Schweiz
Schule - Bildung

Schweiz: Ausländische Kinder kommen in der Schule sprachlich nicht nacht

Schweiz fällt ab: Ausländische Kinder kommen in der Schule wegen Sprache nicht nach

Eine neue Studie zeigt: Die Sprachkompetenzen von Kindern mit Migrationshintergrund und solchen mit Schweizer Eltern klaffen auseinander – stärker als in den meisten EU-Ländern. Was ist zu tun?
03.12.2025, 06:1803.12.2025, 06:18
Julian Spörri / ch media

Lehrpersonen kennen die Situation: Ein Elterngespräch steht an. Aber eine gemeinsame Sprache, um die schulischen Leistungen des Kindes zu besprechen, fehlt. Die Eltern sprechen kaum Deutsch. Und die Lehrperson wiederum beherrscht deren Sprache nicht – sei es nun Portugiesisch, Spanisch oder Somali. Damit das Elterngespräch dennoch gelingt, wird eine Dolmetscherin beigezogen.

Von Schweizerdeutsch bis afghanisches Persisch: In der Schule treffen Kinder mit verschiedenen Erstsprachen aufeinander.
Von Schweizerdeutsch bis afghanisches Persisch: In der Schule treffen Kinder mit verschiedenen Erstsprachen aufeinander.Bild: Michael Buholzer/Keystone

Auch wenn diese Konstellation eher Ausnahme denn Regel ist, macht sie ein grundlegendes Problem sichtbar: Wie soll die Integration von Kindern gelingen, wenn ihre Eltern kaum Deutsch sprechen?

Eine am Dienstag präsentierte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt, dass die Schweiz in diesem Bereich Handlungsbedarf hat. In unserem Land leben über 600'000 Kinder, die zwar hier geboren sind, aber zwei zugewanderte Elternteile haben. Gemäss der Befragung sprechen über 60 Prozent dieser Kinder zu Hause nicht die vor Ort gebräuchliche Sprache. Im europäischen Vergleich ist das ein hoher Wert. Nur in Österreich, Finnland und Schweden liegt er darüber.

Die Folgen zeigen sich häufig in der Schule: Die betroffenen Kinder verstehen und sprechen zwar Deutsch, fallen aber beim Schreiben und Lesen ab.

«Eines der grössten festgestellten Probleme»

Die OECD-Studie hat die Ergebnisse der Pisa-Tests ausgewertet. Demnach liegen 15-jährige Jugendliche mit Migrationshintergrund bei den Lesekompetenzen durchschnittlich ein ganzes Schuljahr hinter Gleichaltrigen mit Schweizer Eltern. Grössere Unterschiede finden sich in Europa nur in Österreich, Dänemark, Finnland und Schweden. Zu beachten ist jedoch: Das allgemeine Leistungsniveau der Schweizer Schulen ist hoch. Dadurch stechen die Unterschiede zwischen Kindern mit ausländischen und solchen mit Schweizer Eltern in der Statistik umso stärker ins Auge.

Es handle sich um «eines der grössten Probleme, das wir in der Schweiz bei der Integration feststellen», sagte Mark Pearson, stellvertretender OECD-Direktor für Arbeit, Beschäftigung und Soziales, vor den Medien in Bern. Der Bericht stellt der Schweiz insgesamt ein sehr gutes Zeugnis für die Integration aus, deckt jedoch auch Schwachstellen auf.

Pearson betonte, nicht nur geflüchtete Kinder seien von den mangelhaften Sprachkenntnissen betroffen. Schon alleine deshalb, weil der viel diskutierte Asylbereich nur sieben Prozent der Schweizer Zuwanderung ausmacht. Drei Viertel kommen über die EU-Personenfreizügigkeit ins Land.

Wie sich die Schweiz verbessern könnte

Manche Lehrpersonen warnen, dass das Gesamtniveau in der Schule aufgrund der grossen Leistungsunterschiede sinke. Pearson schliesst das zwar nicht aus, sieht das Hauptproblem jedoch woanders: Kinder mit Migrationshintergrund, die in der Erstsprache zurückfallen, haben langfristig geringere Zukunftsperspektiven. Gerade auf dem Arbeitsmarkt sei die Sprache entscheidend für eine erfolgreiche Integration.

Der OECD-Experte fordert daher: «Kinder, die zu Hause eine andere Sprache als die Unterrichtssprache sprechen, müssen diese vor dem Schuleintritt zwingend lernen.» Am einfachsten gelinge das in anderen Ländern mittels vorschulischer Betreuungsangeboten. Deshalb müsse die Schweiz das Kita-Angebot ausbauen, so Pearsons Appell. Es gebe zwar auch Länder wie Österreich, die die sprachliche Förderung in den ersten Schuljahren verstärkten. Doch dieser Ansatz sei anspruchsvoller.

Beim Staatssekretariat für Migration spricht man von einem politischen Thema, «das sicher adressiert werden muss». Dem Amt sind allerdings die Hände gebunden, weil das Schul- und Krippensystem nicht in seine Zuständigkeit fällt.

In der Pflicht stehen nicht zuletzt die Eltern selbst: Die Möglichkeit, eine Landessprache zu erlernen, haben sie bereits heute. Die OECD-Studie zeigt: Wer bei der Einreise nur Grundkenntnisse einer Landessprache hatte, spricht diese nach fünf Jahren in rund der Hälfte der Fälle fast fliessend. Ein wichtiger Grund dafür ist laut dem Bericht der Zugang zu öffentlich subventionierten Sprachkursen. 61 Prozent gaben an, seit der Ankunft in der Schweiz einen Sprachkurs besucht zu haben. (aargauerzeitung.ch)

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68 Kommentare
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LuisDante
03.12.2025 06:39registriert Juni 2025
Von den Eltern wenigstens rudimentäre Sprachkenntnisse zu verlangen wäre angebracht, sogar logisch. Spätestens ein Jahr nach dem Zuzug sollte man ein Sprachniveau von A2, oder B1 erwarten dürfen. Leider verunmöglicht das die PFZ. Weder Vorbedingungen, noch Konsequenzen bei nicht Einhalten eines Gebotes sind erlaubt. Eine weitere Schwierigkeiten sehe ich bei den Klassen, wo teilweise nur noch ein Bruchteil der Schüler Deutsch als Muttersprache haben. Für eine (sprachliche) Integration ist das ebensowenig förderlich.
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Schneider Alex
03.12.2025 06:34registriert Februar 2014
Unkontrollierte Zuwanderung wirkt sich auf die Bildung aus.

Die unkontrollierte Asyl- und Zuwanderungspolitik führt zu einer stark zunehmenden Zahl fremdsprachiger Kinder in den Klassen, was die Integration erschwert. Durch das Fehlen von Integrationsklassen verschärft sich diese Problematik seit Jahren. Viele Lehrpersonen sehen sich mit einer wachsenden Bandbreite an Leistungsniveaus und Bedürfnissen konfrontiert, die im regulären Unterricht kaum zu bewältigen sind.
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000580.f448b69a@apple
03.12.2025 06:30registriert Februar 2022
Wir waren mal die Besten, und jetzt rutschen wir langsam Stufe um Stufe hinunter. Das liegt nicht nur an den Kids, die die Sprache nicht gut können, das liegt am Wahn zu sparen. Früher gab es die Einschulungsklasse, wurde gestrichen. Früher konnte man eine Klasse wiederholen, heute nur möglich mit sehr viel Aufwand und Abklärung. Man sieht, wo das hinführt. Investiert wieder in die Ausbildung und setzt den Sparhammer woanders an. Würde helfen.
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