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Tour de France: Alles spricht für Pogacar – ausser der Col de la Coze?

Tour de France winner Slovenia's Tadej Pogacar celebrates after the twenty-first stage of the Tour de France cycling race, an individual time trial over 33.7 kilometers (20.9 miles) with start in ...
2024 gewann Tadej Pogacar sechs Etappen und die Gesamtwertung der Tour de France. Es war eine einzige Triumphfahrt.Bild: keystone

Pogacar meidet den Ort seiner schlimmsten Niederlage und lässt seine Konkurrenten leiden

Nur wenig spricht derzeit dafür, dass Jonas Vingegaard oder Remco Evenepoel Tadej Pogacar bei der Tour de France bezwingen können. Einer bleibt dennoch betont gelassen, während der andere desillusioniert ist.
28.06.2025, 17:1628.06.2025, 17:16
Simon Häring / ch media
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Gegner braucht Tadej Pogacar keine zu fürchten, wie sein Erfolg beim Critérium du Dauphiné Mitte Juni unterstrich. Zwar verlor er im Kampf gegen die Uhr Zeit auf Remco Evenepoel und Jonas Vingegaard. In den Bergen aber hatten ihm die zwei wenig entgegenzusetzen.

Doch selbst bei Pogacar dürfte der Gedanke an die Königsetappe bei der Tour de France Unbehagen auslösen. Es ist nicht der berüchtigte Mont Ventoux, dieser Gigant der Provence mit seiner charakteristischen Mondlandschaft, sondern der weniger bekannte Col de la Loze, der am viertletzten Tag erst zum dritten Mal Teil der Rundfahrt sein wird.

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2023 geht Jonas Vingegaard auf dem Weg zum Col de la Loze in der Menge unter.Bild: EPA

Pogacars schwerste Niederlage am Col de la Loze

Erst seit 2019 gibt es einen Radweg auf diesen Alpenpass, für Autos und Töffs ist er gesperrt. «Absolut brutal», urteilt Alberto Contador, zweifacher Tour-de-France-Sieger, einst ein begnadeter Bergfahrer und heute TV-Experte bei Eurosport.

Die Eckdaten: 26,4 Kilometer lang, im Durchschnitt 6,5 Prozent steil. Wobei: Der Anstieg ist extrem unrhythmisch, beinhaltet immer wieder steile, zermürbende Rampen. An diesem Berg hat Tadej Pogacar 2023 eine seiner seltenen und grössten Niederlagen erlitten, als er mehr als fünf Minuten auf Vingegaard verlor, offenbar auch von einer Herpes-Infektion geschwächt.

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Ein seltenes Bild: ein schwer geschlagener Tadej Pogacar (r.) 2023 bei der Etappe, die über den Col de la Loze führte.Bild: IMAGO/Sirotti

Kaum Schwächen bei Pogacar

Zwar wird der Pass diesmal nicht von Westen, sondern erstmals von Osten in Angriff genommen, an der Länge und Charakteristik ändert das wenig.

Pogacars Helfertruppe steht
Mit UAE Emirates hat das Team um Topfavorit Tadej Pogacar sein definitives Aufgebot für die 112. Tour de France bekanntgegeben. Im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Mannschaft nahezu unverändert – mit einer Ausnahme: Anstelle von Juan Ayuso wurde der Ecuadorianer Jhonatan Narvaez nominiert.

Mit João Almeida, dem diesjährigen Sieger der Tour de Suisse und Tour de Romandie, sowie dem letztjährigen Tour-Sechsten Adam Yates stehen Pogacar gleich zwei exzellente Kletterer zur Seite. In den Bergetappen kann sich der Slowene zudem auf die Unterstützung von Pavel Sivakov und Marc Soler verlassen. Das Aufgebot wird durch Nils Politt und Tim Wellens komplettiert. (abu/sda)

2023 war eine andere Zeit, und Tadej Pogacar ist seither ein noch besserer Fahrer geworden. Galt er einst bei langen Anstiegen und grosser Hitze als verwundbar, sind beim aktuellen Weltmeister keine Schwächen mehr auszumachen. Auch wenn Remco Evenepoel und auch Vingegaard im Zeitfahren stärker einzustufen sind.

Evenepoel nennt Pass «Monster»

Viel mehr als das spricht im Vorfeld der 112. Tour de France, die am 5. Juli in Lille beginnt, allerdings nicht für die beiden Herausforderer. In den letzten Tagen kundschafteten sie den Schicksalsberg Col de la Loze aus, den Evenepoel noch nie in einem Rennen bezwungen hat.

Nach der Trainingsfahrt bezeichnete der Belgier den Pass als «Monster». Zwar hat der 25-Jährige anderthalb Kilo abgenommen, um in den Bergen besser mithalten zu können, doch gerade bei vielen Rhythmuswechseln offenbarte Evenepoel immer wieder Schwächen.

Remco Evenepoel from Belgium of team Soudal Quick-Step puts on a warm jacket after the fourth stage, a 118,2 km race between Sion and Thyon 2000 at the 78th Tour de Romandie UCI World Tour Cycling rac ...
Ernüchtert, aber kampfeslustig: Herausforderer Remco Evenepoel.Bild: keystone

Evenepoel fehlt wichtigster Helfer

Nach dem vierten Rang beim Critérium du Dauphiné (satte 4:21 Minuten hinter Pogacar) zeigte sich der 25-Jährige desillusioniert. «Es scheint, als sei das hohe Tempo ihrer Helfer für sie bloss ein Training. Wenn man sieht, wie sie attackieren, während ich schon am Limit bin, nimmt mir das schon etwas die Moral», sagte Evenepoel entmutigt über Pogacar und Vingegaard.

Dazu kommt: Sowohl Pogacar (unter anderem mit Tour-de-Suisse-Sieger Joao Almeida) als auch Vingegaard (Giro-Sieger Simon Yates und Wout van Aert) verfügen über weitaus stärkere Helfer. Beim Dauphiné war Evenepoel praktisch auf sich allein gestellt. Und bei der Tour de France fehlt mit Mikel Landa auch noch sein bester Helfer.

Sorgen, die sich Jonas Vingegaard nicht machen muss. Sowieso wirkt der Däne ausserordentlich entspannt, obschon er mit Pogacar nicht mithalten konnte.

Zwar distanzierte er Pogacar im Zeitfahren, wurde in den Bergen aber zweimal abgehängt und am Ende mit knapp einer Minute Rückstand Zweiter.

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Obwohl er beim Critérium du Dauphiné gegen Pogacar chancenlos war, glaubt Jonas Vingegaard an seine Chancen auf den Tour-de-France-Sieg.Bild: keystone

Pogacar mied bisher den Schicksalsberg

Im vergangenen Jahr war seine Vorbereitung auf die Tour de France nach einem schweren Sturz im Frühling alles andere als optimal. Nun spricht Vingegaard dauernd davon, dass er viel besser sei als bei seinem zweiten Tour-de-France-Sieg vor zwei Jahren.

Pogacars Machtdemonstration scheint ihn nicht zu beunruhigen. «Wissen Sie, wir schauen nur auf uns und tun alles, um uns möglichst gut auf die Tour de France vorzubereiten», sagte er. Wie Evenepoel trainiert Vingegaard derzeit im französischen Skiort Tignes.

Auch er fuhr dabei den Schicksalsberg Col de la Loze schon ab. Nur einer tat das bisher noch nicht: Tadej Pogacar.

Vielleicht ist das der Strohhalm, an dem sich die Konkurrenten klammern. Wenn die Tour de France dannzumal nicht schon längst entschieden sein sollte. (aargauerzeitung.ch)

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