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Wie schnell ist TV-Sturzgeburt Tiziana wohl Geschichte?

Ja, Tiziana hat gewonnen. Aber die wahre Gewinnerin ist doch SRF.
Ja, Tiziana hat gewonnen. Aber die wahre Gewinnerin ist doch SRF.Bild: SRF/Oscar Alessio
Das also war «Voice of Switzerland»

Wie schnell ist TV-Sturzgeburt Tiziana wohl Geschichte?

19.04.2014, 23:5329.08.2014, 16:17
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Es war mal wieder ein bunter Strauss der Emotionen. Stefanie Heinzmann konnte gar nicht mehr aufhören, mit ihren Daumen und Zeigefingern herzige Herzen zu formen (was penetrant an die Merkel-Raute erinnerte). Marc Sway sagte Dinge wie: «So berüehre chame d’Mänsche nur, wemme sones grosses Härz hett!»

Viola Tami, die in wenigen Tagen in einem Brautkleid auf irgendeiner Zürcher Bühne stehen wird – und zwar zusammen mit Fabienne Louves, die mal vor vielen Jahren die Castingshow «MusicStar» gewonnen hatte –, war zum Glück nicht mehr erkältet, sondern bloss glücklich, weil sie backstage neben mehreren internationalen Superstars sitzen durfte. Etwa neben der Amerikanerin Anastacia, die vor allem in Deutschland und dort wiederum zuallererst im demnächst aussterbenden «Wetten, dass..?» ein Superstar ist. Und neben Samu Haber aus Finnland, der ebenfalls vor allem in Deutschland ein Superstar ist, weil er in «Voice of Germany» als Juror neben Nena sitzen durfte. 

Samu gilt ja allgemein, jedenfalls in Deutschland, als grosser Frauenheld, und deshalb liess es aufhorchen, als Rahel, die mit ihm duettierte, sagte, er sei ein «finnischer Schäferhund» (also ein lappländischer Rentierhund, um genau zu sein) beziehungsweise «Schäferbär» und «Wenn i en amigs umarm... isch megageil mit im zämmezschaffe.» Sie sagte auch, irgendwas in ihr habe «Yin und Yan» gemacht. Stefanie Heinzmann, die auf ihrem linken Arm ein monströses Tattoo in Form eines Kindes trägt, das unter einer grossen Katzenkappe Schutz sucht, sagte, der Songtitel «Happy» sei «Repräsentation Team Heinzmann».

Und es gewann noch nie ein Mann!

Es wurde viel mit dem Herzen gesungen, gesehen und allgemein gearbeitet, und plötzlich waren die «Leitige zue», und SRF ging hinter die Bühne, wo Viola Tami Finalistin Rahel interviewte, die nichts zu sagen wusste, und Viola meinte, da würde jetzt auch «min Kolleg Sandro Brotz a sini Gränze schtosse». Vujo, der Fussballer, der in «The Bachelor» als dümmster Junggeselle der Nation berühmt wurde, sagte in einem Einspieler, er fände Stefanie Heinzmann «absolut heiss». Bernadette Maag gewann ein Auto, und Tiziana wurde vollkommen überraschungsfrei «Voice of Switzerland».

Womit sie nun die sechste Gewinnerin einer Schweizer Musik-Casting-Show ist. Kein Mann hat je «MusicStar» gewonnen und keiner «Voice of Switzerland». Aber erinnern Sie sich noch an die Gewinnerinnen? An die Christin Carmen Fenk («MusicStar» 2004)? An Salome Clausen («MusicStar» 2005), die Coiffeuse aus dem Wallis mit den verrückten Nixen-Augen? Fabienne Louves, okay, ja («MusicStar» 2007), die hat sich eine solide Karriere in Musicals und Samstagabendshows gesichert. Aber Katharina Michel («MusicStar» 2009)? Nicole Bernegger, die letztes Jahr die erste «Voice of Switzerland» wurde, ist noch nicht ganz verblasst.

Nur nicht so enden wie Piero Esteriore

Und wie lange wird Tiziana, die vielleicht das Zeug zur Adele-Kopie aus Dielsdorf hätte, im Durchlauferhitzer der televisionären Sturzgeburten bestehen? Aber darum geht es ja auch gar nicht. Es geht ums «Mitmachen ist alles» um «Der Weg ist das Ziel», und darum, nicht so zu enden wie der Coiffeur und «MusicStar»-Kandidat Piero Esteriore, der für Schlagzeilen schliesslich nichts besseres mehr zu tun wusste, als mit seinem Auto in die Glastüre des «Blick» zu rasen. 

Anastacia sagte, junge Künstler müssten alles viel langsamer angehen, Bastian Baker (23) sagte, seine Karriere sei viel langsamer losgegangen als die von Tiziana (17). Und damit ist jetzt wohl wieder einmal alles gesagt, und das Schweizer Fernsehen hat gewiss enorm viel Geld von den Eltern all der Mädchen eingenommen, die für Tiziana angerufen haben. In der Bodensee Arena kehrt jetzt wieder Ruhe ein, und am nächsten Samstag moderiert Viola Tamis Mann, der Kilchsperger Roman «Hello Again – Die Pop-Schlager-Show». Was wohl genauso viel Zuschauer haben wird wie «Voice of Switzerland». Vielleicht ist die dann schon Geschichte. (sme)

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