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Welches ist das gesündeste Lebensmittel? Auf diese absurde Frage haben wir erstaunlich konkrete Antworten erhalten

Heute ist Weltgesundheitstag

Welches ist das gesündeste Lebensmittel? Auf diese absurde Frage haben wir erstaunlich konkrete Antworten erhalten

07.04.2014, 07:3823.06.2014, 18:01
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Am 7. April wird der Weltgesundheitstag begangen. Und da Gesundheit auch immer etwas mit Ernährung zu tun hat, stellt sich die Frage: Welches ist eigentlich das gesündeste Lebensmittel? Oder andersrum gefragt: Für welches sollten wir uns entscheiden, wenn wir in Zukunft nur noch ein einziges zur Verfügung hätten?

Zehn Experten aus ganz verschiedenen Bereichen wurden dazu befragt – konnten sich aber nicht einigen. Doch zumindest legten sich die meisten von ihnen auf ein Lebensmittel fest. Nicht so Steffi Schlüchter von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung. Für sie ist klar:

«Ein solches Lebensmittel gibt es nicht!»
Steffi Schlüchter, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE

«Kein Mensch kann langfristig überleben, wenn er nur ein einziges Nahrungsmittel zu sich nimmt. Selbst wenn es zwei oder drei Lebensmittel wären, könnten die nicht das gesamte nötige Spektrum abdecken», so Schlüchter. Auf einzelne Lebensmittel zu verzichten, sei kein Problem, aber nicht auf ganze Lebensmittelgruppen.

Dr. Sabine Rohrmann vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin wagt es trotzdem und nennt ein Produkt, das möglichst viele lebensnotwendigen Elemente enthält: 

«Ich würde mich für ein Milchprodukt entscheiden, vielleicht am besten ein Joghurt.»
Dr. Sabine Rohrmann, Institut für Sozial- und Präventivmedizin Universität Zürich
Bild: KEYSTONE

Rohrmann nennt das Joghurt, weil es Proteine (also Eiweiss), Kohlenhydrate, Fett, Vitamine und Mineralstoffe enthält und damit ein sehr reichhaltiges Produkt ist. Ein Manko beim Joghurt sei das fehlende Eisen. «Muttermilch ist auch ein sehr reichhaltiges Produkt, aber leider nur für ein Baby. Ab sechs Monaten genügt der Eisengehalt hier auch nicht mehr», so die Präventivmedizinerin. Aus diesem Grund wäre die Muttermilch auch nichts für eine erwachsene Person.

«Obst und Gemüse beinhalten zu wenig Kalorien – so viel können wir gar nicht essen, dass wir davon genug Energie bekommen. Und sonst fallen mir alternativ noch Erbsen oder Bohnen ein. Die wären vielleicht auch noch eine Möglichkeit», argumentiert Rohrmann weiter.

«Linsen oder Reis – und wenn ich mich festlegen muss, dann Linsen.»
Michael Müller, Sportwissenschaftler, Cross Klinik Basel

Auch im Sport spielt Ernährung eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund befragten wir unter anderem Sportwissenschaftler Michael Müller von der Cross Klinik Basel. Er knüpft an den letzten Gedanken von Rohrmann an und entschliesst sich ebenfalls für eine Hülsenfrucht: «Ich würde sagen Linsen oder Reis – und wenn ich mich festlegen muss, dann Linsen.»

«Hülsenfrüchte!»
Sandra Signer, Kochlehrerin an der Migros Klubschule

Sandra Signer, Kochlehrerin an der Migros Klubschule, sieht das ganz ähnlich: «Ich würde mich für eine Hülsenfrucht entscheiden. Die enthalten Eiweiss, Vitamine und Ballaststoffe und sorgen für ein Sättigungsgefühl.»

Bild: AP
«Da fällt mir als erstes ganz spontan die Kartoffel ein!»
Sandra Helfenstein, Leiterin Kommunikation Schweizer Bauernverband

Sandra Helfenstein vom Schweizer Bauernverband entscheidet sich spontan für die Kartoffel: «Das ist ein sehr wertvolles Lebensmittel, das Kohlenhydrate – und damit Energie – und auch Vitamine enthält.»

«Ich glaube, ich würde Bananen mitnehmen!»
Rolf Hiltl, Geschäftsführer Restaurant Hiltl

Rolf Hiltl, Geschäftsführer des vegetarischen Restaurants Hiltl, sieht bei der Kartoffel ein Problem: «Man muss sie zubereiten und kann sie nicht roh essen. Wenn ich also auf einer einsamen Insel bin, ist das vielleicht eher schwierig». Deswegen entscheidet sich Hiltl für Bananen: «In der Banane steckt viel Energie, sie macht satt und durch die Schale hat sie eine natürliche Verpackung und lässt sich somit gut aufbewahren.»

