein paar Mal über Religion zu reden, aber ich hatte einen Pitbull-Terrier vor mir, der wild um sich schnappte.» Eine geplante Strategie, um Schawinskis Sendung (und die Zuschauer) zu malträtieren sei das aber nicht gewesen. «Wir hätten ein wunderbares Gespräch führen können. Stattdessen wurde es zum verbalen Armdrücken», sagt Thiel. 

Es war nicht mal das. Zum Armdrücken müsste man sich zuerst die Hand reichen.

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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schneiderlein
17.12.2014 16:12registriert Mai 2014
Ein pubertierender Naseweiss mit dem etwas überforderten Vater.
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Lowend
17.12.2014 16:01registriert Februar 2014
Wenn sich einer nicht interviewen lassen will, dann soll er nicht in eine Interviewsendung, oder ging es wie immer bei Thiel nur darum, dass Thiel so fasziniert von Thiels provozierenden Platitüden ist? Der talentfreie, humorlose Thiel kann ja nicht mal dazu stehen, was er vor Jahren gesagt hat, aber ich kann es verstehen, dass gerade die extrem rechten Schweizer ihn lieben, denn unflätiges Benehmen und Gesprächsverweigerung gehört ja bei diesen Radaubrüdern zum täglichen Geschäft, was wir ja seit dem Aufstieg des Herrliberger Führers ebenfalls täglich in allen Medien und Foren erleben müssen.
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filmorakel
17.12.2014 16:10registriert Februar 2014
Danke für das Lob der lieben Redaktorin - ich hatte genug Nerven ;-)

Ernst nehmen konnte man das "Gespräch" nach knapp 30 Sekunden nicht mehr, trotzdem fand ich den ganzen Kindergarten ziemlich amüsant - wobei das wohl kaum das Ziel der beiden Streithähne war... Aber wie gesagt, ich fand's ganz lustig :-)
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