«Never apologize, never explain.» Diese Regel von Mafiosi und Diktatoren wurde Donald Trump in jungen Jahren von Roy Cohn, einem zwielichtigen Anwalt, eingehämmert, und daran hält der Ex-Präsident auch heute noch eisern fest. Fast immer, denn jetzt macht sein Wahlkampf-Team eine der sehr seltenen Ausnahmen. Es entschuldigt sich für den rassistischen Witz – wenn man das lustig finden kann –, den der Comedian Tony Hinchcliffe an der Trump-Rally im legendären Madison Square Garden in New York am vergangenen Sonntag gemacht hat. Dieser Witz «widerspiegelt nicht die Ansichten von Präsident Trump und seiner Kampagne», teilte Danielle Alvarez, Senior Adviserin des Trump-Teams, mit.
Was ist geschehen? Hinchcliffe hat Puerto Rico als eine «schwimmende Abfall-Insel» bezeichnet und damit mehr als drei Millionen US-Bürgerinnen und Bürger, die auf dieser Insel leben, beleidigt. Diese Menschen werden zwar nicht mitbestimmen können, wer ins Weisse Haus ziehen wird, denn Puerto Rico ist zwar Teil der USA, ist aber kein eigener Bundesstaat und kann bloss einen Abgeordneten ohne Stimmrecht nach Washington, D.C. entsenden.
Sehr viele Puerto-Ricaner leben jedoch in den USA, mehr als 270’000 sind allein im Bundesstaat Pennsylvania. In diesem Swingstate zählt bekanntlich jede Stimme, und die hier wohnenden Puerto-Ricaner dürfen an die Urne gehen. Der geschmacklose «Witz» des törichten Comedians hat daher einen politischen Sturm ausgelöst.
Die Puerto-Ricaner gehen auf die Barrikaden und verlangen, dass sich Trump und die Republikaner bei ihnen entschuldigen. Sie erinnern sich auch an die erniedrigende Art von Trump anlässlich der Unwetter-Katastrophe im September 2017. Damals hat der amtierende Präsident den wartenden Menschen Papierrollen zugeworfen.
Die Empörung sitzt tief. Selbst Angel Cintron, der Vorsitzende der Grand Old Party (GOP) auf der Insel, hat Trump angerufen und verlangt, dass er sich von den Äusserungen Hinchcliffes distanziere. Schlimmer noch: Bad Bunny, ein Mega-Latin-Pop-Star, hat jetzt dazu aufgerufen, für Harris zu stimmen, und stellt sich damit in die Reihe von Taylor Swift, Beyoncé und Bruce Springsteen.
Prominente Vertreter der GOP versuchen derweil, den Schaden in Grenzen zu halten, Rick Scott beispielsweise, der Senator aus Florida, der um seine Wiederwahl bangen muss. Er betont in einem Post auf X, dass er den Spruch von Hinchcliffe «gar nicht lustig» finde. Oder Marco Rubio, der andere Senator aus dem Sunshine State, der ebenfalls Wert darauf legt, «dass es sich um Witze eines Comedians handelt, der beleidigend wirkte». Auch in Florida leben sehr viele Puerto-Ricaner.
Dabei sollte die Rally im Madison Square Garden ein «Fest der Liebe» werden. Stattdessen wurde es ein Festival des Hasses und der Vulgarität und erinnerte so fatal an einen Anlass von amerikanischen Faschisten im Jahr 1939, an dem Hitler und die Nazis gepriesen wurden.
Rund sechs Stunden lang wechselten sich Redner ab, die Harris als eine von Zuhältern gesteuerte Prostituierte bezeichneten, sie mit dem «Antichristen» verglichen oder welche die Demokraten pauschal als «degeneriert» verunglimpften. Elon Musk vollführte seine üblichen Macho-Posen und outete sich als «dark MAGA», was immer das auch sein mag.
Den Gipfel der Peinlichkeit jedoch erklomm Tucker Carlson. Begleitet von seinem hysterischen Mädchen-Lachen bezeichnete er Harris als «Samoan Malaysian tiefer IQ ehemalige Staatsanwältin aus Kalifornien», was immer das bedeuten mag. Trump, den er vor nicht allzu langer Zeit noch übel beschimpft hat, lobte er über den grünen Klee. «Donald Trump hat es uns möglich gemacht, die Wahrheit über uns und die Welt zu erzählen», rief Carlson aus.
Was er damit meint, erklärt Michelle Goldberg in der «New York Times»:
Trump selbst wiederholte einmal mehr seine Angriffe auf Immigranten und «Feinde im Inneren», begleitet vom üblichen Selbstmitleid. Vor allem machte er klar, wie weit sich die Republikaner von Anstand und Sitte entfernt haben. «Computergestützte Analysen zeigen, dass er allein dieses Jahr mindestens 140 Mal Ausdrücke gebraucht hat, für die man einem Kind den Mund mit Seife auswaschen würde», stellt die «New York Times» fest.
Heute hält Kamala Harris ihre Abschluss-Veranstaltung ab. Diese findet auf der Ellipse vor dem Kapitol in Washington, D.C. statt, dem Ort, von dem aus Trump am 6. Januar 2021 die MAGA-Meute auf das Kapitol gehetzt hat. Die Vize-Präsidentin hat es nicht nötig, sich auf das primitive Niveau ihres Gegners herabzulassen. Sie kann darauf hinweisen, dass jetzt auch der Internationale Währungsfonds und das konservative «Wall Street Journal» die amerikanische Wirtschaft in den höchsten Tönen loben.
Oder Harris kann sich darauf verlassen, dass der Enthusiasmus bei den Demokraten nach wie vor sehr gross ist. So hat die Weigerung der «Washington Post», sie zur Wahl zu empfehlen, das Blatt mehr als 200’000 Abonnemente gekostet. Deshalb hat sich Jeff Bezos persönlich genötigt gefühlt, sich deswegen zu erklären.
Während Trump und die MAGA-Bewegung immer deutlicher ihre wahre Fratze zeigen, hellt sich der Himmel für Harris zunehmend auf. Für den erfahrenen Polit-Strategen James Carville – er liegt in der Regel richtig – ist das Rennen bereits gelaufen: «Alles wird gut, Amerika», schreibt er in einem Gastkommentar in der «New York Times». «Ms. Harris wird zur nächsten Präsidentin der Vereinigten Staaten gewählt werden. Da bin ich mir sicher.»
Es gibt ganze Compilations von der Präsidentschaftswahl Trump vs. Clinton, die sehr ähnlich geklungen haben.
Die Ernüchterung war anschliessend umso grösser.
Ich glaube zunächst mal gar nichts und warte das Stichdatum ab. Natürlich hoffe auch ich auf Harris.
Aber: Die Republikaner haben schon alle schmutzigen Tricks, die man sich vorstellen kann, vorbereitet, um zu verhindern, dass sie dann auch zur Präsidentin gekürt wird.
Am Ende wird der Supreme Court entscheiden. Und der ist so korrupt, dass im Vergleich sogar die Fifa ein heiliges Knabeninstitut mit hohen Moralvorstellungen ist.
Puertorikaner dürfen wählen wenn Sie sich auf dem mainland also den USA anmelden
Wer hats erfunden? Die Republikaner
Hauptsache das Wählen verkomplizieren. Darin sind die Roten ganz stark