Im Herzen der Finsternis: Erinnerungen an den afrikanischen Holocaust
Nach dem Anschlag auf den eher gemässigten Hutu-Präsidenten Juvénal Habyarimana entluden sich die seit Jahren steigenden Spannungen zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda. Soldaten und Hutu-Milizen töteten nach Schätzungen der UNO vom 6. April bis zum 18. Juli 1994 rund 800'000 Angehörige der Tutsi-Minderheit und gemässigte Hutu, die gegen das Gemetzel opponierten oder nicht daran teilnahmen. Ruandische Schätzungen gehen von knapp über einer Million Opfern aus.
Fackel zum Jahrestag soll Land vereinen
100 Tage, 800'000 Tote
Tausende Vertriebene starben in Flüchtlingslagern
Belgien erhielt nach dem Ersten Weltkrieg vom Völkerbund die Mandatsmacht über das Gebiet und etablierte eine indirekte Herrschaft, die auf die Tutsi abstützte. Die Ethnie wurde im Ausweis vermerkt, was den Gegensatz verstärkte. Die von den Kolonialherren vertiefte Spaltung setzte sich nach der Unabhängigkeit fort.
Gerichte, Angeklagte und Politiker: Der steinige Weg zur Versöhnung
Die Schweiz und die «afrikanische Bergbauerndemokratie»
Die Schweiz hatte bis zum Genozid in Ruanda eine spezielle Beziehung zur «afrikanischen Bergbauerndemokratie». Bundesbern suchte Anfang der 60er-Jahre ein Prestigeprojekt für die Entwicklungshilfe, wo man mit wenig Mitteln schnell sichtbare Erfolge erzielen wollte. Dazu wurden Gemeinsamkeiten mit Ruanda gesucht, die komplexe Gesellschaft im ostafrikanischen Kleinstaat aber zu stark vereinfacht. Das einigermassen erfolgreiche Genossenschaftsprojekt Trafipro wurde etwa von Präsident Kayibanda zu seiner persönlichen Machterweiterung missbraucht.