Geheime Umfrage zur Halbierungsinitiative zeigt klaren Trend
Es sah gut aus für die Gegner der Halbierungsinitiative. Eine Umfrage von Demoscope zeigte im Juli: Die Vorlage findet in der Deutschschweiz wohl keine Mehrheit. 56 Prozent der Befragten sagten Nein, 44 Prozent Ja, unentschieden schien niemand.
Die Romands sind weniger SRG-kritisch als die Deutschschweizer – das liess eine noch klarere Ablehnung der Initiative im ganzen Land erwarten.
Dann legten Leewas und Tamedia im September aber eine Erhebung mit anderen Resultaten vor: 53 Prozent der Befragten sprachen sich für eine Senkung der Medienabgabe von 335 auf 200 Franken aus, 44 Prozent waren dagegen, 3 Prozent legten sich nicht fest.
SVP-Werber Alexander Segert arbeitet an Plakatsujets
Die Umfrage liess darauf schliessen, dass am 8. März 2026 ein enges Rennen möglich ist. Plötzlich rückte die Halbierung der finanziellen Mittel für den Rundfunk in den Bereich des Möglichen.
In verschiedenen Medien war von einer Schock-Umfrage die Rede. Nicht überrascht war man aber im Nein-Komitee, das sich zu formieren begann.
Diese Gruppe hatte Wochen zuvor beim Institut Sotomo, geführt vom Politgeografen Michael Hermann, eine eigene Umfrage in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden nicht publiziert. Recherchen ergeben: Die Befürworter lagen auch in der Sotomo-Umfrage vorne. 52 Prozent Ja, 44 Prozent Nein, 4 Prozent ohne Angaben.
Die Resultate von Sotomo und Leewas sind also nahezu identisch. Die Daten deuten darauf hin: Die Unterstützer der Halbierungsinitiative starten mit einem Vorsprung in den Abstimmungskampf. Die Lage für die SRG ist herausfordernd.
Michael Hermann lehnt es auf Anfrage ab, seine Meinungsumfrage zur 200-Franken-Vorlage zu kommentieren.
Die Umfrage von Sotomo hat den Eindruck im gegnerischen Lager bestärkt: Es braucht grosse Anstrengungen, um die Halbierungsinitiative abzuwehren. Ein Verweis auf das wuchtige Nein (72 Prozent) zu No-Billag bringt wenig. Diese Volksabstimmung liegt sieben Jahre zurück. Ein Ja hätte damals die Aufhebung der SRG bedeutet; nun steht lediglich eine Kürzung der Medienabgabe zur Diskussion.
Die beunruhigenden Umfragezahlen veranlassen das Nein-Komitee, seine Kampagne früh zu starten. Schon am kommenden Montag werden in Bern Politiker der SP, der FDP, Mitte, Grünen und der Grünliberalen erklären, warum die Halbierung der Haushaltsabgabe aus ihrer Sicht keine gute Idee ist. Dabei werden auch Leitsprüche und Plakatmotive der Kampagne vorgestellt.
Das Ja-Komitee legt hingegen erst im neuen Jahr los. Wie man hört, arbeitet der SVP-Werber Alexander Segert am visuellen Auftritt der Kampagne. In Bundesbern haben einige Politiker den Eindruck, dass die Volkspartei die Arbeiten bisher mit mässigem Enthusiasmus vorantreibt.
Das hängt möglicherweise mit der Rolle von SVP-Bundesrat Albert Rösti zusammen. Als Nationalrat war er an der Ausarbeitung der Halbierungsinitiative beteiligt. Nun plädiert der Medienminister nachdrücklich dafür, dass die von ihm eingebrachte Senkung der Abgabe auf 300 Franken besser sei als eine noch grössere Reduktion.
Volksinitiativen büssen normalerweise an Unterstützung ein
Neben dem bisher mangelnden Elan der Befürworter stärkt ein statistischer Befund die Gegner: Eine Volksinitiative büsst im Durchschnitt zwischen der ersten Meinungsumfrage und dem Abstimmungssonntag 14 Prozent an Unterstützung ein. Wäre das auch diesmal der Fall – die Halbierungsinitiative würde abgewiesen.
Zu beobachten war das am vergangenen Sonntag. Die Vorlagen zur Erbschaftssteuer und zum Bürgerdienst erreichten viel weniger Ja-Stimmen, als erste Meinungsumfragen erwarten liessen.
Wie die Erhebungen von Leewas und Sotomo zeigen, gibt es bei der Halbierungsinitiative allerdings eine Einschränkung: Der Anteil der Personen, die sich noch nicht festgelegt haben, ist klein. Die 200-Franken-Vorlage ist leicht zu verstehen. Entsprechend ist es schwieriger, Stimmberechtigte von einer anderen Position zu überzeugen.
Das Forschungsinistitut GFS Bern wird im Auftrag der SRG zwei Meinungsumfragen zur Halbierungsinitiative publizieren, am 30. Januar und 25. Februar 2026. Das Institut erhebt die Daten unter anderem mittels Befragungen auf SRG-Plattformen. Nun gilt es, die wahrscheinlich überwiegend positive Einstellung der Nutzer zur Radio- und Fernsehgesellschaft richtig zu gewichten. GFS-Co-Leiter Lukas Golder gibt sich diesbezüglich «völlig entspannt.»
