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Vater wollte ein Inserat schalten, um seinen kranken Sohn zu retten. Doch Facebook lehnte ab

Für Facebook ist das Foto des kleinen Hudson zu abschreckend.
Für Facebook ist das Foto des kleinen Hudson zu abschreckend.Bild: facebook/hudson's heart
Zu blutig, zu abschreckend?

Vater wollte ein Inserat schalten, um seinen kranken Sohn zu retten. Doch Facebook lehnte ab

20 Dollar will ein Vater eines kranken Babys in den USA investieren, um einen Aufruf auf Facebook zu «boosten». Doch das soziale Netzwerk lehnt die Anfrage ab. Das Foto des kranken Kindes entspreche nicht den Richtlinien: Zombies, zerstückelte Menschen oder Unfälle wolle Facebook nicht zeigen.
11.09.2014, 17:4411.09.2014, 17:54
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Am 18. Juli 2014 erblickt Hudson Bond das Licht der Welt. Am Anfang scheint alles okay zu sein, doch nach einer Woche merken seine Eltern, dass der kleine Junge viel zu hastig atmet. Statt 40 bis 60 Atemzüge pro Minute zählen die besorgten Eltern 80 Stück. Im Krankenhaus stellen die Ärzte einen Herzfehler beim Neugeborenen fest. 

Seitdem wartet Hudson auf eine Organtransplantation. Die Kosten für seine Rund-um-die-Uhr-Betreuung belasten seine Eltern so sehr, dass diese sich für einen Spendenaufruf entscheiden. Sie gründen auf Facebook die Seite Hudson's Heart – dort berichten sie fast täglich vom Zustand ihres Kindes, posten Fotos und bitten andere User um deren Unterstützung.

Um mit ihrem Spendenaufruf mehr Personen erreichen zu können, beschliessen sie diesen auf Facebook zu «boosten». Sprich, sie wollen 20 US-Dollar bezahlen, damit das Inserat vom sozialen Netzwerk besser verbreitet wird. Doch Facebook macht der jungen Familie einen Strich durch die Rechnung und lehnt den Antrag ab.

Unfälle, tote und zerstückelte Körper verboten

Begründet wird dies folgendermassen: «Ihre Anzeige wurde nicht veröffentlicht, da das Foto oder Video furchterregend, blutig oder sensationsheischend ist und negative Reaktionen auslöst. Fotos von Unfällen, toten oder verstümmelten Menschen, Geistern, Zombies, Leichenschändern und Vampiren sind nicht erlaubt.» 

Falls die Familie der Meinung sei, die Richtlinien dennoch eingehalten zu haben, sollten sie sich wieder melden, schreibt Facebook weiter. Das ist auch der Schritt, für den Kevin Bond, Hudsons Vater, sich entscheidet. Doch Facebook reagiert nicht.

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Und es kommt noch besser

Als die Medien vom Fall des kleinen Hudson Wind bekommen und weltweit darüber berichtet wird, entscheidet sich Facebook doch noch zu reagieren. Die Entschuldigung macht die Sache jedoch alles andere als wieder gut, denn das soziale Netzwerk hat sich bis heute nicht mit der Familie direkt in Verbindung gesetzt. Die Entschuldigung erreichte Hudsons Eltern sozusagen nur per Zufall:

Bild
screenshot: facebook/hudson's heart

Auf der Facebook-Seite «Hudson's Heart» schreibt der Vater: «Ich habe letzte Nacht in verschiedenen Medien die Antwort von Facebook gelesen. Sie entschuldigen sich für die Unannehmlichkeiten. (...) Unser Inserat war zeitkritisch. Tage später die Entscheidung zurückzunehmen, macht die Sache keineswegs wieder gut. Ausserdem hat sich das Unternehmen bis heute nicht bei mir direkt gemeldet. Hätte ich ihre halbherzige Entschuldigung nicht in den Medien gesehen, wüsste ich bis heute nichts davon.»

Einziger Trost: Dank der Panne von Facebook sind nun auch so weltweit Menschen auf das Schicksal des kleinen Jungen aufmerksam geworden. Auf der Crowdfunding-Seite Help Hudson's Heart sind inzwischen mehr als 12'000 US-Dollar gesammelt worden.

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