Nach einem positiven Corona-Test sitzt der Präsident des internationalen Eishockey-Verbandes IIHF in der Schweiz in Isolation fest. René Fasel (70) hat keine Symptome, es geht ihm gut und nun kümmert er sich eben am Telefon um die Hockey-Weltpolitik.
Das Testergebnis hat ihn daran gehindert, via Berlin nach Minsk zu fliegen und den weissrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko zu besuchen. «Es ist nicht meine Art, Briefe zu schreiben und so Forderungen zu stellen. Ich will mich persönlich vor Ort von den Verhältnissen überzeugen und mit den Verantwortlichen im Gespräch die Situation erörtern», sagt Fasel über den aufgeschobenen Trip.
Minsk, im Mai 2021 der geplante zweite WM-Austragungsort neben Riga (Lettland), gibt René Fasel nicht auf. Einen Verzicht auf Minsk aus politischen Gründen will er verhindern: «Wir lassen uns nicht in Geiselhaft der Politik nehmen. Die Geschichte lehrt uns, dass ein Boykott von Sportanlässen wie beispielsweise bei den Olympischen Spielen von 1980 oder 1984 nie etwas gebracht hat. Der Sport ist für die Menschen und verbindet die Menschen und wir haben im Eishockey eine grosse Tradition darin, uns nicht der Politik zu beugen und zur internationalen Verständigung beizutragen.»
Fasel zählt einige Beispiele auf: «Schon der Spengler Cup ist 1923 für die Verständigung der Völker gegründet worden. Und denken Sie nur an unsere Summit Series zwischen den NHL-Profis und der sowjetischen Nationalmannschaft 1972 oder an unsere WM-Turniere während des Kalten Krieges. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich in Weissrussland die politische Lage so normalisiert, dass eine WM möglich wird. Es ist nicht meine Art, aufzugeben. Ich kämpfe, solange es einen Funken Hoffnung gibt.» Die WM soll vom 21. Mai bis zum 6. Juni 2021 in Lettland (Riga) und Minsk ausgetragen werden.
Wenn es die politische Lage vor Ort zulasse, die Sicherheit und Gesundheit für alle gewährleistet sei und vor Publikum gespielt werden könne, schliesst René Fasel nicht aus, dass das ganze Turnier in Minsk gespielt werde, sollte sich Lettland aus politischen Gründen weigern, die WM mit Minsk zu teilen. «Wir hatten 2014 in Minsk eine wunderbare WM mit 640'000 Zuschauern.» Bis heute die dritthöchste Zuschauerzahl einer Eishockey-WM.
Was ist, wenn es die Corona-Krise nicht zulässt, vor Publikum zu spielen? «Dann ist es denkbar, dass wir die ganze WM ohne Publikum in Lettland austragen werden. Die Organisatoren sind dazu bereit. Die Kosten wären zwar enorm und wir würden gerade noch mit einer schwarzen Null davonkommen. Aber wir wollen diese WM unbedingt austragen.» Das Schlimmste sei, einfach aufzugeben, sich zurückzuziehen und nur noch aus dem Fenster auf die Welt zu schauen.
Und was ist eigentlich im Falle eines Falles mit der Alternative Russland? Aus Nordamerika kommt das Gerücht, die WM könnte auch in Moskau stattfinden. «Nein, das ist keine Option. Sollten wir nach Russland gehen, dann käme nur St.Petersburg als Austragungsort in Frage.» Was allerdings nur möglich wäre, wenn Russland im laufenden Doping-Prozess nicht verurteilt wird. Ein Urteil wird im Januar erwartet.
René Fasel befasst sich nach wie vor auch mit dem Schweizer Eishockey, das ihm am Herzen liegt. Schliesslich war er einst Schiedsrichter, später Schiedsrichterchef und bis 1994 Präsident unseres Verbandes.
«Die Absicht, mit 10 Ausländern zu spielen, ist die grösste denkbare Dummheit», poltert er. «Ich werde inzwischen immer wieder von ausländischen Hockeyfachleuten angesprochen, ob das wahr sei. Sie können es einfach nicht fassen. Wenn die Liga zehn Ausländer zulässt, wird der Unsinn nach drei Jahren wieder korrigiert und es braucht dann zehn Jahre, um die Folgen wieder zu korrigieren.» Wo er recht hat, da hat er recht.
Liebe Schweizer Hockey-Fans,
— Adrian Bürgler (@buerglermeister) December 8, 2020
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P1erre991
Unglaublich was sich der internationale Eishockey Verband leistet unter der Führung von Schweizern!
Super8
N. Y. P.
Weil, so seine Worte, soll Sport und Politik nicht vermischt werden.
Oder, Herr Fasel ?
Habe ich richtig geschlussfolgert ?
#wmfüreinendiktator