In den letzten Monaten haben die Klubgeneräle gebetsmühlenartig über zu hohe Löhne gejammert und eifrig an einem «Salary Fairplay», an einer Art Lohnbeschränkung gebastelt. Das Konzept sah vor, dass die Klubs mit schmerzhaften Bussen belegt werden, wenn die definierte Gesamtsumme für die Löhne überschritten wird. Nur die ZSC Lions haben sich von allem Anfang an offen und transparent diesem Ansinnen widersetzt.
Nun hat das Bundesamt für Sport (BASPO) den Klubs diese Arbeit sozusagen abgenommen. Der Bund hilft und ersetzt den Profiklubs zwei Drittel der durch die Virus-Krise entgangenen Matcheinnahmen. Unter einer Bedingung: Wer diese Hilfe beansprucht, muss die Saläre in den nächsten fünf Jahren einfrieren und erst noch Lohnsenkungen nach einem komplizierten Schlüssel vornehmen. Im Falle von Schummelei muss Geld zurückbezahlt werden.
Wer keinerlei Einschränkungen bei den Löhnen will, bekommt «nur» die Hälfte der verlorenen Matcheinnahmen vergütet. Ob die Hälfte oder zwei Drittel beantragt werden, ist ein erheblicher, mit ziemlicher Sicherheit sechsstelliger Unterschied.
Nun hätten die Klubs mit den Bestimmungen dieser Bundeshilfe ein wunderbares «Salary Fairplay» bekommen: Jeder Klub nimmt vom Bund zwei Drittel der Matcheinnahmen und verzichtet für fünf Jahre auf Lohnerhöhungen. Und den Spielern hätten die Sportchefs sagen können: Sorry, nicht unser Entscheid. Aber die Politik hat so entschieden. Wir können mit den Löhnen nicht mehr rauf. Und allen wäre es gleich ergangen, es wäre nicht mehr möglich gewesen, sich gegenseitig bei den Löhnen zu überbieten. Mehr noch: die Kontrolle über die Einhaltung dieser Bestimmung hätte das BASPO gemacht und das BASPO hätte sich bei Verstössen auch um die Sanktionierung gekümmert.
Und nun teilt das BASPO auf Anfrage hochoffiziell mit:
Das ist wahrlich erstaunlich und erfreulich: Nur rund ein Drittel der insgesamt 24 Profiklubs der National League und der Swiss League – also 8 von total 24 – beantragt zwei Drittel der Ticketeinnahmen und nimmt im Gegenzug die Lohnbeschränkung auf sich. 16 von 24 verzichten freiwillig auf viel Geld. Weil sie keine Lohnbeschränkungen wollen.
Nun können wir mit gutem Gewissen vermuten, dass die meisten der 8 Klubs, die die volle Bundeshilfe (zwei Drittel) beantragt haben, Klubs der Swiss League sind. In Winterthur, Thurgau oder bei den Farmteams ist es ja nicht so schwierig, die Löhne einzufrieren. Sogar das ambitionierte Langenthal, Meister 2012, 2017 und 2019 hat zwei die Zweidrittel-Entschädigung beantragt und friert nun die Löhne ein. Präsident Gian Kämpf bestätigt auf Anfrage: «Ja, das ist so.»
Also ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die inoffizielle Information stimmt, dass aus der National League nur gerade Ambri zwei Drittel der Matcheinnahmen erbittet habe und nun die Löhne fünf Jahre lang nicht erhöhen wird.
Ambris Präsident Filippo Lombardi bestätigt auf Anfrage, dass Ambri das Gesuch für zwei Drittel eingereicht hat und die Löhne einfriert: «Wir nehmen die Einschränkungen auf uns. Wir müssen, weil wir immer noch die Finanzschwächsten sind.» Filippo Lombardi sagt, Ambri gebe von allen Klubs am wenigsten für Saläre aus. «Die Salärsummen sind von der Liga zu Handen des Bundesamtes für Sport im Hinblick auf diese Bundesunterstützung endlich mal offiziell erhoben worden. Ambri ist bei dieser Aufstellung definitiv Tabellenletzter.» Der Vorsitzende vermutet, dass Ambri der einzige Klub der höchsten Liga sei, der zwei Drittel beantragt habe.
Das würde bedeuten, dass sogar die Langnauer, die Gralshüter der Vernunft, nur 50 Prozent Erstattung der Ticketeinnahmen wollen und damit eine schöne sechsstellige Summe liegen lassen. Damit sie bei den Löhnen freie Hand haben. Alt-Geschäftsführer Peter Müller bestätigt tatsächlich: «Ja, wir haben nur 50 Prozent beantragt.»
Ganz sachlich dürfen wir sagen: Das ganze, inzwischen sowieso gescheiterte Projekt «Salary Fairplay» war nichts anderes als pure Heuchelei und es hätte sich sowieso niemand daran gehalten.
Es ist kaum zu glauben und soll deshalb noch einmal gesagt sein: Hochoffiziell ist bestätigt, dass bloss 8 von 24 Klubs die volle Bundeshilfe eingefordert haben und dass 16 von 24 Klubs auf mutmasslich sechsstellige Summen aus der Bundeskasse verzichten. Damit sie bei den Salären weiterhin Vollgas geben und fuhrwerken können, wie sie wollen.
Ein sehr, sehr gutes Zeichen. Das Beiseitelassen von so grossen Summen Bundesgelder nur damit es keine Einschränkungen bei den Löhnen gibt, zeigt, dass die Klubs gut durch die Krise gekommen sind. Und es ist erfreulich, dass freiwillig auf so viel Steuergelder verzichtet wird.
Lohnwasser predigen und Salärwein trinken: Das Gejammer über hohe Löhne können wir ab sofort ignorieren und als reine Heuchelei abtun.
Zeigt sich dass die Einnahmen durch die Matchbesucher nicht so wichtig sind.