Es ist eine der Ikonen der Automobilgeschichte. Das Auto, das selbst Enzo Ferrari neidlos als «das schönste Auto der Welt» bezeichnete. Ein Auto, das als Kunstobjekt im New York Museum of Modern Art zur permanenten Ausstellung gehört. Ein Auto, das einer erfolgreichen Rennsportfamilie entstammte und einer der grössten Verkaufserfolge für die Marke Jaguar wurde.
Die Rede ist natürlich vom Jaguar E-Type, 1961 erstmals am Genfer Automobilsalon vorgestellt.
Heute, 63 Jahre später, ist der meistverkaufte Jaguar ein viertüriger SUV. Und das Unternehmen hat jüngst angekündigt, den Rest seiner Modellreihe ersatzlos zu streichen in Erwartung der kommenden Elektroautos (die aber noch ein Jahr auf sich warten lassen). Doch dies stimmt so nicht ganz. Denn Jaguar hat gerade bekannt gegeben, dass es zwei neue E-Types für einen Kunden in Südostasien gebaut hat. Jap, richtig gelesen: neue E-Types.
Diese beiden E-Type-Cabrios unterscheiden sich von dem 2017er E-Type Reborn und auch von der 2021er E-Type 60 Collection von Jaguar, bei denen es sich um Restaurierungen bestehender Fahrzeuge handelt. Nein, dieses Mal hat Jaguars Classic-Abteilung zwei komplett neue E-Types von Grund auf anhand der Original-Blaupausen gebaut. Gut 2000 Arbeitsstunden stecken in jedem Wagen. Bezeichnet werden sie als E-Type Commemorative, erinnern sie doch an die letzte Produktionsserie des Modells im Jahr 1974.
Detailgetreue Oldtimer also, als würden wir uns im Jahr 1961 befinden? Naja ... nahezu. Beide Exemplare werden vom berühmten 3,8-Liter-Reihen-6-Motor angetrieben, allerdings mit elektronischer Einspritzung und einem Fünfgang-Schaltgetriebe anstelle des ursprünglichen Vierganggetriebes.
Weitere moderne Upgrades wären ein Bluetooth-Radio, eine beheizbare Windschutzscheibe und eine Klimaanlage. Jaguar hat sich nicht dazu geäussert, ob Modifikationen an den Bremsen, der Aufhängung oder anderen Komponenten vorgenommen wurden; es scheint aber wahrscheinlich, dass, wenn überhaupt, es sich um subtile Änderungen handelt.
Eines der Autos ist in Opal Black lackiert, das andere in Signet Green – beides Farben, die in der letzten Produktionsserie von 1974 verwendet wurden. In die Mittelkonsole ist die Blaupause des Series I E-Type aus dem Jaguar-Archiv eingraviert – identisch mit derjenigen, die im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt ist neben dem E-Type, der Teil der ständigen Sammlung des Museums ist.
So. Und nun fragt ihr euch bestimmt, wie teuer es kommt, solche Autos von Grund auf und in Handarbeit zu fertigen. Nun, hier ein kleines Indiz: Auf Kundenwunsch zog Jaguar Englands ältesten Juwelier Deakin & Francis – seit 1786 tätig – herbei, um Komponenten aus 18-karätigem Gold, Perlmutt und massivem Silber herzustellen. Die Leiste im Kühlergrill, zum Beispiel – die ist aus Silber. Und das Jaguarkopf-Logo (genannt «Growler») ist aus Gold.
Die Heckplaketten sind aus emailliertem Sterlingsilber, und das Lenkrad und der Schaltknauf sind beide aus Sterlingsilber mit Perlmutt- und Goldintarsien. Die Schalter am Armaturenbrett? Genau – ihr habt es erraten.
Letztendlich aber gibt Jaguar Classic keine Infos zum Kostenpunkt. Auch über die Identität der Käuferschaft wurden keine Angaben gemacht, nur, dass es sich um einen «treuen, anspruchsvollen Kunden» handelt. Demnach können wir mit an ziemlicher Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der Preis absolut astronomisch und die Kundschaft dementsprechend mega rich sein muss. Aber sagen wir es mal so: Jemand, der riesige Summen für zwei handgefertigte Jaguar E-Types ausgibt, ist ein klein wenig sympathischer als die Person, die dasselbe Geld für einen Protz-Lamborghini ausgibt.