Erneut gingen in Serbien am Wochenende Zehntausende Menschen auf die Strasse. Sie protestieren gegen Präsident Aleksander Vucic und weitere Mitglieder seiner Regierung. Laut der Nachrichtenagentur Reuters richten sich die Kundgebungen insbesondere auch an Innenminister Bratislav Gasic und den Chef des serbischen Sicherheitsdienstes – von allen Genannten wird der Rücktritt gefordert.
— Dupli (@011GDJ) May 19, 2023
Die Protestierenden erachten Waffenmissbrauch in Serbien seit langem als grosses Problem, im Land herrsche insgesamt eine Kultur der Gewalt. Doch erst zwei Vorfälle zu Beginn des Monats brachten das Fass zum Überlaufen und die Menschen auf die Strasse. Am 3. Mai attackierte ein 13-jähriger Teenager eine Schule mit Schusswaffen. Er tötet neun Schülerinnen und Schüler und einen Wachmann. Und nur einen Tag später gab es einen zweiten verheerenden Zwischenfall ausserhalb von Belgrad als ein 21-Jähriger acht Schüler tötete.
Hinter den Protesten steht unter anderem die serbische Opposition. Die Kundgebungen wurden von verschiedenen Parteien organisiert, die nicht an der Regierung teilhaben. Der Hauptvorwurf an die Landesführung lautet, dass sie versäumt habe, gegen die Gewaltkultur und kriminelle, gewaltfördernde Elemente im Land vorzugehen.
Auch in den Medien ist Gewalt in Serbien fest etabliert. In jüngerer Vergangenheit sorgten serbische Reality-TV-Shows für Aufsehen und Kritik, in denen verurteilte Kriminelle eine Plattform geboten kamen. Auch Gewalt gegen Frauen war in den Sendungen zu sehen.
Die Regierung um Präsident Aleksander Vucic weist die Vorwürfe zurück. Sie werfen der Opposition vor, die Demonstrationen aus politischem Kalkül zu organisieren und die Stimmung in der Bevölkerung nach den Schulschiessereien zu instrumentalisieren. Vucic sagte beispielsweise bei einem Auftritt in einer Stadt in der Nähe Belgrads, der Opposition gehe es einzig darum, Eigenwerbung zu betreiben. «Serbien hat eure Revolutionen satt», so Vucic an die politischen Gegner gerichtet.
Der serbische Präsident sorgte im Nachgang zu den Schiessereien auch für Aufsehen, weil er sagte, er habe der Regierung die Wiedereinführung der Todesstrafe vorgeschlagen. Und er erklärte, dass er unter anderem den Einfluss «westlicher Werte» als Ursache für die Schulschiessereien sieht.
Die Belgrader Schule liegt zwischen einem Mural von Putin, einem, dass davon träumt, die Armee in das Kosovo zu senden und einem des verurteilten Völkermörders Ratko Mladić - aber "westliche Werte" sollen schuld sein, wenn ein Siebtklässler neun Menschen erschießt.
— Krsto Lazarević (@Krstorevic) May 3, 2023
(con)
Nachfolgende leerschläge mit anschliessendem punkt sind dann wieder ironiefrei
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