Nach den Krawallen auf dem Brügglifeld zieht die Kantonspolizei Aargau eine positive Bilanz. Ruhe und Ordnung seien gewährleistet worden und Polizisten keine verletzt, schreibt die Kapo in einer Mitteilung. Die Situation sei entschärft worden – auch mittels Einsatz von Gummischrot.
Von diesem Gummischrot hat ein FCB-Fan nach eigenen Angaben Verletzungen davongetragen: «Als ich nach dem Spiel mit meinem Bruder im Heimsektor der Aarauer stand, wurde ich von Gummigeschossen an der Nase getroffen», erzählt R. H.*. Jetzt reicht er bei der Kantonspolizei Aargau eine Beschwerde ein und erstattet Anzeige.
«Eigentlich hatte ich Glück. Hätte mich das Projektil zwei Zentimeter weiter oben am Auge getroffen – ich möchte nicht wissen, was dann passiert wäre», sagt der 29-Jährige. Er schildert das Geschehen: «Wir wollten nicht aufs Feld stürmen. Also blieben wir auf der Tribüne», so H.
Dort, im oberen Drittel der Tribüne, sei es für ihn plötzlich unerwartet brenzlig geworden: Als sich zwei Fans am Feldrand in die Haare geraten seien, hätte die Polizei Gummigeschosse abgefeuert. «Wegen nur zwei Personen. Das ist doch unverhältnismässig», ärgert sich H. Die beiden Fans seien sogar noch durch den rund ein Meter hohen Zaun getrennt gewesen.
Das Schrot habe auch die lose Gruppe «normaler Fans», so H., hinter den beiden Prüglern getroffen. «Wir haben keine Vorwarnung gehört», sagt der FCB-Fan. Das wäre eigentlich Vorschrift. Wie auch das Einhalten des Mindestabstands von 20 Metern. «Die Distanz zu uns war etwa 25 Meter. Diejenige zu den beiden prügelnden Fans aber bestimmt nicht genug gross», sagt H.
Dazu, sowie zu den Richtlinien bei Gummischrot-Einsätzen nimmt die Kantonspolizei Aargau keine Stellung. Auf Anfrage sagt Mediensprecher Bernhard Graser: «Taktische Details geben wir nicht bekannt.»
Der Einsatz von Gummigeschossen stand in den letzten Jahren immer wieder in der Kritik – besonders wieder seit vergangenem September, als eine junge Frau an der Tanz-dich-frei-Demonstration in Winterthur von einem Gummiprojektil am Auge getroffen wurde.
Mehrere Politiker wiesen anschliessend darauf hin, dass ein verhältnismässiger Einsatz von Gummischrot in Extremsituationen schwer bis gar nicht möglich sei. Die Jungen Grünen forderten ein Verbot.
Der Zürcher Regierungsrat entgegnete, die Polizei sei auf Gummischrot angewiesen. Dieses erlaube einen Einsatz ohne direkte körperliche Konfrontation und verhindere so eine weitere Eskalation.
*Name der Redaktion bekannt