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Homosexualität

CSD: Hat die Kölner Polizei einen schwulen Mann verprügelt?

Christopher Street Day in Köln: Ist es zu einem brutalen Übergriff gekommen?
Christopher Street Day in Köln: Ist es zu einem brutalen Übergriff gekommen?
Bild: EPA/DPA

Massive Vorwürfe auf Facebook: Hat die Kölner Polizei einen schwulen CSD-Teilnehmer verprügelt?

Vergangenen Sonntag fand in Köln der Christopher Street Day (CSD) statt. Ein Teilnehmer klagt nun auf Facebook, dass er von der Polizei massivst missbraucht worden sei. Die Ermittlungen laufen.
05.07.2016, 02:2505.07.2016, 07:14
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Fast eine Million Menschen versammelten sich vergangenen Sonntag in der Kölner Innenstadt, um gemeinsam am Christopher Street Day (CSD) teilzunehmen. Der CSD ist nicht nur ein grosses Fest, sondern auch eine Demonstration für die Rechte von Lesben, Schwulen und Transsexuellen. 

So stand der diesjährige Event ganz im Zeichen des Massakers von Orlando, wo am 12. Juni in einem Nachtclub für Schwule und Lesben 49 Menschen getötet wurden. Vielerorts wurden Transparente wie «Love ist not a crime», Liebe ist kein Verbrechen, in die Höhe gehalten. 

Veranstaltungsleiter Jörg Kalitowitsch erklärte: «Orlando ist jetzt im Gespräch und deswegen nutzen wir es auch als Chance – auch wenn es leider eine sehr traurige Chance ist – zu zeigen, dass es überall, auch in Deutschland, Opfer von Übergriffen gibt.» Und genau dies soll nun wieder eingetroffen sein.

Verprügelt, beleidigt, gefoltert?

Einen Tag nach der Parade erhebt ein Teilnehmer des CSD auf Facebook heftige Vorwürfe gegen die Beamten, die eigentlich für die Sicherheit des Events verantwortlich gewesen wären. 

«Homophobe Misshandlungen während des CSD durch die Kölner Polizei», lautet die Überschrift des Facebook-Posts, die der angeblich missbrauchte Veranstaltungsteilnehmer gestern Montag veröffentlichte.

Gegen 17 Uhr sei er sei von der Polizei zu Boden gedrückt und mit Kabelbinder gefesselt worden, schreibt der Autor des Eintrags. 

«Ich wurde zuvor auf den Asphalt geschmissen, Kopf auf der rechten Seite. Dann in den Wagen geprügelt, auf der Rückbank rein gelegt. Körper und Kopf sind unten. Ein Polizist kommt von der anderen Türseite und schlägt mir bewusst ins Gesicht, beleidigt mich und streckt die Zunge raus zum Schluss.»

Danach sei es auf den Polizeiposten gegangen, wo ihn die Einsatzkräfte angeblich stundenlang in einer Zelle festhielten. Dort sollen die Polizisten erneut übergriffig geworden sein. «Von Folter kann man sprechen, da die Polizei den Alarmton in meiner Zelle oft stundenlang laufen liess.» Erst kurz nach Mitternacht sei er «halbnackt» aus dem Nebeneingang der Polizeizentrale geworfen worden. 

Polizei wehrt sich gegen Vorwurf der Homophobie

Der angeblich missbrauchte Mann sucht nun via Facebook-Eintrag nach Zeugen des Vorfalls. Zudem hat er Fotos von seinen Verletzungen veröffentlicht, die zeigen sollen, wie gewalttätig die Kölner Polizei vorgegangen sein soll. 

Der Beitrag wurde mittlerweile hunderte Male geteilt und erreicht nun bereits die Politik. Niema Movassat, Mitglied des deutschen Bundestags, zeigt sich auf Twitter «absolut fassungslos» über die Polizeigewalt in Köln und in Deutschland. 

Die Kölner Polizei hat sich ebenfalls geäussert. Sie distanziert sich in aller Deutlichkeit vom Vorwurf, «homophob» zu sein. Zum Vorfall schreibt sie lediglich, dass sie zu einer «Schlägerei» gerufen worden sei und sie dort einen Mann in Gewahrsam genommen habe, der sich den polizeilichen Massnahmen widersetzt habe. Der Sachverhalt werde nun durch die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft ermittelt. (cma)

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