«Die Leute finden ihn als Fussballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.» Spätestens seit diesem Satz über den deutschen Fussballer mit ghanaischem Vater ist Alexander Gauland auch hier ein Begriff. Gauland ist stellvertretender Parteichef der Alternative für Deutschland (AfD).
Der 75-Jährige war Spitzenbeamter, Herausgeber einer Zeitung und 40 Jahre lang Mitglied der CDU. Von der Merkel-Partei hat er sich enttäuscht abgewandt. Die Medien rätseln über die Verwandlung des respektierten Konservativen zum Scharfmacher der AfD. Die BaZ bezeichnete den Mann, der mit Vorliebe schottischen Tweed trägt, als «Klammer, die die moderaten Kräfte mit den Rechtsextremen zusammenhält».
Gauland ist heute zu Gast in der Politsendung «Arena» im Schweizer Fernsehen (SRF) – und dies macht die SVP nervös. «Wer hat das Sagen im Land?», lautet das Thema. Ausgehend von der (Nicht-)Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative will Moderator Jonas Projer über die direkte Demokratie, Völkerrecht und Selbstbestimmung diskutieren.
SVP-Chefstratege Christoph Blocher sagte Anfang Woche seine Teilnahme zu. Doch als ihm die «Arena»-Macher eröffneten, dass AfD-Gauland an seiner Seite gegen die Nationalräte Tiana Angelina Moser (GLP/ZH) und Eric Nussbaumer (SP/BL) auftreten werde, wollte Blocher wieder absagen.
«Christoph Blocher ist nicht bereit, mit einem ausländischen Politiker an seiner Seite über Schweizer Politik zu diskutieren», sagt SVP-Generalsekretär Gabriel Lüchinger. Und er fügt an: «Die SVP ist auf keine Art und Weise zu vergleichen mit der AfD. Blocher kennt Gauland nicht und er interessiert sich auch nicht für ihn.»
Ist die AfD zu extrem? Dazu will Lüchinger nichts sagen: «Wir bewerten keine ausländischen Parteien, interessieren uns nicht für sie, sondern nur für die Schweiz.»
Blochers Absage-Drohung wirkte offenbar. Die «Arena»-Macher stellten um. Statt dass sich je zwei und zwei Kontrahenten gegenüberstehen, werden die Diskussionsteilnehmer nebeneinander gereiht. Blocher an einem Ende, Gauland am anderen. Damit werde die Distanz zwischen SVP und AfD auch «visuell zum Ausdruck gebracht», sagt Lüchinger.
Der Volkswille muss respektiert werden, findet Alt Bundesrat Christoph Blocher. #srfarena pic.twitter.com/l2xoERmAhE
— Jonas Projer (@jonasprojer) 3. November 2016
Projer will den Sachverhalt weder bestätigen noch dementieren. Er glaubt, dass sich ein Blick über die Grenze lohnt: «Nicht nur in der Schweiz wird über Zuwanderung und über die Angst vor Identitäts- und Souveränitätsverlust diskutiert. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch in Deutschland oder Grossbritannien. In all diesen Ländern bezeichnen sich neue Parteien als einzig wahre Volksvertreter und stellen sich damit erfolgreich gegen die etablierten Parteien.»
Projer findet es vertretbar, einen Vertreter der AfD einzuladen – wichtig sei aber, keine unkritische Plattform zu bieten. Mit Moser und Nussbaumer würden Gauland zudem zwei starke Rhetoriker Paroli bieten können.
Stellt sich die Frage, wie sich Blocher aus der Affäre ziehen wird. Anders als andere SVPler hat er stets Distanz zu europäischen Rechtsaussenparteien markiert. Nun muss er sich einem Vertreter einer Partei mit rassistischen Tendenzen stellen, die sich in Deutschland «mehr schweizerische Verhältnisse» wünscht und sich am «Erfolg der SVP orientiert».
Er hätte grad so gut sagen können, dass das Wasser in der Schweiz weniger nass ist als in Deutschland.......