Der Basler Bahnhof SBB bekommt bahnseits ein neues Gesicht: Das rostrote Postgebäude quer über alle Geleise wird neu gebaut mit drei Hochhäusern an den Strassen daneben. Post und SBB wollen für dieses «Nauentor»-Projekt 450 Millionen Franken investieren.
Das vor knapp 40 Jahren eingeweihte Basler Bahnhofspostgebäude - im Volksmund als «Blutwurst» oder «Rostbalken» gescholten - soll einem Komplex mit Wohnungen, Büros und anderen Nutzungen weichen. Die Post plant diesen zusammen mit den SBB, die eine Parzelle an der Südseite beisteuern, wie Verantwortliche am Montag vor den Medien ausführten.
Die Pläne gehen zurück auf das Siegerprojekt einer Testplanung von 2012 aus den Federn des Basler Architekturbüros Morger + Dettli (heute Morger Partner). Vorgesehen ist aktuell ein Sockel von 24 Metern Höhe über die gesamte Breite sowie drei Hochhäuser von 87 Metern Höhe; das bisherige Gebäude ist etwa sechsgeschossig.
Der Altbau verschwindet nicht ganz: Das heutige Postparkhaus über den Geleisen dient auch künftig als Sockelebene. Auf diesem einst für Postlastwagen massiv gebauten Basisgeschoss entstehen drei neue Etagen mit einer öffentlichen Achse über die Bahn durch das Gebäude.
Drei grosse Innenhöfe sollen den neuen Komplex für viele und vieles attraktiv machen. Als städtischer Nutzen hervorgehoben wurde eine Vergrösserung der nördlichen Längsachse für Fussgänger und Velos.
Anlass, das Grossprojekt am Montag den Medien vorzustellen, ist die öffentliche Auflage für den Bebauungsplan, die am 4. Juni beginnt. Hat der Plan samt Umzonungen die politischen Hürden genommen, werden die Details ausgearbeitet. Baubeginn der ersten Etappe soll 2022 sein, Abschluss der zweiten Hälfte Ende 2028.
Die Post hat heute für das ab 1971 als regionales Verteilzentrum gebaute und 1980 fertiggestellte Gebäude keine richtige Verwendung mehr: Der Leerstand darin ist heute mit den neuen Verteilzentren im Mittelland, der Waadt und im Thurgau auf rund 40 Prozent angestiegen, wie Post-Immobilienportfolio-Chef Michael Heim sagte.
Die Bausubstanz sei nicht mehr à jour, eine Sanierung tel quel aber unwirtschaftlich. Nur mit neuen Nutzungen rechnet sich gemäss Heim ein Projekt. Den Gebäudeteil über die Geleise könnte man laut dem Architekten Meinrad Morger ohnehin nicht unter laufendem Bahnbetrieb abbrechen – Basel liegt an der europäischen Nord-Süd-Bahnachse.
Von den insgesamt auf 450 Millionen Franken geschätzten Investitionen soll die Post 350 Millionen übernehmen, die SBB 100 Millionen – die neuen Bauten werden getrennt bewirtschaftet. Die Zahl der Autoparkplätze darin soll nur unwesentlich auf 450 steigen. Neu vorgesehen seien 400 zusätzliche öffentliche Veloplätze.
Den Wohnanteil bezifferte der baselstädtische Kantonsbaumeister Beat Aeberhard auf rund einen Drittel. Mehr liegt wegen des Verkehrslärms der Nauenstrasse nicht drin - diese ist als Autobahnzubringer die meistbefahrene Strasse von Basel.
Der Neubau bedeutet die Streichung von 15 Arbeitsplätzen bei der Post in Basel: Sie will Mitte 2020 ihr Logistikzentrum im «Rostbalken» ganz schliessen und dessen Funktionen ins Briefsortierzentrum Härkingen SO verlegen. Betroffen von den Veränderungen sind 86 Personen; Entlassungen sollen vermieden werden. (sda)