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Swisscovid: Aus diesem Grund funktioniert die Warn-App nur so lala

SwissCovid
Nach wie vor nutzen zuwenig Menschen die Swisscovid-App. bild: keystone/watson

ETH-Forscher klären auf: Wegen dieser Zwickmühle funktionieren die Covid-Apps nur so lala

12.11.2020, 21:16
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Regierungen müssen mehr dafür tun, damit die Bevölkerung den Corona-Warn-Apps vertraut, wie zwei Zürcher Forschende im Fachmagazin «Science» schreiben. Die Apps stecken jedoch in einer Zwickmühle.

Demnach könnten Smartphone-Apps, die über mögliche Kontakte mit Infizierten informieren, ihre echte Wirkung erst mit ausreichend vielen Nutzern entfalten. Aber solange die Wirkung der Apps in den Augen der Menschen nicht belegt sei, würde sie häufig nicht heruntergeladen, schreiben Alessandro Blasimme und Effy Vayena von der ETH Zürich.

Die Download-Zahlen der Corona-Warn-Apps bleiben gemäss den Autoren in vielen Staaten deutlich hinter den Erwartungen zurück. So hätten sich im April und Mai etwa in den USA, der Schweiz und Italien zwischen 55 und 70 Prozent der Erwachsenen bereit gezeigt, die Corona-App zu nutzen. Tatsächlich lag die Nutzerquote dann aber in allen betrachteten Staaten teils deutlich unter 30 Prozent.

Zivilgesellschaft einbinden

Wegen der aussergewöhnlichen Umstände der Covid-19-Krise seien die Pläne für die Einführung der Apps vielfach ohne Einbindung der Öffentlichkeit geschehen, geben die Autoren zu bedenken. «In demokratischen Ländern führt das wahrscheinlich zum Untergraben von Vertrauen in technische Lösungen, vor allem wenn sie eine durchdringende Überwachungslogik verkörpern, die demokratischen Idealen entgegenzustehen scheint.»

Abhilfe könnten deshalb Kontrollgremien für die Regelung der Apps auf nationaler Ebene schaffen, in die neben Experten auch zivilgesellschaftliche Vertreter eingebunden seien, heisst es in der Studie. Ausserdem sollte die Bevölkerung besser eingebunden werden.

In der Schweiz wurde die SwissCovid-App gemäss dem Bundesamt für Statistik mittlerweile über 2.7 Millionen mal heruntergeladen. Aktiv ist die App jedoch nur bei rund 1.8 Millionen Nutzern. (sda/dpa)

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30 Kommentare
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Repplyfire
12.11.2020 21:27registriert August 2015
Ich "durfte" nun eigene Erfahrungen machen mit der App und war mässig begeistert. Habe die App seit fast Anfang immer aktiv auf meinem Mobiltelefon. Ende Okt. erfuhr ich über mehrere Umwege, dass ich möglicherweise Mitte Okt. Kontakt mit einem Covid-Positiven hatte. Die App gab bis da nichts an. Ich war dann tatsächlich auch positiv (Symptomfrei zum Glück). Nach meinem pos. Testresultat dauerte es nochmals sechs Tage, bis ich den Code für die App bekam. Ich meine, so kann das ja nichts werden.
ps. so weit bekannt habe ich zum Glück niemanden angesteckt und allen im Umfeld geht es soweit gut.
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chrissy_dieb
12.11.2020 21:27registriert Januar 2020
Die App meldet einen Kontakt mit vielen Tagen Verzögerung (!)

Und die Schlussfolgerung: „Demnach könnten Smartphone-Apps, die über mögliche Kontakte mit Infizierten informieren, ihre echte Wirkung erst mit ausreichend vielen Nutzern entfalten“?!

Einfach Mal rascher Codes generieren und Meldungen verschicken. Dann funktionierts auch. Hat primär nichts mit den Nutzerzahlen zu tun - auch wenn das für die Forscher des Instituts für Bioethik Stoff für Papers liefert.
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Pafeld
12.11.2020 23:36registriert August 2014
Gemäss aktueller Erkenntnis ist man in den zwei Tagen, bevor man erste Symptome zeigt, am infektiösesten. Sprich vom Zeitpunkt der höchsten Verbreitungswahrscheinlichkeit bis zur Warnung durch die App können bis zu 10 Tage oder sogar mehr vergehen. Das reicht mehr als locker, dass potentiell Infizierte bereits wieder Leute angesteckt haben. Coronacodes und Beamtenbürozeit funktioniert nicht zusammen, wenn zwei Wochenenden zwischen jedem Kettenglied liegen. Da können noch so viele die App runterladen. Es wird diesbezüglich nicht ohne WE-Piketdienst funktionieren, also kommt mal aus dem Quark.
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