«Ich würde nach dem einfachen Prinzip ‹Wasser und Brot› gehen, aber es muss ein Vollkornbrot sein.»
Dr. Christine Brombach, Zentrum für Lebensmittel- und Ernährungsforschung ZHAW, Fachstellenleiterin Ernährung

Ernährungswissenschaftlerin Dr. Christine Brombach ist sich in einem Punkt mit allen anderen Experten einig: «Wahrscheinlich gibt es kein einziges Lebensmittel, das zum Überleben ausreichen würde.» Wenn sie sich aber für ein einziges entscheiden müsste, dann wäre es das Vollkornbrot – Roggen oder Weizen, aber auf jeden Fall Vollkorn.

«Das enthält Kohlenhydrate, Fette und Eiweiss wie auch Spurenelemente und Mineralstoffe. Damit könnte man bestimmt eine Weile überleben. Und es lässt sich gut lagern, muss nicht noch gekocht werden und kann auch getrocknet werden», so Brombach.

«Eskimos ernähren sich ja auch hauptsächlich von Fleisch und Fisch.»
Dr. med. Christian Schlegel, Swiss Olympic Medical Center Bad Ragaz

Sportmediziner Dr. Christian Schlegel möchte sich zunächst nicht festlegen. Dürfte er sich drei Lebensmittel aussuchen, würde er Kartoffeln, Fleisch und eine Fruchtsorte mit auf die einsame Insel nehmen. Dennoch kann er sich vorstellen, dass auch eine relativ einseitige Ernährung funktionieren kann: «Eskimos ernähren sich ja auch hauptsächlich von Fleisch und Fisch.»

«Ich würde mich für ein Ur-Getreide entscheiden – oder Nüsse.»
Christof Mannhart, Ernährungswissenschaftler
Mach es, wie das Eichhörnchen!Bild: EPA

Ernährungswissenschaftler Christof Mannhart äussert sich zu den Aussagen seiner Vorgänger so: «Wer sich nur allein von Muskelfleisch ernährt, würde nicht lange überleben. Das haben schon Nordamerikanische Ureinwohner und Teilnehmer von Arktis-Expeditionen getestet. Eskimos überleben, weil sie sich vor allem von tierischem Fett und Muskelfleisch ernähren und daran gewöhnt sind. Würde man es mit Hülsenfrüchten probieren, käme man wohl schnell an seine individuelle Verdauungskapazität.»

Und dann liefert er einen eigenen Vorschlag: «Es gibt kein Lebensmittel, das allein langfristig alles Notwendige enthält. Und das wurde so auch noch nie getestet. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich mich für ein Getreide wie Hafer oder Ur-Getreide wie Amaranth oder Quinoa entscheiden.» Diese enthalten laut Mannhart neben Kohlenhydraten erstaunlich viel lebensnotwendige Nährstoffe. Eine andere Alternative wären auch Nüsse: «Davon muss man nicht ganz so viel essen, da die Nährstoffmenge pro Gramm höher ist. Aber Voraussetzung ist hier natürlich, dass man Nüsse verträgt.»

Schliesslich fügt er hinzu: «Wie lange ein Mensch so überleben kann, weiss ich nicht exakt, aber in Zeiten von Hungersnöten können sich Menschen so schon über mehrere Monate lang ernähren.»

«Die Kokosnuss wäre sicherlich kein schlechter Kandidat.» 
Stephanie Rohrer, pharmaSuisse

Alle bisherigen Aussagen wurden unter der Voraussetzung getroffen, dass der Mensch zu dem einen Lebensmittel auch noch Wasser zur Verfügung hat. Stephanie Rohrer von pharmaSuisse hat sich für eine Gesamtlösung entschieden, die auch die Frage nach dem Flüssigkeitshaushalt löst: 

«Hätte man tatsächlich nur ein Lebensmittel zur Wahl, wäre die Kokosnuss sicherlich kein schlechter Kandidat. Sie kann mit ihrem hohen Wasseranteil einerseits den Flüssigkeitsbedarf decken und enthält zusätzlich wichtige Inhaltsstoffe wie Eiweiss, wertvolle Fettsäuren, Ballaststoffe, Zucker sowie verschiedene Vitamine und Mineralstoffe.» Nichtsdestotrotz glaubt auch Rohrer nicht daran, dass es ein Lebensmittel gibt, das alle nötigen Nährstoffe auf einmal abdeckt.

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