Dies ist die Geschichte von vier Trainern. Immer waren sie erfolgreich. Und am Ende trotzdem immer gescheitert. Von Vogel über Yakin und Sousa bis zu Fischer. Warum ist das so bei diesem FC Basel, der seit 2010 nur Meistergefühle kennt? Bei einem Verein, der als Nachfolger eines Trainers meist die Antithese zu diesem einstellt. Muss das innere Feuer wiederbelebt werden? Oder sind es am Ende doch nur vier Schicksale völlig unabhängig voneinander? Eine Übersicht.
Nach dem Triumph über Manchester United am 7. Dezember 2011 lassen sich Heiko Vogel und seine Mannschaft auf dem Barfüsserplatz feiern. Knapp zwei Monate zuvor übernimmt der bisherige Assistent den Job von Cheftrainer Thorsten Fink. Erst 36 Jahre alt ist Vogel da, selber zuvor nie ein grosser Fussballer.
Die Fans jubeln ihm zu, und als der FCB im Achtelfinal der Champions League den FC Bayern 1:0 schlägt, ist Vogel der Grösste. Das 0:7 drei Wochen später im Rückspiel tut zwar weh, doch nach dem FCB-Double am Saisonende schreiben die Zeitungen, der Deutsche sei ein Trainer zum Anfassen; ja, es war sogar zu lesen: «Er ist einer von uns.»
Der intelligente Vogel ist klug genug, das Erbe des erfolgreichen Fink bestmöglich zu verwalten. Vor allem die Herzen der Muttenzerkurve fliegen ihm zu. Doch ein Jahr später ist alles anders. Obwohl der FCB in der Super League acht Punkte hinter GC nur auf Platz 4 liegt und in der Qualifikation zur Königsklasse an Cluj scheitert, kommt die Medienmitteilung des FCB am 15. Oktober 2012 total unvermittelt: Vogel entlassen, Murat Yakin übernimmt.
«Es ist ein Schock», sagt Captain Marco Streller. Von 55 Spielen unter Vogel verlor der FCB nur 7, blieb in der Liga 26 Mal am Stück ungeschlagen. «Die Entwicklung des Teams entspricht nicht den Erwartungen. Das Ziel ist gefährdet», sagt Präsident Bernhard Heusler. Später sickert durch, der Führung habe missfallen, dass Vogel sich so oft zu Hause am Tegernsee statt am Arbeitsort Basel aufgehalten habe.
Es ist die Rückkehr einer Stadt-Legende. Murat Yakin ist ein Hauptdarsteller, als der FCB 2002 erstmals in die Champions League kommt. Unvergessen sein entscheidendes Kopfballtor gegen Celtic Glasgow. Jetzt ist er Trainer. Und die europäische Bühne gehört sofort ihm. Er führt den FCB in den Halbfinal der Europa League, scheitert heroisch an Chelsea. Yakin wird Meister en passant. Die Saison darauf. Wieder Champions League. Wieder Chelsea − diesmal gibt es sogar zwei Siege!
Doch je länger Yakins Herrschaft dauert, desto abgekühlter wird die Stimmung. Selten dringen so viele Internas an die Öffentlichkeit. Die Führung kreiert den Begriff «atmosphärische Störungen». An der Fasnacht, so ist es glaubhaft überliefert, zieht ein Stürmer von atemberaubender Grösse (der später einmal Sportchef des Vereins wird) um die Häuser und klagt sein Leid, wie schlimm doch alles sei. Der Tenor des mächtigen Spielerclans: Yakin sorge sich nur um die Defensive. Der Plan in der Offensive? Der liebe Gott und die individuelle Klasse sollen es richten. Auch Streicheleinheiten gebe es etwas zu wenig, gerade für verdiente Spieler.
Der FCB erreicht nochmals den Viertelfinal in der Europa League. Wird wieder Meister. Aber der Bruch ist trotzdem Tatsache. Yakin wird, nachdem der Meistertitel gesichert ist, entlassen. Obwohl er selbst gerne geblieben wäre. Die Trennung wirkt skurril. Und schmerzt alle Seiten. Am Ende geht es vor allem darum, endlich wieder Ruhe rund um den FCB zu erhalten. Es gelingt mässig.
Der Spieler Paulo Sousa ist ein Stratege. Champions-League-Sieger mit Juventus. Champions-League-Sieger mit Dortmund. «Einer der besten Spieler, die ich je hatte», sagt Ottmar Hitzfeld. Der Trainer Paulo Sousa kommt als Mann von Welt nach Basel, der am liebsten schnellstmöglich den ganzen Verein auf den Kopf stellt. Er wirkt wie ein Elefant im Porzellan-Laden.
Aber Sousa ist eben auch ein Tüftler. Er führt die akribische Daten-Auswertung ein. Und es gelingt ihm, aus spielerischer und taktischer Sicht, eine der interessantesten FCB-Ausgaben der Geschichte zu kreieren. In der Champions League gelingt der Coup. Nach schwierigem Start (1:5 bei Real Madrid) folgt die Steigerung, Liverpool wird heroisch besiegt und ein 1:1-Unentschieden an der Anfield Road reicht für die Achtelfinal-Qualifikation. Es sind die bisher letzten magischen rot-blauen Nächte in der Königsklasse.
Der Sousa-Express rollt und rollt. Manchmal öffnet er sich komplett, erzählt davon, wie er Bäume umarmt, und erklärt den Fussball in bester portugiesischer Fado-Manier. Aber es gelingt etwas gar selten, vom hohen Ross hinunterzusteigen. Das kommt im Team und im Umfeld schlecht an. Der Meistertitel gelingt ohne Probleme. Der Cupfinal zu Hause gegen Sion wird aber zum Desaster − Sousa interessiert schon zu diesem Zeitpunkt mehr die eigene Karriere. Immer deutlicher wird klar: Basel ist für ihn nicht mehr als eine Plattform. Sousa fordert mehr Macht in Transferbereichen. Und forciert so die Trennung. Sein Abgang zu Fiorentina ist schliesslich − trotz Erfolgen − eine kleine Erlösung für Rot-Blau.
Erst ein knappes Jahr ist es her, seit Urs Fischer von Lob nur so überschüttet worden ist. Das Feuer der Begeisterung sei wieder entfacht worden, schrieb die «Basler Zeitung». Am Ende der Saison lag YB 14 Punkte hinter Rot-Blau. Noch nie in der Geschichte des FCB war ein neuer Trainer mit neun Siegen gestartet.
Das Scheitern in der Qualifikation zur Champions League gegen Maccabi Tel Aviv mit zwei Unentschieden war zwar ein Klecks im Reinheft, doch die Kritik hielt sich in Grenzen. Zumal die Leistungen in der Europa League (Achtelfinal gegen Sevilla) gut waren. Ein knappes Jahr später ist alles anders, fliegt Fischer viel Kritik um die Ohren. Plötzlich ist er wieder der Mann vom Rivalen FCZ. Und dies, obwohl der FCB im Vergleich zu 2016 nach drei Vierteln der Saison vier Punkte mehr auf dem Konto hat und 17 Zähler vor YB liegt. Aber nicht europäisch zu überwintern, war eine grosse Enttäuschung.
Vor allem jedoch hat der FCB deutlich weniger attraktiv als im ersten Fischer-Jahr gespielt. Auch der noch nie von einem Basler Trainer erreichte Punkteschnitt (2,59 in der laufenden Saison) hat die neue Klubführung nicht dazu bewogen, mit Fischer den Neustart zu wagen.