36 Tage. So lange mussten die US-Amerikaner im Jahr 2000 warten, bis das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen feststand. Und es hätte noch länger dauern können. Der Supreme Court setzte dem Spiel am 12. Dezember jedoch ein Ende. George W. Bush erklärte sich zum Sieger, obwohl er insgesamt weniger Stimmen bekam als Kontrahent Al Gore.
Grund für die lange Wartezeit war das extrem knappe Rennen im Bundesstaat Florida. 2'912'790 zu 2'912'253 Stimmen lautete das Endergebnis, ein Vorsprung von lediglich 537 Stimmen oder 0.009 Prozent. Dank den in den USA verbreiteten Majorzwahlen heimste Bush trotzdem alle Wahlmänner- und Frauenstimmen des Bundesstaates ein und wurde Präsident. Das Wahlergebnis ist bis heute umstritten.
Ein knappes Rennen wird auch bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl erwartet, obwohl Joe Biden in Umfragen deutlich vorne liegt. Entscheidend sind am Ende die sogenannten Swing States, und wie das Beispiel Florida gezeigt hat, kann es da schon mal etwas länger gehen.
Wer also mit einem Ergebnis am Mittwochmorgen rechnet, wie es jeweils in den letzten Jahren der Fall war, der wird wahrscheinlich enttäuscht. Dabei spielt auch die Coronakrise eine wichtige Rolle: Aufgrund der Pandemie wählen so viele US-Amerikanerinnen und Amerikaner wie noch nie per Brief. Diese zu zählen dauert länger als direkt diejenigen Stimmen, die direkt in der Wahlkabine abgegebene werden. Ausserdem ist es in Staaten wie Wisconsin oder Pennsylvania erst am Wahltag möglich, die Briefstimmen zu zählen.
Eine fixe Angabe, wann mit einem Endergebnis zu rechnen ist, kann man nicht machen. Dank einem genaueren Blick in die Swing States lassen sich jedoch Prognosen ableiten.
Die New York Times definiert aktuell die folgenden sechs Bundesstaaten, die für die Präsidentschaftswahl entscheidend sein können:
Das kommt ganz darauf an, wie knapp die Rennen sein werden. Es könnte bis zum 23. November gehen. Hier eine grafische Übersicht:
Wann genau die definitiven Resultate kommen, ist nicht sicher. Sind die Ergebnisse deutlich, könnte es bereits am Mittwochmorgen zu einem Endergebnis kommen. Gewinnt Biden zum Beispiel im Bundesstaat Florida, dann wird es schwierig für Trump, das Ruder noch herumzureissen. Ein Wahlsieg könnte dementsprechend auch vor der Auszählung der letzten Staaten erfolgen, denn ein Kandidat braucht 270 Elektorenstimmen, um gewählt zu werden.
In Bundesstaaten wie Michigan, Wisconsin, Pennsylvania, Florida, Arizona und North Carolina werden ganz enge Rennen zwischen Amtsinhaber Donald Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden erwartet. Als Folge könnte es Klagen und Forderungen nach einer Neuauszählung geben, wie dies bereits im Jahr 2000 passierte.
Nachfolgend eine detaillierterer Einblick in die Swing States:
In Michigan wird es voraussichtlich ein paar Tage dauern, bis alle Voten gezählt wurden. Brieflich abgegebene Stimmen dürfen erst ab dem 2. November gezählt werden. Senatorin Gretchen Whitmer sagte an einer Pressekonferenz, dass es bis Freitag dauern könnte, bis alle Stimmen gezählt sind.
Der Bundesstaat Wisconsin könnte dieses Jahr das Zünglein an der Waage sein. Briefunterlagen dürfen erst am Wahltag geöffnet werden, trotzdem behaupten die meisten Counties des Bundesstaates, dass sie bis spätestens 13:00 Uhr (MEZ) alle Stimmen gezählt haben werden.
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Auch Pennsylvania könnte dieses Jahr zum Königsmacher werden, zumal hier ganze 20 Elektorenstimmen zu vergeben sind. Sowohl Präsident Trump als auch Joe Biden machen am Election Day nochmals Wahlkampf in Pennsylvania.
Viele Gemeinden des Bundesstaates haben angegeben, dass es mindestens Freitag wird, bis die Mehrzahl an Stimmen gezählt sein wird.
Sollte es ein knappes Rennen werden, kann es sogar noch viel länger dauern, denn die Briefwähler haben nur schon bis Freitag Zeit, um ihre Unterlagen überhaupt einzusenden. Ein definitives Ergebnis wird es deshalb spätestens am 23. November geben. Dann ist die Deadline für das Auszählen von Stimmen erreicht.
Florida hat aus seinen Fehlern in der Vergangenheit gelernt und Prozesse optimiert. Briefliche Stimmen können schon Wochen vor der Wahl gezählt werden. Ergebnisse könnten also bereits wenige Stunden nach Schliessung der Urnen eintrudeln. Da jedoch ein knappes Rennen prophezeit wird, könnte es auch hier länger gehen.
Auch in Arizona sollte es relativ schnell gehen. Die Ergebnisse werden gestaffelt folgen: Erste Resultate von Briefwählern sollten bereits um 4:00 Uhr (MEZ) eintreffen. Die Ergebnisse der Urnengänger sollte dann im Verlauf des Morgens folgen.
Erste Resultate sollten sehr schnell kommen. Bereits um 1:30 Uhr (MEZ) sollten 80 Prozent der Stimmen ausgezählt sein. Danach könnte es allerdings lange gehen. North Carolina akzeptiert Briefstimmen bis zum 12. November. Wird das Rennen also knapp, könnte es bis Ende nächster Woche gehen.