Nicht einmal zwei Tage nach Trumps Angriff auf die syrische Luftwaffenbasis Al-Schairat hat das Assad-Regime von dort bereits wieder tödliche Angriffe geflogen.
Bei einem Luftangriff auf die von Rebellen gehaltene Provinz Idlib sind am Samstag offenbar mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Wahrscheinlich werde die Opferzahl noch steigen, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte am Samstag mit.
Die Flüge von der Luftwaffenbasis Al-Schairat wurden möglich, weil die Landebahnen beim Luftschlag der USA nicht beschädigt wurden. Dafür erntete Donald Trump Kritik, welche er am Samstagabend konterte. Die Landebahnen seien nicht bombardiert worden, weil sie leicht und kostengünstig wieder repariert werden könnten, erklärte er.
The reason you don't generally hit runways is that they are easy and inexpensive to quickly fix (fill in and top)!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 8. April 2017
Dass Assad so kurz nach Trumps Muskelspiel bereits wieder Angriffe fliegt, dürfte im Weissen Haus als Provokation aufgenommen werden. Weitere Vergeltungsschläge werden nicht ausgeschlossen: Am Samstag kündete der US-Präsident in einem Brief an die Vorsitzenden des Repräsentantenhauses «weitere Aktionen» gegen das syrische Regime an, falls diese «notwendig und angebracht» seien.
Auch Trumps UN-Botschafterin Nikki Haley deutete an, dass der Druck auf den syrischen Machthaber deutlich zunehmen dürfte. Assad sei «nicht der Anführer», den Syrien brauche, sagte sie gegenüber «CNN». «Wir glauben, dass ein Regierungswechsel stattfinden wird.»
Doch mit diesen Ankündigungen widersprechen die USA diametral den Interessen Russlands. Assad ist ein enger Verbündeter Moskaus. Bei einem Telefongespräch mit US-Aussenminister Rex Tillerson machte der russische Ausseminister Sergej Lawrow denn auch erneut deutlich, dass Russland den US-Luftangriff aufs Schärfste verurteilt.
Dieser Angriff habe lediglich den Terroristen in die Hände gespielt, so Lawrow. Zudem entspreche der angebliche Giftgas-Angriff vom 4. April nicht der Wahrheit. Syrien habe keine chemischen Waffen eingesetzt. Nächste Woche reist Tillerson nach Moskau, die Diskussionen werden fortgesetzt.
Trumps Treffen mit Xi Jinping ist aufgrund des Angriffs in Syrien fast ein bisschen untergegangen. Dennoch lohnt es sich, auch hier genauer hinzuschauen.
Nach dem Treffen der beiden Staatschefs in Florida herrschte eine optimistische Stimmung. Es sei eine «fantastische Freundschaft und Wohlwollen» aufgebaut worden, twitterte Trump am Samstagnachmittag.
...goodwill and friendship was formed, but only time will tell on trade.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 8. April 2017
Auch auf der anderen Seite des Pazifiks ist man mit dem Staatsbesuch überaus zufrieden. Das Treffen habe die Erwartungen übertroffen und Xi Jinpings Macht im In- und Ausland gefestigt, schreibt etwa die «South China Morning Post». Die «China Daily» sprach ebenfalls von einem «erfolgreichen» Gipfel.
Doch die gute Stimmung könnte schnell wieder kippen. Zwar sicherte man sich in Florida zu, dass man die Situation in Nordkorea friedlich lösen wolle. Doch in der Nacht auf Sonntag schickte die USA eine Flugzeugträgergruppe zur koreanischen Halbinsel, welche bei Singapur stationiert war. Zuvor telefonierte Trump während 45 Minuten mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe.
Gut möglich, dass Trump mit dieser Aktion bereits wieder einen grossen Teil des mit China aufgebauten «Wohlwollens» verspielt hat.
Nicht nur aussenpolitisch bleibt die Lage für Trump angespannt. Auch innerhalb seines Teams rumort es. Der Machtkampf zwischen Steve Bannon und Jared Kushner ist weiterhin in vollem Gange.
Dies wurde Donald Trump nun offenbar zu bunt. Der US-Präsident habe ein Treffen zwischen Bannon und Kushner angeordnet, um das Kriegsbeil zu begraben, berichtet das in der Regel gut informierte Magazin Politico.
Diverse US-Medien vermuten, dass Bannons Zeit im Weissen Haus bald abgelaufen sein könnte. Galt der ehemalige Chef der ultranationalistischen Zeitschrift «Breitbart» vor wenigen Wochen noch als wichtigster Berater des neuen US-Präsidenten, so rückt er jetzt immer weiter ins Abseits.
Befeuert werden diese Vermutungen durch kürzlich veröffentlichte Bilder aus Trumps Mar-a-Lago-Anwesen. Als der Luftschlag gegen Syrien beschlossen wurde, durfte Kushner an prominenter Stelle Platz nehmen, während Bannon in die Hinterreihe verbannt wurde.
WH photo (ed for security): @potus receives briefing on #syria military strike fr Nat Security team, inc @vp , SECDEF, CJCS via secure VTC pic.twitter.com/aaCnR7xomR
— Sean Spicer (@PressSec) 7. April 2017
Dasselbe Bild beim Dinner mit den Gästen aus China: Während Jared Kushner und seine Ehefrau Ivanka Trump neben dem chinesischen Präsidentenpaar sitzen durften, wurde Bannon zwischen zwei chinesische Diplomaten gequetscht.
Die Verschiebung des Machtgefüges innerhalb Trumps Team zeigt offenbar bereits erste Auswirkungen. Für Steve Bannon spielen Nordkorea und Syrien eine untergeordnete Rolle, es gilt «America First». Jared Kushner drängt hingegen auf eine aktive Rolle der USA in der Weltpolitik.