Als Donald Trump 2016 zum 45. Präsidenten der USA gewählt wurde, machte rasch die Runde, dass die «Simpsons» schon im Jahr 2000 seine Wahl richtig vorausgesagt hatten. Drehbuchautor Al Jean, der seit 1989 Part der Serie ist, erklärte der britischen BBC in diesem Jahr, wie es dazu kam: «Wir haben einfach nur einen witzigen Promi gesucht, den wir zum Präsidenten machen konnten.»
Die Antwort fällt also reichlich unspektakulär aus. Und ganz abwegig war die Prognose schon damals nicht: Zu diesem Zeitpunkt hatte Trump bereits bekanntgegeben, dass er eines Tages für die Präsidentschaft kandidieren wolle.
Laut Autor Dan Greaney schien Trump zu jener Zeit wie zugeschnitten für die Sendung. «Trump schien eine perfekte Simpsons Figur zu sein, angeberisch, aber in einer sympathischen Art und Weise», so Greaney. Als Trump Jahre später tatsächlich ins Weisse Haus gewählt wurde, sah Simpsons-Autor Greaney die Sache ganz anders.
In der ersten Episode nach Trumps Wahl wird die korrekte Vorhersage bitter bereut: Im Vorspann zur Sendung schreibt Bart «BEING RIGHT SUCKS» («Es ist beschissen, Recht zu haben») an die Wandtafel.
The Simpsons updates its 2000 prediction of a Trump Presidency... #TheSimpsons pic.twitter.com/Myf5rYb9Dj
— The Simpsons (@TheSimpsons) November 14, 2016
Das Intro von 2016 ist eine Anspielung auf die Episode «Barts Blick in die Zukunft», die in den 00er Jahren ausgestrahlt wurde. Bart stellt sich darin seine Familie in der Zukunft vor. Seine Schwester Lisa wird zur ersten weiblichen Präsidentin gewählt. Ihr Vorgänger im Amt ist ausgerechnet Donald Trump und er hinterlässt Lisa einen Schuldenberg.
Dass die Simpsons-Schöpfer immer mal wieder richtig liegen, hat einen simplen Grund: Manche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen oder technologischen Entwicklungen sind vorhersehbar und wenn eine Sendung genug lange läuft – im Fall der Simpsons 30 Jahre – erfüllt sich entsprechend die eine oder andere Prognose.
Nach 30 Jahren gibt es fast 700 Episoden. In vielen spielt die Handlung in der Zukunft. Es ist also keineswegs aussergewöhnlich, dass ab und zu die Zukunft vorausgeahnt wurde – es ist sogar wahrscheinlich. «Wenn du genug Vorhersagen machst, stellen sich 10 Prozent als wahr heraus», bringt es Al Jean auf den Punkt.
Ein typisches Beispiel dafür ist die 2005 von den «Simpsons» vorhergesagte Cannabis-Legalisierung in Kanada. In der Episode «Nach Kanada der Pille wegen» sehen wir Homers nervigen Nachbarn Ned Flanders, der im US-Nachbarstaat seinem kanadischen Pendant begegnet. Dieser bietet ihm einen Joint an – mit den Worten «Hier ist das legal». Seit dem 17. Oktober 2018 dürfen die kanadischen Bürger tatsächlich legal Cannabis kaufen und konsumieren.
Bei anderen Vorhersagen waren die Autoren vermutlich selbst überrascht. Zum Beispiel hier:
1993 mischte die Schulköchin «ausgewählte Pferdeteile» ins Essen. 20 Jahre später, also 2013, sorgte tatsächlich ein Pferdefleisch-Skandal europaweit für Schlagzeilen. Betrüger hatten 500 Tonnen Pferdefleisch als Rindfleisch ausgegeben und in ganz Europa verkauft. Coop gab damals bekannt, dass die Lasagne verdi alla bolognese Anteile von Pferdefleisch enthielt.
1993 besuchten Homer und Ned die Glücksspielstadt Las Vegas. Sie treffen auf die Zauberkünstler Gunter und Ernst, die auf den realen und damals extrem berühmten Magiern und Dompteuren Siegfried und Roy basieren. Die beiden werden in der Episode «Vom Teufel besessen» von einem weissen Tiger angegriffen. Zehn Jahre später wird der Magier Roy tatsächlich von einem weissen Tiger verletzt und ist seither teilweise gelähmt.
1997 hielt Marge ein Kinderbuch in der Hand, das vor dem Ebolavirus warnt. Das Virus wurde 1976 entdeckt, machte aber erst 2014 Schlagzeilen. Ebolaviren waren vor fünf Jahren die Auslöser der Ebolafieber-Epidemien in Westafrika. 2018 folgte eine zweite Welle in Zentralafrika. Auch hier waren die Autoren ihrer Zeit weit voraus.
2008 machten die «Simpsons» auf die Gefahr von gefälschten Wahlen durch manipulierte Abstimmungsautomaten aufmerksam. 2012 musste tatsächlich ein Wahlautomat aus dem Verkehr gezogen werden, der sich hartnäckig weigerte, Stimmen für Barack Obama zu zählen. 2017 zeigten Hacker, dass sie diverse Wahlcomputer, die in mehreren Ländern eingesetzt werden, teils innert Minuten hacken können.
Die «Simpsons»-Macher haben in den letzten 30 Jahren auch so manch anderen Technologie- und Gadget-Trend vorhergesehen – zum Beispiel diese:
Die Smartwatch-Szene stammt aus der Folge Lisas Hochzeit und hat 24 Jahre auf dem Buckel. Okay, die erste «Hightech-Uhr» trug Michael Knight schon Anfang der 80er-Jahre in der TV-Serie «Knight Rider».
Mit dem Smartphone wurden Selfies in den letzten Jahren populär und der Begriff wurde sogar zum Wort des Jahres 2013 gekürt. Den Trend eingeläutet hatte Bart aber schon 1992, als er seinen seinen blanken Hintern ...
Seit Edward Snowdens NSA-Enthüllungen haben wir ein gutes Bild der umfassenden Telefon- und Internetüberwachung durch die Geheimdienste. Schon 1997 machten die «Simpsons» subtil auf die Telefonüberwachung aufmerksam.
In der 1994er-Folge Apu der Inder musste Homer mit einer kleinen Spionagekamera im Hut den Kwik-E-Mart überwachen. So sollte er Apu überführen, der abgelaufene Lebensmittel verkauft. Heute sind GoPros vor allem bei Hobbysportlern allgegenwärtig.
Mitte der 90er-Jahre war das Wort Internet für 95 Prozent der Menschen ein Fremdwort, kaum jemand hatte einen privaten Anschluss. Und falls doch, war er so langsam, dass das Laden einer Webseite eine Minute dauern konnte ...
Obwohl oder gerade weil die Idee verrückt klingt, kam 2009 tatsächlich ein Baby-Übersetzer auf den Markt. «Der Cry Translator hilft Eltern, das Geschrei des Babys in zehn Sekunden verständlich zu machen», schrieb die Firma, die versuchte, mit dem fragwürdigen Gadget Geld zu machen. Inzwischen ist die Firmenwebseite nicht mehr erreichbar ...
Noch schliessen wir uns nicht direkt an Computer oder Maschinen an, aber die ersten Menschen lassen sich bereits Computerchips implantieren.
(oli via mashable und storychimp)