Haar ist Geld. Das Haar auf Jasmins Kopf kostet «7000 Euro!!!». Heidi Klum ist ja selten so richtig hässig. Aber «7000 Euro!!!» nicht zu ehren, ist zu viel. Und das kam so: Bei der einzig wichtigen Folge jeder GNTM-Staffel, beim Umstyling, wo Heidi Klum mit dem ihr eigenen sonnigen Sadismus Mädchen in vermeintlich Markttaugliches verwandelt, erhielt Mädchen Jasmin keinen Haarschnitt, sondern eine Perücke. Eben eine für «7000 Euro!!!».
Das Perückenhaar war ungewöhnlich lang. Und echt. Irgendwo auf der Welt hatte eine Frau Jahre ihres Lebens damit verbracht, dieses Haar zu züchten und zu pflegen und sich davon tyrannisieren zu lassen, das Haar war ihre Immobilie, und als sie es verkaufte, leistete sie sich davon einen Esel, eine Palmhütte und ein paar Hühner. Oder einen Callboy. Oder eine kleine Bitcoin-Investition. Keine Ahnung.
Jasmin fand die Haare doof. Und anstatt sie einfach hochzustecken, liess sie sie von irgendeiner scherenhändigen GNTM-Domestikin abschneiden. Schliesslich hatte sie schon oft genug gesehen, dass Heidi beim Umstyling Haare schneiden liess. Und Heidi wurde hässig. Schon bald war die «respektlose» Jasmin samt verschnittener Perücke nicht mehr Teil von Heidis Mädchenzoo.
Und das, meine Lieben, war der bisher einsame, krass geile Höhepunkt der 17. Staffel von «Deutschland sucht ein Model und findet neues Dschungelcamp-Futter». Na? Seht ihr vor eurem innere Auge schon den Reissack in China umfallen? Egal!
Mädchen darf man jetzt nicht mehr sagen. Lieber Frauen, Ladys, Kandidatinnen oder auch einfach Models. Das ist okay. Heidi will das so. Weil sie in Folge eins drei sogenannte Best Ager über 50 am Start hatte. Auch bekannt als Golden Ager, Third Ager, Master Consumer oder Senior Citizen. Fitte Frauen mit Zeit und Geld und ohne Stress also.
Weshalb die österreichische Best-Ager-Mama Martina in Wirklichkeit höchstens vierzig ist. Martinas Tochter Lou-Anne, 18, ist auch da. Die beiden haben oft sehr diverse Ansichten in Sachen Modeljob. Auch das gehört ganz gewiss zu Heidis aktuellem Diversity-Programm.
Diversity war auch schon letztes Jahr Heidis Motto. Zu den Kandidatinnen gehörten unter anderen eine Gehörlose (die aber nur da war, damit Heidis Tochter Leni ihre Gebärdensprachkunst vorführen konnte), eine Kurvige, ein syrisches Flüchtlingsmädchen und eine junge trans Frau, die gewann.
Theresia Fischer, eine Kandidatin von 2019, findet curvy und älter daneben. Curvy vertrete wie auch bulimisch, ein «Krankheitsbild». Theresia Fischer, wir erinnern uns, ist die Frau, die ihr Leben mit einem deutlich älteren Boyfriend und einem Stofftier teilt und sich erst vor wenigen Tagen zum zweiten Mal die Beine zwecks Verlängerung hat brechen und strecken lassen.
Heidis Herausforderungen an ihre Models sind aktuell eine Spur weniger sexistisch, aber genau so albern wie immer. Eher Zirkus Schuss-ins-Knie als Modezirkus. Einmal mussten sich die Models in eine Art Pferdegeschirr werfen, einmal waren sie Aliens, die mit angewachsenen Ufos und Highest Heels bei Starkwind über eine Schotterwüste gehen mussten, wie das eben so ist, wenn man aus Versehen auf der Welt landet.
Einmal sassen sie zu zweit im Auto, eine nervte, und die Genervte konnte sie in die Luft jagen. Einmal entstiegen sie überdimensionierten Puderdosen und stellten sich vor einen ebensolchen Föhn. Einmal waren sie unheimliche Puppen. Gewiss steckt viel Verdrängtes und Unterbewusstes von Heidi Klum in derartigen Arrangements. Einmal sang Kylie Minogue. Einmal war Jean-Paul Gaultier Gastjuror. «Triell»-Moderatorin Claudia von Brauchitsch macht das Medientraining.
Es wird ein Unterwasser-Shooting geben und eins, das Menschen mit Höhenangst terrorisiert. Und vielleicht ein nacktes. Vielleicht aber auch nicht. Ein Sack Reis wird für die Menschheit weiterhin von grösserer Bedeutung sein als GNTM. Und wir müssen beten, dass Frauen wie Theresia Fischer niemals von anderen als Vorbild betrachtet werden.
Die Integration reifer Frauen mit reifen Namen wie Martina und Lieselotte hat übrigens zu einer gewissen Beruhigung der Unternehmens-, äh, Umgangskultur geführt. Die jungen Frauen suchen die Mütterlichkeit der älteren, und Heidi Klum liess sich von Lieselotte nur allzu gern entlocken, dass ihr dunkellockiger Gatte Tom Kaulitz öfter mit Aquaman Jason Momoa verwechselt werde. Alles ist eine Frage der Haare.