Zverevs Ex-Manager schiesst zurück: «Ich werde als Sündenbock dargestellt»
Alexander Zverev scheint sportlich am absoluten Tiefpunkt angelangt zu sein. Nach seiner überraschenden Erstrundenpleite gegen den Tschechen Jiri Vesely offenbarte der letztjährige Sieger der World Tour Finals ein Blick in seine Seelenleben. «Mein Selbstvertrauen ist gerade unter Null», so der 22-jährige Deutsche, der in Wimbledon zu den Geheimfavoriten auf den Titel zählte. «Das war ein typisches Grand-Slam-Match für mich. Ich bin gut gestartet, dann gehen zwei, drei Dinge schief und irgendwie fällt alles auseinander.»
Die Gründe für Zverevs Krise sind vielfältig. Neben den offensichtlichen Problemen auf dem Tennisplatz macht der Weltnummer 5 auch die Trennung von Freundin Olga Sharypova und die Gerüchte um einen schwelenden Trainer-Konflikt zwischen Vater Alexander Senior und dem neu engagierten Ivan Lendl zu schaffen.
Vor allem aber ist der Rechtsstreit mit seinem ehemaligen Manager Patricio Apey, der Zverev vom Tennis ablenkt.
Zverev wollte vorzeitig aus dem bis mindestens 2023 laufenden Vertrag aussteigen. Dafür müsste der Sportler dem Chilenen laut Informationen des «Tennis Magazin» unter anderem einen hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Millionenbeitrag auszahlen müssen, doch eine Einigung konnten nicht erzielt werden, weshalb der grosse Streit ausbrach. Offiziell darf «Sascha», wie er in seinem Umfeld genannt wird, wegen des laufenden Verfahrens nichts zum Thema sagen, doch nach der Pleite gegen Vesely offenbarte Zverev einen Blick in sein Seelenleben:
Es tut mir weh, das war ja ein Mensch, der nah an meinem Leben war. Ich dachte, wir sind Freunde. Ich dachte, wir sind eng. Nicht nur im Job. Ich würde mich jetzt lieber nicht um diese Dinge kümmern. Aber was soll ich machen? Einen neuen Manager einstellen? Das kann ich legal gerade gar nicht, weil er versucht, unangenehm zu sein.»
Happige Vorwürfe, die sein Ex-Manager nicht auf sich sitzen lassen will. Apey teilte auf SID-Anfrage mit, dass er Zverevs Aussagen sowohl «überraschend als auch enttäuschend» findet. Nicht beim ihm, sondern beim Tennis-Star liege die Schuld für den Konflikt:
Ich hätte es bevorzugt, die Angelegenheit oder irgendwelche Vorbehalte, die er und seine Familie hatten, privat auszuräumen. Aber unglücklicherweise hat er sich entschieden, ohne Vorwarnung rechtliche Schritte zu ergreifen. Dieser Prozess läuft jetzt.
Der einzige, der ihm das Leben schwer macht, ist Sascha selbst. Keiner aus der Familie Zverev hat sich die Mühe gemacht, mich zu kontaktieren. Wir haben seit Januar nicht gesprochen, sie bevorzugen es, über Anwälte zu kommunizieren. Ich bin jederzeit offen für ein Treffen und bereit, die Angelegenheit zu klären, wann immer er das wünscht.»
Nach den gegenseitigen Schuldzuweisungen scheint der «Fall Zverev» verzwickter denn je und eine baldige Einigung trotz des Angebots von Apey nicht in Sicht. Ein Verfahren würde in Grossbritannien stattfinden, mit einer Grössenordnung von fünf Verhandlungstagen. Dort ist laut der britischen Zeitung «The Telegraph» bis Oktober 2020 allerdings kein Termin frei. Das Thema würde Zverev also noch 16 weitere Monate ständig begleiten. (pre)
