Belarus-Präsident Lukaschenko mit IIHF-Präsident René Fasel. Bild: keystone
Die Eishockey-Weltmeisterschaft 2021 steht weiterhin in den Schlagzeilen. Das Turnier soll im lettischen Riga sowie in Minsk, der Hauptstadt von Belarus abgehalten werden. Minsk ist als Austragungsort aber höchst umstritten, da es im Land seit Anfang August zu grossen politischen Unruhen gekommen ist.
Die Bevölkerung ging und geht immer noch auf die Strasse, um gegen die angebliche Wahl des Machtabers Alexander Lukaschenko zu protestieren. Die Opposition sieht Swetlana Tichanowskaja als wahre Siegerin der Abstimmung. Die Regierung in Belarus schlug die Proteste brutal nieder, die Polizei nahm mehr als 12'000 Menschen fest und verletzte hunderte Demonstranten. Auch Todesopfer waren zu beklagen.
Deshalb versuchen diverse Parteien, die Austragung der Hockey-WM in Minsk zu verhindern. Das Europaparlament wandte sich mit einem offenen Brief an den Schweizer Präsidenten des internationalen Eishockeyverbands (IIHF) René Fasel. Darin stand unter anderem, dass Weissrusslands Staatschef Alexander Lukaschenko «ein brutaler Diktator» sei und «gegen alle moralischen Prinzipien verstösst, die Ihrem Verband am Herzen liegen». Der dänische Eishockeyverband hat bereits einen Boykott angekündigt, sollte Minsk seinen Status als Austragungsort behalten. Auch eine Online-Petition, die die IIHF dazu auffordert, Belarus als Austragungsland zu streichen, besteht bereits.
Derzeit befindet sich Fasel in Minsk, um sich mit Lukaschenko zu treffen und den Status des Turniers zu diskutieren. Doch wer scharfe Worte und Kritik erwartet hatte, der täuschte sich. Der Verbandspräsident und der umstrittene Machthaber umarmen sich und begrüssen sich wie alte Freunde. Laut russischen Medienberichten soll Fasel auch gesagt haben, dass man «alles Menschenmögliche unternehme», damit die WM in Minsk stattfinden könne.
Das sorgt für Empörung – und zwar nicht wegen der Nicht-Einhaltung der Corona-Regeln: «René Fasel trifft sich heute mit Lukaschenko, um die Eishockey-WM zu diskutieren, während wenige Kilometer entfernt Menschen bei unmenschlichen Bedingungen im Gefängnis sitzen», kritisiert Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja.
Sie weist daraufhin, dass eine schweizerisch-belarusische Doppelbürgerin zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde und dennoch ein Schweizer glücklich den «Diktator» umarmt.
Auch Arena-Moderator Sandro Brotz stört sich an der Umarmung.
Auch beim Schweizerischen Eishockeyverband macht man sich Sorgen über den Austragungsort Minsk. «Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt und Verstösse gegen Menschenrechte aufs Schärfste», schreibt Michael Rindlisbacher, der Präsident der Swiss Ice Hocey Federation in einer Stellungnahme. «Wir haben der IIHF unsere grosse Besorgnis in Bezug auf die Durchführung der A-WM in Minsk bereits mehrfach mitgeteilt und erwarten, dass der internationale Eishockeyverband baldmöglichst einen Entscheid trifft bzw. eine Erklärung abgibt.»
Rindlisbacher macht auch klar, dass die Schweiz als Ersatzort für die WM 2021 nicht zur Verfügung steht. «Dieser Entscheid wurde bereits im Mai 2020 gefällt, und daran hat sich nichts geändert.» (abu/sda)