Der Präsident des HC Davos, Gaudenz Domenig, spricht über die Folgen der Spengler-Cup-Absage für den HC Davos. Er kommt zu einer dramatischen Schlussfolgerung: Das Überleben des Klubs ist in Gefahr.
Kann der HC Davos die erneute Absage des Spengler Cups wirtschaftlich verkraften?
Gaudenz Domenig: Nein. Nun muss die öffentliche Hand helfen.
Sie hatten alle behördlichen Anordnungen befolgt und die Bewilligung für den Anlass erhalten. Nun sagt eine Behörde – der Kantonsarzt – diesen Anlass ab. Ist das der Ansatz für die Hilfe der öffentlichen Hand?
Ja. In welchem Umfang diese Hilfe möglich sein wird, ist völlig offen. Es gibt einen Schutzschirm, um die Aufwendungen nach einer Absage eines Grossanlasses abzudecken. Hier sehen wir eine Möglichkeit, dass wenigstens ein Teil der von uns bereits gemachten Ausgaben entschädigt wird.
Wie hoch sind diese Ausgaben?
Sie kennen die Zahlen, die schon öffentlich genannt worden sind: Bei rund 11 Millionen Umsatz machen wir ungefähr 2 Millionen Gewinn. Das bedeutet also Aufwendungen in der Höhe von 9 Millionen. Wie hoch diese Aufwendungen nun tatsächlich sein werden, wissen wir noch nicht. Es wird Sache von Verhandlungen sein. Wie viel müssen wir beispielsweise für die reservierten Hotelzimmer oder die abgesagten Charterflüge für die Gastteams bezahlen?
Gibt es keine Versicherung?
Nein. Dieser Fall ist nicht versicherbar. Wir haben lediglich eine Versicherung für Absagen aus klimatischen Gründen. Wenn also Spiele wegen zu viel Schnee abgesagt werden müssen.
Wie sieht es auf der Einnahmeseite aus?
Der Vorverkauf lief sehr gut und die Sponsoren bezahlen zum grössten Teil zum Voraus …
… also wird die Frage sein, wie viel die Fans und die Sponsoren von diesem Geld zurückfordern werden?
Genau. Das ist nun Frage von Verhandlungen. Bei der Absage vor einem Jahr war das Entgegenkommen sehr gross.
Ist das Überleben des HC Davos nun in Frage gestellt?
Ja. Nicht kurzfristig. Durch den Vorverkauf und die Vorauszahlungen der Sponsoren sind wir liquid und wir können die Löhne bis Ende Saison bezahlen. Aber wie viel müssen wir bis wann zurückzahlen? Wir haben letzte Saison einen Verlust von 3,8 Millionen gemacht. Obwohl wir diese Saison wieder mit Publikum spielen dürfen, müssen wir nach der zweiten Absage des Spengler Cups mit einem noch höheren Verlust rechnen. Vor einem Jahr hatten wir noch genug Reserven, um den Verlust abzufedern. Aber nun sind wir ohne Reserven in die neue Saison gestartet. Wir können den erneuten Verlust nicht mehr auffangen. Ohne Hilfe der öffentlichen Hand werden wir nicht überleben.