Die Anschuldigungen gegen einen Beamten der Bundeskriminalpolizei (BKP) lesen sich wie ein Agentenkrimi. Der Russland-Spezialist soll letzten Dezember auf eigene Faust nach Moskau gereist sein, um Fälle der Schweizer Bundesanwaltschaft zu retten. Er habe sich auf informellem Wege mit Vertretern der russischen Strafverfolgungsbehörden getroffen und Akten ausgetauscht.
Erreicht hat er sein Ziel nicht, im Gegenteil. Die Strafverfahren gegen eine ehemalige russische Landwirtschaftsministerin und einen früheren Vizeminister stehen nun auf der Kippe, schreibt der «Tages-Anzeiger» in seiner heutigen Ausgabe.
Nun wurde der Korruptionsermittler wegen Amtsanmassung, Amtsmissbrauch, Verletzung des Amtsgeheimnisses und Korruption von seinem eigenen Arbeitgeber angezeigt. Am schwersten dürften die Bestechungsvorwürfe wiegen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Kollegen bezeichnen ihn laut der Zeitung als «Typ Macher», der am Arbeitsplatz immer wieder aneckte. Er habe des öfteren seine Chefs und die Fedpol-Direktion angegriffen. Mit seiner Moskau-Reise, die ihm im Vorfeld untersagt worden sei, habe er das Fass zum Überlaufen gebracht.
Das Verfahren ist noch hängig, wahrscheinlich auch deshalb, weil zuerst ein Bekannter des Beschuldigten als Staatsanwalt im Fall eingesetzt werden sollte. Der Beschuldigte hat aber nach der ersten Einvernahme ein Befangenheitsgesuch gestellt. Das Bundesstrafgericht hat reagiert und den Staatsanwalt abgesetzt. Wie es nun weitergeht, dazu will sich die Bundesanwaltschaft laut «Tages-Anzeiger» nicht äussern. (leo)