«Du bist unser Mann», erklärt mir der Vertreter der «Abteilung lustig». Panikattacke. Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass dies wahrscheinlich die vier gefährlichsten Worte der deutschen Sprache sind.
«Willst du mal etwas machen, das du noch nie nicht gemacht hast?», fährt der Abteilung-lustig-Mann unerbittlich fort. Mir wird schwarz vor den Augen. Die Kombination «Du-bist-unser-Mann-willst-du-was-machen-das-du-noch-nie-gemacht-hast», bedeutet Weltuntergang.
Der Weltuntergang heisst Kim Kardashian. Es handelt sich um ein neues Game, das derzeit der Brüller sein soll. Ich soll es bitteschön vom Apple Store herunterladen und auf meinem iPhone testen.
Ich hasse Games und bin im übrigen seriöser Wirtschaftsjournalist. «Sportjournalisten schreiben die besten Wirtschaftsstories», tönt es aus der Abteilung lustig zurück. «Also hab dich nicht so. Und wir helfen dir.» Ist das, was ich verspüre, Brechreiz?
Bei Kim Kardashian geht es darum, dass man sich als junge Frau so gut anzieht, dass man permanent fotografiert wird und bald als Supermodel in Hollywoods In-Kreisen verkehren darf. Das vermute ich wenigstens. Sicher bin ich nicht.
Ich habe meist auf irgendwelche schwachsinnigen Dialogfelder gedrückt («Hey, check out, Kim is over there»), absurde Handlungsanweisungen entgegengenommen («Speak to Kim at The Brew Palms»), musste mit dem Bus nach Beverly Hills oder Downtown Los Angeles fahren, wurde von Idioten fotografiert und in eine Bar geschleppt, liess Dollarscheine explodieren und erhielt dazwischen Tipps von besagter Kim Kardashian, einer Art Heidi Klum auf Stelzen.
Dann sollte ich das Ganze mit meinen Freunden auf Facebook teilen. Ich bin ratlos.
Fazit: Der Politologe Jeremy Rifkin ist überzeugt, dass uns die sozialen Medien zu besseren Menschen machen und Facebook und Twitter helfen werden, den Frieden zu sichern. An guten Tagen bin ich geneigt, das wohlwollend durchgehen zu lassen.
An Tagen, an denen ich auf Kim Kardashian treffe, gewinnt der Kulturpessimist in mir die Oberhand und die Überzeugung: Die Menschheit ist definitiv am Arsch. Und im übrigen stimmt es nicht, dass Sportjournalisten die besten Wirtschaftsstories schreiben.