Wirtschaft
Elektroauto

So will Deutschland die Elektroautos pushen

Der «Masterplan»: So will Deutschland die Elektroautos pushen

05.11.2019, 07:19
Mehr «Wirtschaft»

Die deutsche Regierung will Elektro-Autos mit höheren Kaufprämien sowie Millionen neuer Ladepunkte bis 2030 zum Durchbruch verhelfen. Beim Autogipfel verständigten sich die Teilnehmer am Montagabend auf deutlich höhere Prämien für den Kauf eines Elektro-Autos.

Die Industrie will weiter die Hälfte der Beträge aufbringen. So könnten bis zu 700'000 zusätzliche E-Autos gefördert werden, teilte das Kanzleramt mit. Parallel will die Regierung mit einem «Masterplan Ladeinfrastruktur» eine Million öffentliche Ladepunkte schaffen, damit Ende des nächsten Jahrzehnts zehn Millionen E-Autos auf deutschen Strassen fahren. Die Autobranche sagte zu, bis 2022 selbst rund 15'000 öffentliche Ladepunkte beizusteuern.

epa07971585 German Chancellor Angela Merkel (L) looks at a graphic representation of the new electric car Volkswagen ID.3, hold by worker Lea Fuchs (R) at the Volkswagen ID.3 car assembly line during  ...
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Vorstellung des Elektro-VW ID.3.Bild: EPA

Die deutsche Regierung macht Druck auf den Ausbau der Elektro-Mobilität, der ein Kernelement für die Klimaschutz-Ziele der Regierung darstellt. Ein entsprechendes Gesetz soll noch dieses Jahr beschlossen werden.

Neu 6000 Euro Kaufprämie

Zudem will die Regierung der Schlüssel-Branche Autoindustrie beim Umsteuern auf neue Antriebe helfen. Derzeit fahren in Deutschland etwa 220'000 E-Autos. Ein Element ist dabei eine deutlich erhöhte Kaufprämie. Diese soll für Autos unter einem Netto-Listenpreis von 40'000 Euro um die Hälfte steigen. Davon würde beispielsweise auch der neue VW ID.3 profitieren, dessen Produktionsstart am Montag in Zwickau begonnen hat.

Für rein elektrische Autos wird die Prämie demnach auf 6000 Euro von 4000 Euro angehoben. Für sogenannte Plug-In-Hybride ist die Prämie in dieser Preisklasse bei 4500 Euro vorgesehen, derzeit sind es 3000 Euro.

Für Autos mit einem Kaufpreis von über 40'000 Euro soll der Bonus um 25 Prozent auf 5000 Euro klettern. Gefördert werden soll bis zu einem Preis von 65'000 Euro pro Auto. «Die Industrie wird sich wie in der Vergangenheit auch daran beteiligen», sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Bernd Mattes. Er sprach von einem guten Treffen mit guten Ergebnissen.

Die höhere Förderung soll noch im November beschlossen werden und bis Ende 2025 laufen. Bis 2023 sind dafür zunächst zwei Milliarden Euro vorgesehen. Es werde geprüft, ob auch der Kauf von elektrischen Gebrauchtwagen noch bezuschusst werden könne, teilte das Kanzleramt mit.

Über eine Million Ladepunkte

Der deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer sprach von einem guten Abend für die Mobilität und hoher Zustimmung für seinen «Masterplan Ladeinfrastruktur» mit dem ein bundesweites, Auflade-Netz gesichert werden soll. «Kein Bürger braucht vor der Mobilität von Morgen Angst haben», sagte der CSU-Politiker.

Die Regierung geht so auf die Forderung der Industrie ein, den Bau neuer Ladesäulen zu beschleunigen. Derzeit gibt es etwa 21'000 öffentliche Ladepunkte in Deutschland. Bis 2030 sollen es eine Million sein. Dazu soll es zunächst bis 2025 eine Förderung geben, damit Ladesäulen auch in ländlichen Regionen errichtet werden können. Wie genau – ob beispielsweise über Ausschreibungen – die Fördergelder verteilt werden, ist noch offen. Eine Rolle könnten laut Masterplan auch die Stromnetzbetreiber spielen.

Neuberechnung der Fahrzeugsteuer

Für Tankstellen soll es Auflagen geben, damit der Ausbau eines Ladesäulen-Netzes vorangeht. Bis 2022 peilt die Regierung mindestens vier Schnell-Ladepunkte an jeder Autobahn-Raststätte an. Um mehr private Ladepunkte zu ermöglichen, soll noch dieses Jahr das Miet- und Wohnungsrecht überarbeitet werden. Mieter sollen so vom Vermieter die Erlaubnis zum Bau von Ladepunkten fordern können. Bei Eigentümergemeinschaften will die Regierung verhindern, dass Beschlüsse zum Bau von Ladepunkten von Einzelnen mit ihrem Veto blockiert werden können.

In ihrem Klimaprogramm hatte die Regierung sowohl den Ausbau der Ladesäulen als auch die Erhöhung der Kaufprämien verankert - allerdings ohne konkrete Zahlen und Konzepte. Finanziert werden soll die Anhebung der Kaufprämien durch eine Neuberechnung der Kfz-Steuer, die stärker am CO2-Ausstieg ausgerichtet werden soll. Ein konkreter Gesetzesvorschlag steht hier noch aus. (sda/reu)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die meistverkauften Elektroautos der Welt 2018
1 / 7
Die meistverkauften Elektroautos der Welt 2018
Platz 5: Tesla Model S, 48'000.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Sich selber ein Elektroauto bauen?
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
75 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
TheRealDonald
05.11.2019 07:39registriert Juli 2017
Bitte dabei den Ausstieg aus den Kohlekraftwerken nicht vergessen. Danke.
1017
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sir Konterbier
05.11.2019 07:45registriert April 2017
Ich will hier ja nicht auf die Euphoriebremse treten aber Deutschland täte besser daran erstmal aus der Kohlekraft auszusteigen ehe man damit auch noch Elektroautos antreibt.
9116
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pet R. Pan
05.11.2019 08:10registriert Dezember 2017
Eindrücklich wie die deutsche Regierung der Autoindustrie unter die Arme greift, wobei die Industrie es schlicht verpasst hat rechtzeitig die Strategie anzupassen und viel zu spät begann, sich mit Elektroautos auseinander zu setzen.
4712
Melden
Zum Kommentar
75
Freixenet beantragt Kurzarbeit für 80 Prozent seiner Angestellten

Der Schaumweinhersteller Freixenet hat wegen der Folgen der wohl gravierendsten Dürre in Katalonien seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit verdorrenden Weinreben Kurzarbeit in Spanien beantragt. Das Unternehmen ist Teil des deutsch-spanischen Unternehmens Henkell Freixenet, das als weltweiter Marktführer für Schaumwein bei Absatz und Umsatz gilt und seinen Sitz in Wiesbaden und Sant Sadurní d'Anoia unweit von Barcelona hat.

Zur Story