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Frauen in den Krieg? Russland gehen die Kämpfer aus

Ukrainian soldiers fire a self-propelled howitzer towards Russian positions near Bakhmut, Donetsk region, Ukraine, Sunday, March 5, 2023. (AP Photo/Libkos)
Ukrainische Soldaten feuern auf russische Stellungen bei Bachmut – und fügen den Angreifern offenbar beträchtliche Verluste zu.Bild: keystone

Russland gehen die Kämpfer aus – jetzt werden auch Frauen an die Front gebracht

Die Berichte über Personalprobleme in den für Russland kämpfenden Truppen reissen nicht ab. Nun melden russische Medien, dass die Regierung begonnen habe, auch weibliche Gefangene für den Kampf an der Front zu mobilisieren.
14.03.2023, 07:4815.03.2023, 06:32
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Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin sprach jüngst von «kolossalem Widerstand» der ukrainischen Truppen in der umkämpften Stadt Bachmut in der Ostukraine. Zwar konnten die russischen Einheiten einen Erfolg vermelden, als sie den Ostteil der Ortschaft eroberten, doch insgesamt tun sich die Angreifer in einer der zumindest symbolisch bedeutendsten Schlachten des bisherigen Kriegsverlaufs schwer.

Seit Wochen versuchen die Russen Bachmut einzunehmen. Der ukrainische Generaloberst Olexander Syrsky sprach am Montag zwar von Angriffen der Wagner-Sturmtruppen aus mehreren Richtungen, um ins Stadtzentrum vorzudringen, doch man habe den Aggressoren mit Artillerie und Panzern «spürbare Verluste» zufügen können.

This satellite image provided by Maxar Technologies shows smoke from recently dropped ordnance in southern Bakhmut, Ukraine, Monday March 6, 2023. (Satellite image �2023 Maxar Technologies via AP)
Bachmut von oben.Bild: keystone

Der Abnützungskampf scheint tatsächlich Spuren in den russischen Reihen zu hinterlassen. Reihen, die sich in den andauernden Gefechten je länger je mehr lichten. So berichtete der britische Geheimdienst am Montag über zunehmende Personalprobleme der russischen Truppen, insbesondere auch bei Prigoschins Söldnereinheit Wagner.

Frauen an die Front

Einem Bericht der englischsprachigen, in Moskau produzierten Onlinezeitung Moscow Times zufolge ist die russische Regierung nun dazu übergegangen, auch weibliche Strafgefangene für den Krieg in die Ukraine zu beordern. Die Zeitung bezieht sich sowohl auf Aussagen von ukrainischen Behörden als auch einer russischen Organisation, die sich für Rechte von Strafgefangenen einsetzt.

Das ukrainische Verteidigungsministerium erklärte in einem Bericht am Montag, dass in der Region Donezk ein Konvoi mit Fahrzeugen gesichtet wurde, in welchem mutmasslich weibliche Häftlinge in Frontnähe gebracht wurden. Olga Romanova von der russischen Gefangenenrechtsorganisation «Russia Behind Bars» bestätigte die Meldung der Ukrainer gegenüber der Investigativ-Newsplattform iStories.

Romanova erklärte zudem, dass sich bereits seit Ende des letzten Jahres weibliche Strafgefangene in der Ukraine befinden sollen. Demzufolge sollen die Frauen aus Strafkolonien in Südrussland stammen, aus der Region Krasnodar.

Unklar ist, ob sich die Frauen freiwillig zum Fronteinsatz meldeten oder ob sie unter Druck gesetzt und mit der zweifelhaften Aussicht auf Freiheit im Überlebensfall an die Front geholt wurden – wie das zuvor für männliche Häftlinge gemeldet wurde.

Bürgermeister von Melitopol: Ukrainer sollen für Russland nach Bachmut

Doch die Rekrutierung von weiblichen Häftlingen scheint nicht die einzige Massnahme der Russen zu sein, um neues Personal für die Front zu generieren. Der Bürgermeister der besetzten Stadt Melitopol, Iwan Fedorow, erklärte in einer Botschaft, dass die Wagnergruppe angefangen habe, Einwohner seiner Stadt zu rekrutieren, um sie nach Bachmut zu schicken, wie der Kyiv Independent berichtet.

Melitopol liegt südlich von Saporischschja, etwa auf halbem Weg zwischen der für ihr Atomkraftwerk bekannten Stadt und der Krim. Fedorow, der sich laut der Zeitung auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet befindet, sagte, dass die Russen den Einwohnern 200'000 Rubel pro Monat (etwa 2500 Franken) böten, wenn sie für Russland an die Front gingen.

Es sind derweil nicht die einzigen Rekrutierungsversuche der Söldner, um ihre Truppen aufzustocken. Wagner-Chef Prigoschin erklärte am Wochenende in einem Video, dass Wagner zahlreiche neue Rekrutierungszentren in den verschiedensten russischen Städten eröffnet habe.

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89 Kommentare
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Mr. Feinripp
14.03.2023 08:16registriert März 2022
Das werden spannende Zeiten im Nachkriegs-Russland, wenn eine ganze Generation fehlt.
1945
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Haarspalter
14.03.2023 08:46registriert Oktober 2020
In der Russischen Zivilbevölkerung hat Putin sicher ebensoviele weibliche glühende Unterstützerinnen wie männliche Fänchenschwinger.

Wer Putins Politik unterstützt, muss logischerweise auch damit rechnen, dass man unfreiwillig selber vom Fernsehzuschauer zum Soldaten „befördert“ wird.

Vielleicht regt sich dann der Widerstand.
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Martin Baumgartner
14.03.2023 08:14registriert Juni 2022
Um seine Haut zu retten, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis Putin Kinder an die Front schicken wird.
Er hatte lange genug Zeit um die Jugendlichen in seiner Naschi-Organisation auf Kurs zu trimmen.
Nach Jahren der Gehirnwäsche werden diese nur gerne an die Front gehen.
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