Nordkorea bestätigt den Test einer Wasserstoffbombe – Südkorea spricht von Provokation
Nordkorea hat am Mittwoch nach eigenen Angaben einen Atomtest durchgeführt. Der Test sei erfolgreich gewesen, sagte eine Sprecherin im staatlichen Fernsehen. Es habe sich um eine «strategische Entscheidung» unter Leitung des Staatsführers Kim Jong Un gehandelt.
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Zuvor hatten mehrere Bebenwarten eine Erschütterung in Nordkorea registriert. Südkorea hatte daraufhin bereits von der Möglichkeit eines Atomtests in dem Nachbarland gesprochen und eine Dringlichkeitssitzung des Präsidenten einberufen.
Bild: EPA/USGS
Sollten die Angaben Nordkoreas stimmen, hätte die Atomwaffenentwicklung des Landes eine neue Dimension erreicht. Zwischen 2006 und 2013 hatte Nordkorea drei herkömmliche Atomtests unternommen, auf die der UNO-Sicherheitsrat jeweils mit neuen Strafmassnahmen reagiert hatte.
- Der erste Test 2006 wurde international noch belächelt, weil die Explosion so schwach war.
- 2009 folgte ein Test mit einer wesentlich stärkeren Detonation.
- Die dritte Bombe im Februar 2013 war noch einmal deutlich kräftiger: Ihre Sprengkraft lag zwischen 10 und 40 Kilotonnen TNT und war damit bis zu dreimal höher als die der Hiroshima-Atombombe.
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Experten waren skeptisch
Atombomben werden mit Plutonium oder Uran hergestellt. Bei einer Wasserstoffbombe verschmelzen unter anderem Deuterium und Tritium, schwere Isotope des Wasserstoffs, zu Helium. Ihre Sprengkraft ist um ein Vielfaches höher als die einer Atombombe.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte im vergangenen Monat angedeutet, sein Land besitze eine Wasserstoffbombe. Er sagte laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA, Nordkorea sei «ein mächtiger Atomstaat, der bereit ist, eine selbstständige Atombombe und eine Wasserstoffbombe zu zünden, um seine Souveränität zu verteidigen».
"If there's no invasion on our sovereignty we will not use nuclear weapon," N. Korea says after H-bomb test. https://t.co/b5n86r7Onz
— CNN Breaking News (@cnnbrk) 6. Januar 2016
Kims Äusserung war der erste explizite Hinweis auf eine Wasserstoffbombe, seine Aussagen wurden aber von internationalen Experten mit Skepsis aufgenommen.
Scharfe Kritik aus Japan
Ein leichtes Erdbeben in der Nähe des nordkoreanischen Atomtestgeländes in Kilju im Nordosten hatte in der Region sofort Spekulationen um einen neuen Atomtest durch das weithin isolierte Nordkorea ausgelöst. Japan und Südkorea verurteilten den Test aufs Schärfste.
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Die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye rief ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrats ein. Nordkoreas Atomtest sei eine Provokation und eine klare Verletzung von UNO-Resolutionen, wurde Vizeaussenminister Lim Sung Nam von Yonhap zitiert.
In Japan sagte Ministerpräsident Shinzo Abe: «Das ist eine ernste Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes». Der Atomtest sei absolut nicht hinnehmbar. Dem kommunistischen Regime in Pjöngjang droht nun eine weitere Verschärfung der internationalen Sanktionen.
Zwischen dem kommunistischen Nordkorea und dem demokratischen Südkorea herrscht seit Jahrzehnten formell noch Kriegszustand. Ende November hatten beide Länder erklärt, einen neuen Anlauf zur Entspannung nehmen zu wollen. (dwi/sda/reu/dpa/afp)