Der Aufschrei nach der Affäre um Mahiedine Mekhissi-Benabbad ist gross: Nachdem der französische Steeple-Läufer sich gestern Abend im Letzigrund als Führender des 3000-Meter-Rennens kurz vor dem Ziel seines Trikots entledigt, läuft er halbnackt der Goldmedaille entgegen.
Als Strafe erhält der 29-Jährige vom Kampfrichter zuerst nur die Gelbe Karte, welche keine unmittelbaren Konsequenzen bedeutet. Doch nach einem Protest des spanischen Verbandes folgt der Schock: Dem Franzosen wird sein dritter Europameister-Titel nachträglich aberkannt – Disqualifikation wegen unsportlichen Verhaltens. Unverständlich für viele Beobachter: «Da ist endlich mal etwas los im Letzigrund und dann wird der Verursacher zum Dank disqualifizier Die Leichtathletik-Funktionäre, eine Truppe engstirniger Bünzlis? t.»
EM-CEO Patrick K. Magyar verteidigt die Entscheidung im SRF-Interview: «Das war eine ausserordentlich unsportliche Geste – und wurde deshalb auch von der Jury geahndet. Damit verhöhnt man seine Gegner.»
Viel brisanter sind aber Magyars Aussagen zur Vorgeschichte des disqualifizierten französischen Athleten: «Man muss wissen, dass die Jury-Mitglieder auch alles Menschen sind. Sie alle kennen seine Vorgeschichte. Wenn er ein völlig unbescholtener 19-jähriger Athlet gewesen wäre, hätte man ihm vielleicht einen anderen Kredit gegeben. Schon als ich es zum ersten Mal gesehen habe, habe ich gedacht: ‹Oh nein, nicht schon wieder der.›»
Was ist da passiert? Folgende zwei Beispiele illustrieren, was der Leichtathletik-Macher mit seinen Andeutungen meint:
Aufgrund dieser Vorfälle ist Mekhissi-Benabbad bei «Weltklasse Zürich» sogar auf einer Schwarzen Liste gelandet. Patrick K. Magyar, der auch dort als Meeting-Direktor von fungiert, erklärt: «Genau aus diesem Grund haben wir ihn zwei Jahre lang nicht eingeladen. Wir haben eine Zusicherung gefordert, dass er sich nicht unsportlich verhält. Bevor wir diese nicht hatten, war er nicht erwünscht.»