Am 28. März stellte Rémi Gaillard sein Video mit dem Titel «Free Sex» auf Youtube. Eine knappe Woche später verzeichnet der nicht einmal zwei Minuten lange Clip bereits über 4,6 Millionen Zugriffe und mehr als 86'000 Likes.
Eine weitere Erfolgsgeschichte des bekannten französischen Prank-Komikers also? Nun, diesmal mochten ihm nicht alle applaudieren: Fast 9000 Zuschauer klickten das Daumen-runter-Icon an. Darunter dürften besonders viele Frauen sein – wie jene Userin, die in den Kommentaren zum Video schrieb: «Das ist widerlich, du bist widerlich.»
Denn Gaillards Komik geht in «Free Sex» auf Kosten des weiblichen Geschlechts: Er pirscht sich in der Öffentlichkeit an nichtsahnende Frauen heran und simuliert vor versteckter Kamera den Geschlechtsakt mit ihnen.
Obwohl Gaillard in dem Video mit der perspektivischen Verzerrung der Kamera arbeitet und seine Opfer nie berührt, hagelt es nun happige Vorwürfe. Sophie Legrat von der französischen Zeitung «Figaro» stellt sich die Frage, ob Gaillards Sketch noch als Humor durchgehen kann. «Es ist eine Tatsache, dass Gaillard diverse sexuelle Handlungen mit Frauen simuliert, die nicht darum gebeten haben.»
Die bekannte französische Fernsehmoderatorin Audrey Pulvar bezeichnet den Clip in der Talkshow als «ekelhaft» und spricht von «sehr schlechtem Geschmack» und «sexueller Aggression, die Tausende von Mädchen und Frauen jeden Tag erleiden». Den Komiker nannte sie «un sombre connard» («ein finsteres Arschloch») – ein Verdikt, dem sich Roselyne Bachelot explizit anschloss. Die «Le Grand 8»ehemalige Gesundheitsministerin schreckte nicht einmal vor dem Wort Vergewaltigung zurück: «Es ist absolut verwerflich. Es ist eine Vergewaltigung, und dieses Wort ist nicht zu derb.»
Konfrontiert mit einem Phänomen, für das man heute den Begriff Shitstorm verwendet, sieht sich Rémi Gaillard in die sexistische Ecke gestellt und holt zur Rechtfertigung aus. Auf der Website der Wochenzeitung Le Nouvel Observateur schreibt der Komiker: «Mein Video ‹Free Sex› ist nur Schabernack, es ist nicht sexistisch.» Ausnahmslos alle Frauen in dem Clip hätten seiner Veröffentlichung zugestimmt. Er habe keine der Frauen berührt. Keine sei schockiert gewesen, einige hätten es sogar lustig gefunden. «Wir leben in einer Gesellschaft, in der man über nichts mehr lachen darf», behauptet Gaillard, der sich am Schluss dann doch noch entschuldigt und beiläufig erwähnt, seine Mutter habe das Video ebenfalls nicht gemocht.
Réponse à Audrey Pulvar, Roselyne Bachelot et aux médias en général :
https://t.co/hemfSiqYQ5
— Rémi Gaillard (@nqtv) 31. März 2014
Auch auf seiner Facebook-Seite und über Twitter nimmt Gaillard Stellung und fragt zum Beispiel, ob es für die Frau eine pensée unique gebe. Ob alle Frauen dazu verpflichtet seien, sich zu empören. Auch die Medien kriegen ihr Fett weg: Warum, fragt Gaillard, illustrieren sie ihre Artikel über das Video nicht mit jener Szene, in der er Sex mit einem Polizisten simuliert?
Gaillard – der Künstlername bedeutet etwa «Taugenichts» oder «Witzbold» – veröffentlicht schon seit Jahren erfolgreich Prank-Videos und hat mittlerweile einen eigenen Youtube-Kanal. Sein Motto, das am Ende jedes Clips eingeblendet wird, lautet: «C'est en faisant n'importe quoi qu'on devient n'importe qui.» Zu deutsch: «Indem man irgendetwas macht, wird man irgendwer!» oder «Indem man Unsinn treibt, wird man irgendwer!» Diesmal hat der Störenfried den Unsinn womöglich zu weit getrieben. Urteilen Sie selbst (Youtube hat die Alterslimite für das Video angehoben):