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11.02.1990: Gegen Buster Douglas geht Mike Tyson erstmals K.o.

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Der Moment der Entscheidung: Douglas schickt Tyson auf die Bretter.Bild: AP NY
Unvergessen

Gegen 42:1-Aussenseiter James Douglas geht Mike Tyson im 38. Kampf erstmals k.o.

11. Februar 1990: Niemand glaubt daran, dass James «Buster» Douglas den ungeschlagenen Schwergewichts-Weltmeister Mike Tyson besiegen kann. Doch er schafft das Unmögliche, schickt «Iron-Mike» auf die Bretter und holt sich den Gürtel.
11.02.2023, 00:0103.02.2023, 14:35
Ralf Meile
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37 Kämpfe, 37 Siege, 33 durch Knockout. Die Kampfbilanz von Mike Tyson ist im Februar 1990 makellos und furchteinflössend, als er in Tokio auf James Douglas trifft. Im «Tokio Dome» sitzt auch Evander Holyfield als Zuschauer am Ring. Allgemein wird erwartet, dass Tyson nach seinem «Aufwärmsieg» gegen Douglas anschliessend gegen den unbesiegten Holyfield um die Schwergewichts-Krone kämpfen wird.

Doch es kommt alles ganz anders. Für «Iron-Mike» sollte der Fight gegen «Buster» Douglas zum Anfang seines Niedergangs werden. Denn er endet mit einer der grössten Sensationen der Sportgeschichte: Mit dem Sieg des 42:1-Aussenseiters.

Die Vorstellung der beiden Fighter.Video: streamable

«Schau ihm nicht einfach zu!»

Douglas hatte schon drei Jahre vorher um den WM-Titel geboxt, damals aber gegen Tony Tucker verloren. Dank sechs Siegen erhält er nun noch einmal die Chance, Weltmeister zu werden. Aber Douglas geht angezählt in den Ring. Einerseits, weil ihn die Grippe erwischt hat. Andererseits trauert er um seine Mutter, die nur drei Wochen vor dem Kampf gegen Tyson verstorben ist.

Aber es gelingt dem 29-Jährigen, all dies auszublenden. Er geht mutig in den Kampf, wirkt unerschrocken und angriffig. «Schau ihm nicht einfach nur zu, du musst arbeiten!», ruft Tysons Betreuer Jay Bright seinem Schützling aus der Ecke zu. Aber Tyson hat einen schlechten Tag erwischt.

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Das Böse in Person: Tyson (rechts) bearbeitet Douglas.Bild: AP NY

Zwar landet er nun ein paar zünftige Treffer. Doch Douglas behält die Oberhand – und Tyson schwillt das linke Auge zu. Er büsst für eine Nachlässigkeit seiner Betreuer. Wohl aus Überheblichkeit haben sie weder Eis noch kühlendes Metall dabei.

Douglas geht auf die Bretter …

Aber auch wenn Tysons Sicht eingeschränkt ist, so ist er immer noch der unbesiegte Champion. Kurz vor dem Ende der achten Runde landet er einen rechten Uppercut und schickt Douglas damit zu Boden.

Der Ringrichter zählt Douglas aus … aber nach neun Sekunden steht der Aussenseiter wieder auf den Beinen. Der Kampf geht weiter.

Video: streamable

Nun leckt Tyson Blut. Er spürt, dass er Douglas doch schlagen kann. Aber dieser wehrt sich weiterhin zäh, er scheint den Niederschlag wegstecken zu können. Der Fight wiegt nun hin und her.

… und dann erwischt es Tyson

In der zehnten Runde fällt Tyson – und damit die Entscheidung. Nach einer Serie von Treffern geht Mike Tyson im 38. Kampf seiner Karriere erstmals überhaupt zu Boden.

Er versucht noch, seinen Zahnschutz wieder in den Mund zu schieben und aufzustehen. Aber Ringrichter Octavio Meyran hat ihn bereits ausgezählt. Der Champion ist geschlagen.

Video: streamable

Im Sieger-Interview bricht James Douglas in Tränen aus. «Nur wegen meiner Mutter» habe er das Unmögliche möglich gemacht und Mike Tyson schlagen können, bricht es aus ihm heraus.

James "Buster" Douglas holds the WBC heavyweight championship belt over his head as he greets Monday, Feb. 12, 1990 by more than 1,000 fans at the Columbus airport. Douglas knocked out Mike  ...
Stolz präsentiert Douglas bei der Rückkehr in die USA seinen Weltmeister-Gürtel.Bild: AP NY

Don King reklamiert

Doch Douglas hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht, der in diesem Fall Don King heisst. Die wahrscheinlich schillerndste Figur der Box-Geschichte ist Tysons Manager. King protestiert, dass der Ringrichter zu spät mit Zählen begonnen habe, als Douglas auf dem Boden war.

Nach einigem Hin und Her weisen die Verbände die Beschwerde Kings jedoch ab. James «Buster» Douglas ist nun endgültig Schwergewichts-Weltmeister.

FILE--Boxer Mike Tyson is held high by promoter Don King after knocking out Tervor Berbick to become the youngest heavyweight champion in this Nov. 22, 1986 file photo in Las Vegas. William Eaddy, 33, ...
Eine Aufnahme aus glücklicheren Tagen: «Stromfrisur» King und sein Schützling Tyson feiern.Bild: AP

Bis(s) zum bitteren Ende

Pläne für einen Rückkampf werden nicht in die Tat umgesetzt. Stattdessen versucht Douglas, seinen Titel gegen Evander Holyfield zu verteidigen. Er scheitert: Douglas geht in der dritten Runde K.o. und tritt zurück. Sechs Jahre später gibt er ein Comeback, gewinnt dabei acht seiner neun Kämpfe.

Mit Tyson geht es nach der sensationellen Niederlage bergab. Ein Jahr später wird er wegen der Vergewaltigung einer Schönheitskönigin verurteilt, er muss vier Jahre hinter Gitter. Wieder draussen schnappt er sich rasch wieder die Gürtel der Verbände WBA und WBC. Er verliert sie gegen Evander Holyfield und wird nie wieder Weltmeister. Dafür sorgt Mike Tyson im Rückkampf für einen unvergessenen Moment, als er ein Stück von Holyfields Ohr abbeisst und disqualifiziert wird.

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Der legendäre Kampf zwischen Tyson und Holyfield
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10 Kommentare
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bcZcity
11.02.2019 08:55registriert November 2016
Tyson ist das beste Beispiel darin, dass man mit den falschen Leuten im Hintergrund, an die Wand gefahren wird. Er hätte seinen Status ausbauen können, er hätte über lange Zeit der beste Boxer aller Zeiten sein können. Doch seine Naivität wurde schamlos ausgenutzt. Er trainierte nicht mehr richtig, seine Betreuer waren unfähig, Don King nur hinter dem schnellen Geld her.

Man vergisst immer dass bei allem Mythos, auch andere gut boxen können. Und Tyson musste dies schmerzlich erfahren. Er kam nie mehr auf das Niveau welches ihn so gefährlich gemacht hat. Auch Talent braucht Training!
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Auf diesen (nicht ganz jugendfreien) Trikottausch haben alle gewartet
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